Bergedorf. In welcher Stadt, in welchem Landkreis sind Kinder besonders häufig in Verkehrsunfälle verwickelt?
Darüber führt die Bundesanstalt für Straßenwesen eine Statistik und veröffentlichte gestern ihre Studie, nach der zwischen 2006 und 2010 bundesweit 160 000 Kinder verletzt oder getötet wurden. Der Bericht, der 412 Kreise sowie 11 000 Städte und Gemeinden einbezieht, zeigt ein deutliches Nord-Süd-Gefälle: Im Norden passieren mehr Unfälle als in der Mitte und im Süden Deutschlands.
In Schleswig-Holstein und Niedersachsen verunglücken die meisten Kinder als Radfahrer, in Bayern sind sie häufiger als Mitfahrer im Auto betroffen. "Kinder, die zu Fuß unterwegs sind, verunglücken besonders häufig in Nordrhein-Westfalen und in großen Städten", heißt es im sogenannten Kinderunfallatlas. Während die Fakten für Leipzig und München vergleichsweise erleichternd aussehen, weist der Bericht für Bremen und Hannover besonders hohe Belastungen auf: Je 3,35 von 1000 der dort lebenden Kinder waren in einen Unfall verwickelt. Gleich nach ihnen landet Hamburg mit einem Wert von 3,18 (3593 verunfallte Kinder bis 14 Jahre) auf der Rangliste von 15 Großstädten.
Zum Vergleich ein Blick in die Nachbarschaft: Ein mittlerer Wert von 2,86 wurde dem Kreis Stormarn zugeordnet, das Herzogtum Lauenburg liegt mit 2,60 (jeweils pro tausend Kinder) drunter.
Vieles wird noch genauer aufgeschlüsselt, etwa für Hamburg: In den besagten fünf Jahren verunglückten in der Hansestadt 1052 Kinder in einem Auto - das sind 0,93 von tausend Kindern: Nur Hannover, Köln und Stuttgart weisen höhere Zahlen auf. Zu Fuß waren 1095 Kinder in einen Unfall verwickelt (0,97 von 1000). Drastisch zeigen sich die Zahlen für radelnde Kinder: 1446 verunglückten, das sind 1,28 von tausend Kindern.
Die Bergedorfer Polizei kann zum Glück "in diesem Jahr einen abnehmenden Trend verzeichnen", sagt Hauptkommissar Rainer Wilke, dessen aktuelle Statistik vom 1. November 2011 bis 31. Oktober 2012 sinkende Zahlen vorweist: "Bei 35 Unfällen waren Kinder beteiligt, davon 19 Radler. Im Vorjahr waren es 39 Unfälle mit Kindern, von denen 22 auf dem Rad unterwegs waren." Wilkes Zahlen besagen zudem, dass in diesem Jahr vier Bergedorfer Kinder bei Verkehrsunfällen schwer und 22 leicht verletzt wurden.
"Die Reaktionszeit ist mit fünf Jahren noch doppelt so lang wie bei Erwachsenen", warnt die Deutsche Gesellschaft für Sozialpädiatrie und Jugendmedizin. Das "Jugendwerk unfallgeschädigter Kinder" der Hamburger Polizei hilft Unfallopfern, sich auf der Straße wieder sicher zu fühlen - auch in Bergedorf: Trainiert wird dienstags von 16 bis 17.30 Uhr in der Sporthalle der Schule Leuschnerstraße.