Bergdorf (upb). Das Herz des Lichtwark-Heftes und des Bergedorfer Arbeitskreises der Genealogischen Gesellschaft hat aufgehört zu schlagen. Am Mittwoch ist Harald Richert nach langer Krankheit verstorben. Er wurde 88 Jahre alt.

Der gebürtige Schlesier lebte mehr als 50 Jahre in Bergedorf und zählt fraglos zu den bedeutendsten Heimatforschern im Bezirk. Seine Prämisse, historische Zusammenhänge präzise aufzuklären, brachte ihm sogar den Spitznamen "Blutegel-Richert" ein. Hintergrund: Ein Artikel im Lichtwark-Heft, in dem er den schwunghaften Blutegel-Fang und -Handel im 19. Jahrhundert beschrieb.

Was bei seinen zahllosen Veröffentlichungen, darunter das Bergedorfer Stadtteil-Lexikon, leicht in Vergessenheit gerät: Eigentlich war Harald Richert Lehrer. Ausgebildet in Südhessen kam er 1957 nach Bergedorf, wo er mit seiner Familie an der Wentorfer Straße wohnte, aber an der Schule Altengamme arbeitete. 1983 wurde er als stellvertretender Schulleiter pensioniert.

Fast nahtlos schloss sich sein Engagement für den Lichtwark-Ausschuss und dessen historisch-kulturelle Jahresschrift "Lichtwark-Heft" an, deren Redakteur er seit 1986 war. Richert wurde zum Motor des Blattes, schrieb diverse Aufsätze selbst aber begeisterte auch viele andere Autoren für Veröffentlichungen in "Bergedorfs Kult(ur)-Magazin".

Gleichzeitig verschrieb er sich der Familienforschung im Dienst der Genealogischen Gesellschaft. Seit 1968 Obmann des Bergedorfer Arbeitskreises, spürte er unzählige Stammbäume auf. Und er machte aus der Bibliothek der Genealogen im Schloss die zweitwichtigste Adresse für Familienforscher in der Hansestadt - neben dem genealogischen Zentralarchiv an der Alsterchaussee. 48 000 handgeschriebene Karteikarten, viele von Richert verfasst, erschließen die Tausenden Bücher und Ordner, die sich im Schloss auf 100 laufenden Regalmetern drängeln.

Es ist Harald Richert hoch anzurechnen, dass er diese Schätze nie als seinen Privatbesitz angesehen hat. Im Gegenteil: Als es ihm gesundheitlich schlechter ging, hat er sein Werk in jüngere Hände übergeben. So liegt die Verantwortung für das Lichtwark-Heft heute beim Allermöher Verlag HB-Werbung. Die Leitung der Genealogen übernahm die Trittauerin Sabine Paap.