Bergedorf. Der Anschlag auf die polnischen Gäste bei der Einweihung des Mahnmals für Zwangsarbeiter vor einem Jahr hatte Bergedorf schockiert und Schlagzeilen bis nach Polen gemacht. Am Mittwoch steht nun der Täter vor Gericht.
Ein schwarzer Tag hat nun sein gerichtliches Nachspiel. Am 21. September 2012 attackierte der damals 42-jährige Frank A. aus Lohbrügge acht Gäste einer polnischen Delegation. Bei der Einweihung des Mahnmals zum Gedenken an Zwangsarbeiter am CCB-Fachmarktzentrum besprühte er sie mit Reizgas, verletzte sie.
Ein Jahr später steht der bekennende Rechtsradikale nun vor dem Bergedorfer Amtsgericht. Am Mittwoch, 18. September, 9 Uhr, beginnt der Prozess wegen gefährlicher Körperverletzung, Verstoßes gegen das Versammlungsgesetz und Verbreitens von Propagandamitteln verfassungswidriger Organisationen. Das kann mit einer Haftstrafe geahndet werden.
Psychiatrische Gutachten: volle Schuldfähigkeit
Bereits Monate zuvor hatte sich Frank A. mit einer rechtsradikalen Tat strafbar gemacht. Einem Häftling der JVA Brandenburg schickte er einen Umschlag, der unter anderem Flyer mit schwarzem Hakenkreuz und Juden-Beschimpfungen enthielt.
Nach dem Anschlag auf der Mahnmal-Gedenkfeier wurde Frank A. in die geschlossene Psychiatrie eingewiesen, verbrachte dort drei Tage. Da die Ärzte keine Gefahr für die Allgemeinheit sahen, ist er seitdem auf freiem Fuß. Eine teilweise oder volle Schuldunfähigkeit des Angeklagten ist nach Worten von Staatsanwaltschaft-Sprecherin Nana Frombach nicht zu erwarten: „Anhand der psychiatrischen Gutachten gehen wir von einer vollen Schuldfähigkeit aus, und so ist das Verfahren auch eröffnet.“
Künstler wollen mehr Mahnmale errichten
Die Tat am 21. September hatte Bergedorf schockiert und entrüstet. „Diese Menschen sollten heute eine späte Würdigung ihrer schlimmen Geschichte in Deutschland erfahren“, klagte Pastorin Angelika Schmidt, die die Feierstunde moderiert hatte. „Stattdessen wurden sie nun aufs Neue misshandelt.“ Politiker und Bezirksvertreter äußerten tiefe Betroffenheit, Bergedorfer Künstler gründeten spontan eine Initiative mit dem Ziel, weitere Mahnmale zu schaffen und zu errichten.
Frank A. gilt bei der Polizei als Einzeltäter, gleichwohl kam es erst vor einem Monat nach einem weiteren Besuch der polnischen Gäste bei dem Mahnmal erneut zu einer Schändung. Ein 36-jähriger Bergedorfer zertrat die niedergelegten Blumen, ritzte ein Hakenkreuz in das Mahnmal und urinierte auf die Gedenktafel. Das geschändete Werk des Künstlers Jan de Weryha ist inzwischen restauriert.