Bergedorf. Das Bethesda Krankenhaus Bergedorf (BKB) stellt sich neu auf. Mehrere Chefarztwechsel und Pläne für eine neue Abteilung sind die auffälligsten Veränderungen. Mit Dr. Martin Keuchel (52) hat gerade ein neuer Chef die Innere Medizin übernommen.

Er will in Bergedorf auch seine bisherige Forschungstätigkeit fortsetzen.

Tatsächlich hat das BKB binnen eines Jahres drei von vier bisherigen Chefärzten verloren. "Menschen sorgen sich, fragen, was dies zu bedeuten hat. Aber es handelt sich im wesentlichen um einen Generationswechsel", sucht Bethesda-Geschäftsführerin Margret von Borstel Befürchtungen zu zerstreuen. Das BKB beschäftige derzeit sogar mehr Mediziner als im Stellenplan vorgesehen.

Nach Dr. Theo Piegler (Psychiatrie), der mit 65 Jahren ausgeschieden ist, und Prof. Tammo von Schrenck, der aus persönlichen Gründen wechselte, hat nun auch Dr. Helmut Corterier das Bethesda verlassen. Der 62-Jährige war mit gut 21 Jahren der dienstälteste Chefarzt am BKB, hat in seiner Zeit in der Frauenklinik mehrere Tausend Bergedorfer ans Licht der Welt geholt.

Für den Ruhestand fühlt Corterier sich noch viel zu jung: "Nur Golfspielen ist nichts für mich." Daher steigt er in ein neues modernes Präventionszentrum am Neuen Wall nahe der Alster ein. Sein Nachfolger werde erst im Frühjahr 2011 anfangen, solange wird der leitende Oberarzt Dr. Heinz Nierling die Frauenklinik führen, sagt von Borstel. Wie im Falle Dr. Keuchel beharrten andere Krankenhäuser immer häufiger auf Einhaltung der Kündigungsfristen.

Keuchel ist Internist und Gastroenterologe. Er war Jahre als Leitender Oberarzt in Altona tätig. Der Wechsel vom Westen in den Osten Hamburgs, von einer großen Fachabteilung auf den Stuhl des Chefs der gesamten Inneren Medizin in Bergedorf, ist ihm leicht gefallen. Er lebt mit Frau und zwei Kindern im Bergedorfer Umland, freut sich auf ein breites Aufgabenspektrum, "auf familiäre Atmosphäre und kurze Wege: Hier braucht man nicht immer neue Projektgruppen, um etwas zu bewegen".

Mit Keuchel ist ein Mediziner, der maßgeblichen Anteil an der Fortentwicklung der Videokapsel-Endoskopie hat. Eine gegen Verdauungssäfte gekapselte Mini-Videokamera wird vom Patienten geschluckt, sendet beim Weg durch dessen Verdauungstrakt Bilder zu einem Aufnahmegerät. Besonders bei anders nicht zu klärenden Blutungen und für die Untersuchung des endoskopisch kaum erreichbaren Dünndarms leisten die Videokamera-Kapseln unschätzbare Dienste. Die Technik ergänzt die im BKB erprobten endoskopischen Untersuchungen und Therapien von Speiseröhre, Magen, Dickdarm sowie der Gallenwege und Bauchspeicheldrüse. Keuchel: "Ich will am Bethesda, neben meinen anderen Aufgaben, meine Arbeit an der Videokapsel- Endoskopie fortsetzen."

Einem Fortsetzungsroman gleicht inzwischen der Kampf der Klinik um die Zertifizierung des Schlaganfallzentrums. Seit Jahren mit großem Erfolg in Betrieb, haben die Pleite der Zertifizierungsgesellschaft und immer neue Forderungen das Verfahren bis heute verzögert. Von Borstel gibt nicht auf: "Wir haben jetzt alles beisammen, zum kommenden Jahr klappt es." Zuvor fällt die Entscheidung über Hamburgs neuen Krankenhausbedarfsplan: Er sieht fürs BKB zusätzlich eine Geriatrie mit bis zu 30 Betten und Tagesklinik vor.