Bergedorf. Gelegentlich trägt Michael Dürre (65) auch bei der Arbeit sein schrilles T-Shirt mit der Aufschrift “Yippie Yippie Yeah“. Fast alle jungen Menschen wissen, wofür diese Worte stehen: Sie stammen aus dem Refrain der Party-Hymne “Remmidemmi (Yippie Yippie Yeah)“ der aus Bergedorf stammenden Band “Deichkind“.

Michael Dürre dürfte zu den ältesten Fans der abgedrehten Gruppe gehören, genau wie seine Frau Eva-Maria (63). Mit ihr hat der Betreiber des Fachgeschäftes "Haushaltsgeräte-Service und -Verkauf Michael Dürre" am Weidenbaumsweg 38 bereits ein halbes Dutzend Konzerte der Tech-Rapper besucht, zuletzt im September in Oberhausen. Die große Verbundenheit hat einen besonderen Grund: Michael und Eva-Maria sind die Eltern von "Deichkind"-Rapper Sebastian Dürre (33), Spitzname "Porky".

Zu dem Konzert in Oberhausen, bei dem auch "Fettes/Brot" und "Nobelpenner" auftraten, waren neben dem Ehepaar Dürre auch deren älterer Sohn André (38) und dessen Geschäftsfreunde gekommen. "In der Arena waren etwa 10 000 Besucher. Die sind total ausgeflippt. Das war beeindruckend", sagt Eva-Maria Dürre. "Wir hatten Backstage-Pässe, haben mit den Bands nach der Show gefeiert." Inzwischen kennen die Eheleute auch die Familien und engen Freunde der anderen "Deichkinder". Michael Dürre: "Wir treffen uns immer mal bei Auftritten."

Eva-Maria Dürre war vor ihrem ersten "Deichkind"-Konzert skeptisch: "Ich hätte nie gedacht, dass die mich so begeistern würden. Die Auftritte sind ja richtige Inszenierungen. Dabei tragen die Musiker Kostüme, die nur aus Plastik und Müll bestehen."

Die Dürres sind immer wieder überrascht, wie bekannt die Gruppe ist: "Eine Bekannte hat lange in Südamerika gelebt. Die kannten die 'Deichkind'-Lieder dort auch. Selbst in Tunesien lief 'Remmidemmi' in der Touristen-Disco."

Wieso Sebastian Dürres Spitzname "Porky" ist? "Nicht weil er ein kleines Ferkel ist", sagt sein Vater schmunzelnd. "Er hat einen blassen Teint, deshalb haben seine Bandkollegen ihn so getauft. Dass er gern mal ein Bierchen trinkt, muss er von seiner Mutter haben. Die feiert gelegentlich auch gern mal." Auch dass Musik die Leidenschaft des 33-Jährigen ist, liegt in der Familie: "Seine Urgroßeltern väter- und mütterlicherseits waren gute Musiker", sagt Michael Dürre, der früher selbst als DJ Geburtstage und Feiern seines Sportvereins beschallt hat. "Ich bin ein alter Hi-Fi-Freak. Es muss ordentlich krachen", sagt er.

Deswegen steht er den basslastigen, oft abgedrehten Liedern der Kinder vom Deich aufgeschlossen gegenüber: "Viele Menschen meines Alters können damit nichts anfangen, einige sind verbohrt und sprechen von 'musikalischer Umweltverschmutzung'. Aber das ist intolerant und falsch. Pop, Jazz und Klassik - alles hat seine Berechtigung", sagt der 65-Jährige.

Eigentlich wollten Eva-Maria und Michael Dürre, dass ihr Sohn "einen anständigen Beruf erlernt". Doch die Ausbildung zum Elektriker brach der Junior nach sechs Monaten ab, besuchte stattdessen Musikhochschulen in Groningen und Amsterdam. Dort studierte er Bass und Klavier. Anschließend arbeitete "Porky" als Berufsmusiker, begleitete unter anderem Ronan Keating bei "Wetten, dass . . . ?"oder gab etliche Konzerte mit dem Popbarden Ben und "Jansen & Kowalski". Vor drei Jahren wurde er festes Bandmitglied bei "Deichkind". Dort ist Sebastian Dürre nicht nur als Rapper und Bassist gefragt, sondern auch als Texter und Komponist. Derzeit sehen die Eheleute ihren jüngeren Sohn nur selten: "Er ist mit der Band viel in Berlin, hat sich dort ein Zimmer genommen. Die Jungs arbeiten an neuen Liedern", sagt Michael Dürre.

Der Popsong "Luftbahn", der viel im Radio gespielt wurde, ist der "Deichkind"-Lieblingstitel von Eva-Maria Dürre. Ihr Mann steht auf "Remmidemmi (Yippie Yippie Yeah)". Auch das Lied "Dicke Bäuche" mag er. "Das hat Sebastian geschrieben. Ich weiß auch, an wen er dabei gedacht hat", sagt er und grinst.