Lohbrügge. Künstler, Musiker, Tanz- und Theaterpädagogen stehen schon in den Startlöchern: Noch im ersten Halbjahr 2011 soll das Lohbrügger „Kinder- und Jugendkulturhaus“ (Kiku) auf 300 Quadratmetern öffnen.

In der ehemaligen Kulturkneipe „Spectrum“ am Lohbrügger Markt können künftig bis zu 26 Schulklassen jährlich werkeln, schreiben, singen und Stücke aufführen – und das mitten in der Unterrichtszeit.

Das Konzept stammt von Ortrud Schwirz und Thomas Ricken vom Lola-Team, die seit April 2008 davon träumen, einen außerschulischen Lernort anzubieten, „um Schülern über Kultur Chancen zu bieten, sich zu entwickeln“. So sind es nicht Lehrer, sondern Honorarkräfte, die einzelne Projekte anbieten werden – die Schulen tragen jeweils 20 Prozent der Kosten.

Die Idee, Schul- und Kulturpolitik mit Stadtteilentwicklung zu verquicken, hat Modell-Charakter: „Wir danken für den gemeinsamen Mut und freuen uns, dass alle Behörden mitziehen“, sagt das Lola-Team und überreichte am Mittwoch dem Chef der GAL-Bürgerschaftsfraktion, Jens Kerstan, einen Blumenstrauß. Denn seine Fraktion schaffte es, dass 265.000 Euro aus dem Investitionsfonds Hamburg 2010 in das Kiku fließen – „damit ist die letzte Finanzierungslücke geschlossen“, sagt Kerstan.

Viele Hände beteiligen sich an der Finanzierung: Zunächst hatte der Bezirk erfolgreich beantragt, das Projekt ins Programm der integrierten Stadtteilentwicklung aufzunehmen. So ist es möglich, dass die Lawaetz-Stiftung das seit Jahren leerstehende Haus kaufen und an die Lola weitervermieten kann. „Der Vertrag ist noch nicht unterschrieben, aber wir sind zuversichtlich“, sagt Schwirz, die sich nun in Rechtsfragen beraten lassen, vielleicht für das Kiku eine gemeinnützige GmbH gründen wird.

Sobald am 8. September der Hamburger Lenkungsausschuss endgültig grünes Licht gibt, wird mit der Spendenakquise begonnen. Kalkuliert werden jährliche Betriebskosten von 190.000 Euro: Zwei Drittel sollen auf Projekte fallen, ein Drittel auf Verwaltung und Organisation. „Wir werden lediglich die Nebenkosten zahlen müssen, die Stadtentwicklungsbehörde gibt uns einen Mietzuschuss“, sagt Ricken und freut sich, dass die Behörde für fünf Jahre die Fehlbedarfsfinanzierung zugesagt hat.

Auch die Kulturbehörde ist im Boot und gibt viermal 50.000 Euro für den Ankauf und den Ausbau des Hauses. Nicht zuletzt beteiligt sich auch die Schulbehörde, die eine zusätzliche Sprachförderung insbesondere für Drittklässler mit ausländischen Wurzeln bezahlt – schon jetzt ab dem laufenden Schuljahr. Zusagen von Lohbrügger Schulen liegen bereits vor.

  • Dass das Lohbrügger Kiku großen Anklang finden wird, ist nach einer Studie namens „Kulturpolitik für Kinder“ zu erwarten: Im Auftrag der Stiftung der Universität Hildesheim kommt Kulturwissenschaftler Prof.Wolfgang Schneider zu dem Ergebnis, dass Kinder möglichst früh an Theater, Kunst, Literatur und Musik teilhaben sollten. Dafür seien eigenständige Konzepte notwendig. Im Ländervergleich schreibt hierbei Schneider der Hansestadt Hamburg eine Vorreiterrolle zu. Details der Studie stellt Schneider am Freitag, 3. September, der Kulturbehörde vor.