Bergedorf. Das können wahrlich nur Dreijährige: Sarah klettert in die schmale, hölzerne Wandnische und versteckt sich kichernd. Sie hat das Konzept der neuen Kita des Vereins Wabe längst verstanden: Hier kann jeder machen, wozu er Lust hat.

Es gibt keine festen Gruppen, alle können zu den derzeit zehn Erziehern laufen und sich zwischen 7 und 18 Uhr spannende Dinge zeigen lassen. Da gibt es zum Beispiel eine Filz-Werkstatt und ein Kinder-Planetarium, einen Musikraum voller Trommeln und ein helles Kunstatelier, einen Bauraum mit großem Förderkran, die "Literacy-Insel" voller Bücher oder auch den Rollenspielraum - das alles auf 2500 Quadratmetern im dritten Stock am Neuen Mohnhof.

"Das ist ein absoluter Traum hier, eine Vier-Sterne-Kita de luxe", schwärmt Sarahs Mutter Melanie Winkelmann, die ihre Tochter seit vier Wochen hier glücklich sieht: "Durch die lange Verzögerung mussten viele Eltern ihre Kinder woanders anmelden. Und so hatten wir Glück."

Bauverzögerungen sorgten für Ärger: Statt im Herbst, konnten die ersten Kinder erst im Februar kommen. "Dieses Haus anzufassen, war ein absolutes Abenteuer. Ich bitte um Entschuldigung, dass wir nicht rechtzeitig fertig wurden. Aber gemeinsam mit der Hamburger Sparkasse konnten wir auch die Finanzkrise durchstehen", sagte dann auch Investor Karl-Dieter Broks, Geschäftsführer der IPB Projektgesellschaft, gestern bei der offiziellen Einweihung.

Allein der Verein Wabe hat 1,3 Millionen Euro investiert. "Wir sind ein Risiko eingegangen, haben neue Felder betreten, und es hat Riesenspaß gemacht", meint der Vorstandsvorsitzende Peter Maaß und ist sich mit Bergedorfs Sozialraummanager Sven Dahlgaard einig: "Es ist toll, dass die Kinder hier aufs Dach gestiegen sind. In Bergedorf ist Kinderlärm erlaubt."

Bloß von der Dachterrasse ist noch kein Lärm zu hören, sie ist noch immer gesperrt: "Wegen Nachtfrösten konnte der Fallschutz-Boden noch nicht fertig werden", erklärt Uta Haubrich. Die Architektin hat die 400 Quadratmeter große Außenfläche unter dem Motto "Himmel und Erde" gestaltet, mit einer begehbaren Kartoffel und großen Grashalmen, einem Kletter-Gebirge, einer Bewegungsbaustelle und vielen Mulden. "Es gibt hier eine Matscherei, eine Kneterei und eine Erzählerei", erklärt die Architektin die verschiedenen Bereiche, die - trotz Blick auf Bergedorfs Dächer - alle kindersicher sind: "Über den großen Lichtschacht in der Mitte werden wir noch ein Netz spannen", verspricht Kita-Leiter Christof Jonczyk, dem Bewegung und gesundes Bio-Essen zur Gesundheitsförderung besonders am Herzen liegen.

Zu den Kindern, die bereits die Wabe-Kita im Lichtwarkhaus besuchten, gehört der fünfjährige Laurien. Dessen Mutter Anna-Leena Ferentinos schwärmt: "Die Erzieher arbeiten grandios, fördern motorische Fähigkeiten und gehen auf die individuellen Bedürfnisse der Kinder ein."

Der Verein Wabe wurde übrigens erst vor zehn Jahren in Hamburg gegründet. Heute betreut er mehr als 1200 Kinder in drei Horten, fünf Pädagogischen Mittagstischen und 15 Kindertagesstätten. "Alle Kitas sind mit dem Qualitätssiegel des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes Hamburg zertifiziert", betont Pressesprecherin Claudia Janson.