Neuallermöhe (cs). Jede vierte Frau macht in ihrem Leben laut Studie des Bundesfamilienministeriums die Erfahrung häuslicher Gewalt.
Übergriffe in Partnerschaften kommen täglich vor - in allen Gesellschaftsschichten. Vor drei Jahren wurde von der Hochschule HAW mit Fachkräften aus der Sozialen Arbeit (Haus der Jugend, Elternschule) und Anwohnern aus Steilshoop das Projekt "StoP" - Stadtteile ohne Partnergewalt - gegründet. Mit großem Erfolg: "Wir wünschen uns Nachahmer in Neuallermöhe", sagt Marion Ellenberger vom Internationalen Bund (IB).
Die Chancen stehen nicht schlecht. Bergedorfs Sozialdezernentin Angela Braasch-Eggert: "Wir finden das Projekt toll und würden es sehr gern in Neuallermöhe unterstützen."
Zur Fotoausstellung "Häusliche Gewalt überwinden - Rosenstraße 76" stellte der IB das StoP-Projekt im KulturA vor. Vier von 28 Ehrenamtlichen erzählten von ihren Erfahrungen: "Wir wollen nicht wegsehen und vor allem die Nachbarschaft stärken", sagt Zubeyde Ilter. Und das ist auch der Kern der Arbeit: Aus Scham und Unsicherheit sprechen geschlagene Frauen häufig nicht über die Probleme. Und das Umfeld guckt weg. Partnerprobleme - das ist Privatsache. "Wir haben festgestellt, dass vor allem Nachbarn oft davon wussten oder es ahnten, aber sich nicht trauten einzugreifen", erklärt HAW-Mitarbeiterin Tanja Chawla (38). Für StoP wurden in Steilshoop Flyer in verschiedenen Sprachen gedruckt, Ehrenamtliche geschult, Gesprächskreise initiiert, Plakate aufgehängt, Info-Veranstaltungen organisiert. Es geht darum, sich gegenseitig zu sensibilisieren, auf seine Mitmenschen zu achten: "Schon ein Lächeln und ein täglicher Gruß kann Barrieren abbauen", erzählt Mariam Koloka. Auch einfachste Mittel helfen: Bei Verdacht einen Flyer in den Briefkasten werfen oder einen StoP-Aufkleber an der Haustür anbringen.
Es gibt viele Wege gegen Gewalt - ein weiterer wird wohl bald in Neuallermöhe gegangen, zeigt sich IB-Mitarbeiterin Verena Deutschmann optimistisch: "Wir brauchen eine Personalstelle und ein Konzept mit vielen Einrichtungen im Stadtteil. Vielleicht können wir das Projekt am Kinder- und Familienhilfezentrum (KiFaz) anbinden." Mitte 2014 könnte es losgehen. "Bis dahin haben wir Stiftungen um Spenden gebeten und können vielleicht aus dem Rise-Programm für Stadtteilentwicklung profitieren."