Bergedorf. Mehrere Tausend Bergedorfer haben am Sonnabend den Stapellauf des Vierländer Ewers am Serrahn gefeiert. Das Holzschiff wurde auf den Namen „Uns Ewer“ getauft.

Streng genommen war der Stapellauf gar keiner - sondern es war ein sogenannter „Stapelhub“. Ein großer Telekran hievte den Ewer am Samstagmittag gegen 12 Uhr vom Werftponton in das Wasser des Serrahns. Als der hölzerne Rumpf am Kranhaken pendelte, schielten die Erbauer neugierig auf die Gewichtsanzeige: stolze 12 Tonnen wiegt das neue schwimmende Wahrzeichen Bergedorfs schon jetzt - noch ohne Mast.

Mehr als drei Jahre und 15.000 Arbeitsstunden Bauzeit

Dann hat der Ewer erstmals Wasserkontakt. Mit dem Heck zuerst taucht der Rumpf zu den Klängen von “Hammonia“ in das Hafenbecken ein. Salutschüsse, Schiffstuten und der Applaus von mehreren Tausend Bergedorfern zeigen: Dies ist ein historischer Moment. Mehr als drei Jahre Bauzeit und weit über 15.000 Arbeitsstunden haben die ehrenamtlichen Schiffsbauer in die Fertigung des Rumpfes nach historischem Vorbild investiert. Entsprechend groß ist die Freude auf dem Werftponton. Mit nur ganz geringer Schlagseite liegt das Boot sicher im Wasser: “Er schwimmt!“ rufen die Erbauer begeistert.

Das Holz stammt aus dem Bergedorfer Gehölz

Zuvor hatten in einem mehr als einstündigen Festakt mehrere Redner die ehrenamtliche Arbeit des Fördervereins Vierländer Ewer gewürdigt. „Dieser Ewer wird als einzigartiger Botschafter unserer Region und Kulturlandandschaft unterwegs sein“, sagte Bezirksamtsleiter Arne Dornquast und wünschte „allzeit eine Handbreit Wasser unter dem Kiel.“ Sein Vorgänger und jetziger Staatsrat in der Senatskanzlei, Christoph Krupp, scherzte: „Der muss jetzt mindestens zehn Jahre halten, sonst müssen wir die Fördergelder an die EU zurückzahlen.“

Da die Eichenplanken aber aus dem Bergedorfer Gehölz stammten, so Krupp weiter, habe er nicht den geringesten Zweifel, dass dieser Ewer auch 100 Jahre lang sicher auf Bille und Elbe schippern werde. Gottes Segen hat das Schiff, dafür sorgte Pastor Baldenius von der St. Petri und Pauli-Kirche.

Schiffstaufe per Fernsteuerung

Bevor der Kran den Ewer an den Haken nahm, taufte Anna Lena Deiters - die Enkelin des Hauptsponsors und Vierländer Sprossenproduzenten (Deiters und Florin) - das Schiff auf den Namen „Uns Ewer“ mit dem Zusatz „De Veerlanner“. Damit die Sektflasche auch ganz bestimmt am Bug des Neubaus zerschellt, hatten die Schiffsbauer eine besondere Fernsteuerung mit Hilfe einer Negerkuss-Wurfmaschine gebaut - es klappte wie am Schnürchen.

600 Namensvorschläge eingereicht: Gewinnerin aus Bergedorf

Den Namen hatte eine Jury aus mehr als 600 Vorschlägen von Lesern der Bergedorfer Zeitung ausgewählt. Sogar aus den USA wurden Vorschläge eingereicht. „Uns Ewer“ hatte die Bergedorferin Ulrike Beiße vorgeschlagen: „Jeder fragt sich doch, was ist das für ein Schiff? Der Name ist die Antwort darauf“, erklärt die 45-jährige Frau des Hausmeisters vom Bergedorfer Rathaus: „Außerdem betont der Name das Wir-Gefühl, die Einheit von Bergedorfern und Vierländern.“

Der Schiffsname stieß bei den Zuschauern und den Erbauern auf ein geteiltes Echo. „Der Name ist perfekt. Klar, eindeutig und einbindend“, meint Ralf Dorn vom Ewerverein. Schiffskonstrukteur Gösta Schwiers dagegen findet ihn „zu profan“.

Der Ewer ist undicht - das muss so sein

Das Holzboot muss nun zunächst „Wasser ziehen“, damit die Planken aufquellen und der Rumpf dicht wird. In den nächsten Tagen beginnt dann der Ausbau: Elektrik, Lenzpumpen und Positionslichter werden installiert. Und der massive Eichenmast muss zu Ende gebaut und an Bord aufgestellt werden.

„Das wird noch einmal ein sehr spannender Moment“, meint Chefkonstrukteur Schwiers: „Der Mast wiegt locker 500 Kilo.“ Im Juli soll „Uns Ewer“ dann auf Jungfernfahrt gehen- zur IGS nach Wilhelmsburg.

Ausführliche Berichte zur Taufe und dem Stapelhub des Ewers lesen Sie in der Printausgabe unserer Zeitung am Montag.