Bergedorf. Während der Fahrt der Dampflok “Karoline“ am Sonntagmittag hat der Museumszug kurz vor dem Bahnhof Bergedorf ein Auto gerammt. Der Passat war an offener Strecke zu dicht an den Schienen abgestellt, der Zugführer konnte nicht mehr rechtzeitig bremsen. Verletzt wurde niemand.
Der Unfall erteignete sich Sonntagmittag um kurz nach 13 Uhr. Der Sonderzug, gezogen von der historischen Dampflok "Karoline", schnaufte aus Geesthacht Richtung Bergedorf. Wenige hundert Meter vor dem alten Bergedorfer Bahnhof am Neuen Weg, hatte ein Autofahrer seinen VW-Passat gefährlich dicht an der Bahnstrecke geparkt - zu nahe. Als der Lokführer das Hindernis entdeckte, war es bereits zu spät. Mit einem lauten Krachen kollidierte die Dampflok mit dem abgestellten Pkw.
Obwohl der Zug nur mit geringer Geschwindigkeit unterwegs war, schleuderte der Passat herum, die Heckscheibe splitterte, an der hinteren linken Ecke hat das Auto eine große Delle. Glücklicherweise war der Kombi nicht besetzt, es wurde bei dem Aufprall niemand verletzt. Auch der Sachschaden an der historischen Lok hält sich in Grenzen. "Ein metallenes Trittbrett wurde abgerissen, sonst verursachte der Aufprall nur Kratzer im schwarzen Lack", sagte Hermann Scharping, der Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft Geesthachter Eisenbahn: "Das haben wir schnell wieder repariert."
Der Lokführer leitete umgehend eine Schnellbremsung ein. Die Berufsfeuerwehr Bergedorf und die freiwilligen Helfer aus Bergedorf rückten an, vorsorglich mit einem Rettungswagen. Zudem wurde die Bahnpolizei informiert. Geschockt kam der Besitzer des stark demolierten Autos mit Bekannten an die Unfallstelle geeilt. Er hatte nicht damit gerechnet, dass die verschneite Schienenstrecke noch befahren wird.
Die Fahrgäste im voll besetzten Museumszug mussten sich in Geduld üben. Eine knappe Stunde dauerte die Unfallaufnahme auf freier Strecke. "So können wir das tolle Ambiente hier im Zug noch ein wenig länger genießen", nimmt Heike Rücker den Zwangsaufenthalt gelassen. Ihre Söhne Jannes und James beobachteten derweil interessiert die Polizei bei der Unfallaufnahme. Von der Notbremsung haben sie kaum etwas mitbekommen: "Wir waren ja nicht schnell." Lediglich einige Schoko-Weihnachtsmänner wurden geköpft, weil sie beim Bremsen durcheinanderpurzelten.
Um kurz nach 14 Uhr traf der Zug dann in Bergedorf ein. Da die Lok technisch völlig in Ordnung ist, konnten die am Nachmittg geplanten Fahrten stattfinden. Die Dampflok "Karoline" ist fast 60 Jahre alt, an sechs Wochenenden im Jahr zieht sie den Sonderzug zwischen Bergedorf und Geesthacht. Die historische Lok war an diesem Wochenende zum letzten Mal in diesem Jahr unterwegs - mit einem Weihnachtsmann im Zug. Die Gelegenheit, durch die winterliche Landschaft zu dampfen, haben viele Eisenbahnfans genutzt.
Bilanz 2012: Karoline begeistert mehr als 10.000 Fahrgäste
Sechs Lokomotiven besitzt die Arbeitsgemeinschaft Geesthachter Eisenbahn (AGE) – doch das Zugpferd für die Gäste ist und bleibt Dampflok „Karoline“. Am Sonnabend und Sonntag zog die mittlerweile 68 Jahre alte Nassdampftenderlok, die teilweise unter Denkmalschutz stehenden Waggons der AGE nach Bergedorf und zurück. Ein Knochenjob vor allem für Ingolf Höhse und Peter Schmugge, die kräftig Kohle ins Feuerloch schaufeln mussten, um den Kessel auf Temperatur zu bringen.
„Wir sind mit dem Jahr zufrieden, wir hatten mehr als 10.000 Fahrgäste bei unseren planmäßigen Fahrten und in mehreren Sonderzügen“, bilanziert der AGE-Vorsitzende Hermann Scharping. Über den Fahrpreis ist es dem Verein möglich, die historische Technik in Schuss zu halten. Scharping: „Sehr zu pass gekommen sind uns in diesem Jahr Filmaufnahmen für den ZDF-Krimi Stubbe. Dafür haben wir von der Produktionsfirma ein paar Euro bekommen, das hilft uns sehr.“
Doch nicht nur Geld, auch helfende Hände fehlen dem Verein nach wie vor. „An der alten Technik gibt es natürlich immer etwas zu tun“, sagt Christian Pries, der gemeinsam mit Manfred Schulz als Lokführer im Einsatz ist. Pries: „Jetzt in der Winterpause ist es bei kalten Temperaturen natürlich nicht so angenehm, mit Eisen zu arbeiten, und auch Farben sind nicht so gut aufzubringen. Aber wir werden uns den Ofen in der Werkstatt anheizen und einige kleinere Dinge reparieren.“ Wer mitmachen möchte, ist immer sonnabends im Lokschuppen der AGE an der Dünenstraße willkommen. Gerade werden ein historischer Waggon und eine Dampflok aufgearbeitet. Beide sollen wieder in Dienst gestellt werden.
„Karoline“ hat am Sonnabend die jährliche Außenbeschau durch einen Mitarbeiter des TÜV erfolgreich überstanden. Für die Fahrtermine 2013 hat sie erneut den Segen bekommen. Am 29. und 30. März, am 18. und 19. Mai, am 22. und 23. Juni, am 7. und 8. September, am 5. und 6. Oktober sowie am 21. und 22. Dezember wird der Museumszug im kommenden Jahr zu seinen Fahrten nach Bergedorf starten.
1975 hatten Eisenbahn-Fans um Scharping die AGE gegründet und in ganz Deutschland ehemalige Waggons der Bergedorf-Geesthachter-Eisenbahn aufgetrieben und nach Geesthacht überführt. 1976 setzten sie den ersten Museumszug ein, 1981 zog „Karoline“ zum ersten Mal die Waggons über das Gleis. Außer den sechs Loks besitzt der Verein heute auch 17 Waggons, die teilweise mehr als 100 Jahre alt sind.