Bergedorf. Die Klempnerei Schellhorn hat schon 1925 bis 1927 am Umbau der Messtorffschen Villa zum Bergedorfer Rathaus mitgewirkt. Auch das zwei Jahre zuvor aufgebrachte und bis heute erhaltene Kupferdach des Turms der Kirche St. Petri und Pauli ist das Werk des Firmengründers Friedrich Schellhorn. Doch das sind nur zwei Werke des Unternehmens, das kommende Woche 100. Geburtstag feiert.
Mitte der 1950er-Jahre schuf Schellhorns Sohn Erich gemeinsam mit einem extra eingestellten Holzschindel-Experten das Dach der Kirche St. Michael auf dem Gojenberg. Und Enkel Fritz Schellhorn, mit 62 Jahren heute Seniorchef des Unternehmens, zeichnet verantwortlich für Turm und "Schildkrötendach" der Franz-von-Assisi-Kirche in Neuallermöhe, das 1993 wieder aus Kupfer entstand.
Bei so viel markanter Geschichte ist es nicht verwunderlich, dass die Chefetage des am 15. April 1913 gegründeten Bergedorfer Traditionsbetriebs längst auch selbst in einem Turm residiert. Den baute Fritz Schellhorn 1987 am damals noch jungen Firmensitz gleich neben dem Sander Damm. Unten zog das Büro des Betriebs ein, oben saßen Junior- und Seniorchef.
Dass dieses Bauwerk draußen gleich in den neuen Betriebsfarben Gelb und Grün verkleidet wurde, zeigt, wer damals schon das Sagen hatte: "Mir war es wichtig, dass wir sichtbar wurden in Bergedorf. Statt grauer Handwerker-Autos hatte ich schon nach unserem Umzug vom Möllers Kamp an den heutigen Firmensitz Anfang der 1980er-Jahre gelbe Fahrzeuge geordert. Aber das war damals fast unmöglich, sodass wir unseren Fuhrpark teils selbst umlackieren mussten", erinnert sich Fritz Schellhorn, der seinerzeit auch den typischen grünen Schriftzug entwarf.
Der Erfolg sollte seiner Strategie Recht geben. Die Zahl der Mitarbeiter wuchs kontinuierlich, hat sich mit gut 40 Mitarbeitern bis heute fast verdreifacht. "Und wir expandieren weiter", sagt Oliver Schellhorn (33), neben seinem Bruder Jan (34) die vierte Generation in der Führungsetage des Familienunternehmens. Schlüssel des Erfolgs ist heute die fachliche Kompetenz - repräsentiert durch die drei Schellhorns, die alle mehrere Meistertitel haben, und drei weitere angestellte Meister. "Zudem legen wir Wert auf das schnelle Bearbeiten von Anfragen und Aufträgen. Und wir bieten von Dacharbeiten über den Sanitär-, Heizungs- und Lüftungsbereich bis hin zu Kellerabdichtungen alles aus einer Hand", fasst Jan Schellhorn zusammen.
Insgesamt 8000 Aufträge werden so pro Jahr erledigt, die meisten davon weit weniger spektakulär als Kirchtürme: "Wir arbeiten für private Auftraggeber sowie Verwalter und Baugenossenschaften im Großraum Bergedorf. Da kann man nur mit Qualität zum fairen Preis bestehen", sagt Fritz Schellhorn, der in seinem Metier weit über Bergedorfs Grenzen hinaus einen Namen hat. Seit 1986 engagiert er sich in diversen Handwerksinstitutionen. Heute ist er Obermeister aller 790 Hamburger Betriebe seines Gewerks. Zudem gehört er dem Vorstand des Deutschen Zentralverbands Sanitär, Heizung und Klima in St. Augustin an.
"Bis zu meinem 70. Lebensjahr werde ich das wohl noch weiter machen", sagt er heute und plant bereits seine Wiederwahl als Hamburger Obermeister für weitere fünf Jahre.
Doch erst wird der 100. Firmengeburtstag gebührend gefeiert: Für Freitag, 19. April, lädt das Unternehmen zum Jubiläumsempfang. Nach dem Festakt für 170 geladene Gäste beginnt um 15 Uhr auf dem Betriebsgelände die Feier für alle Freunde und Kunden.