Bergedorf. Über die Zukunft des Gewerbegebiets Havighorst ist immer noch keine endgültige Entscheidung in Sicht. bei einem Vortrag zu potetiellen Nutzungsmöglichkeiten kamen Spielhallen, Wettbüros und Bordelle ins Gespräch - diese sind in Gewerbegebieten in der Regel zulässig.
. Nein, über das Gewerbegebiet Havighorster Weg im Norden Lohbrügges wird keine rote Laterne gehängt. Ein Vortrag zu den Vorzügen eines „Vergnügungsstättenkonzepts Bergedorf“ hat einen Bogen von Festhallen und Discotheken, über Spielhallen und Wettbüros bis zu Swingerclubs und Bordellen geschlagen. Stadtplanungsausschuss-Mitglieder reagierten mit Verwunderung: „Schlagen Sie tatsächlich vor, dass wir am Havighorster Weg ein Rotlichtviertel einrichten?“, fragte Sven Noetzel (CDU) irritiert.
„Was ist die Alternative, um an anderen Standorten Bordelle zu verhindern?“: Regina Schroeder, Gutachterin der CIMA, hatte mit halbstündigen, von vielen Schaubildern unterstützten Präsentation versucht, Handlungschancen und Grenzen aufzuzeigen. Ihre These: Bergedorf komplett als Sperrbezirk für „sexuelle Dienstleitungen“ auszuweisen, werde nicht funktionieren. Bessere Chancen bestehen für eine restriktive Haltung gegen neue Spielhallen: Im Vergleich zu Hamburg und Bundesgebiet ist Bergedorf bereits überversorgt.
Axel Schneede, Chef der übergeordneten Bauleitplanung im Bezirksamt, warnt: Ohne eine Alternative nennen zu können, werde es schwierig, das Nein zu anderen, potenziellen Bordell-Standorten „juristisch wasserdicht“ zu gestalten. Dass die Politik „nicht nach Gefühl und Wellenschlag entscheiden will“, so Werner Omniczynski (SPD), zunächst beraten will, kommentiert die Verwaltung mit Unbehagen. Schneede: „Wir haben entsprechende Anträge vorliegen.“
B-Planänderungen zur Abwehr sind in Vorbereitung. Die Verwaltung setzt auf ein Konzept, das etwa für Citylagen und Nahversorgungszentren nur freizeitorientierte Vergnügungsstätten wie Kinos und Discotheken zulässt, neben Bordellen und Striptease-Lokalen auch Spielhallen ausschließt.
In Gewerbegebieten sind Bordelle und Co. im Prinzip zulässig – es sei denn, sie können mit guten Begründungen ausgeschlossen werden, erläuterte Regina Schroeder. Da Wohnnutzung oder die Nachbarschaft zu Kitas, Schulen oder sozialen Einrichtungen hier in der Regel nicht greifen, bleiben die ungewollte Ballung von Striptease-Lokalen, Stundenhotels oder Swingerclubs und die Verdrängung anderer Nutzer mit der Folge eine Abwärtsspirale.
Für Schroeder bleibt das Gewerbegebiet Havighorster Weg als potenzieller Standort: Zur Randlage ohne benachbarte Wohnbebauung kommt ein „heterogener Mix mit Vorprägung“, mindestens 50 Prozent sind kein klassisches Gewerbe. Das trifft zu, findet sich dort doch das „Dima Sport-Center“, dessen Zwangsversteigerung erst kürzlich abgeblasen wurde.
Anträge auf eine Dima-Umnutzung liegen nicht vor, versichern unisono Peter Gabriel (SPD), Peter Aue (CDU) und Bezirksamtsleiter Arne Dornquast. „Wir können Bordelle nicht ganz ausschließen“, sagt Gabriel. Aue: „Die Kunst ist, Alternativen zu finden, ohne dass ein Gebiet in schiefes Licht gerät.“
Eine Änderung des bestehenden B-Plans ist nicht das Ziel, im Gegenteil, versichert Dornquast. „Das Gewerbegebiet Havighorster Weg ist das einzige, für das wir entsprechende Anträge nicht ablehnen können.“ Mehrere Betriebe an der Brookkehre genießen jedoch weiterhin Bestandsschutz: Einer ist nach Intervention des Bezirksamtes vor Jahren vom Weidenbaumsweg ins Gewerbegebiet Brookkehre übergesiedelt.