Bergedorf. Das Villengebiet ist so groß, dass es um 1918 vier Fünftel der gesamten Bergedorfer Stadtfläche bildete. Seine Zukunft ist jetzt Thema des vierten Architektur-Dialogs.
Das Bezirksamt und der Bund deutscher Architekten laden für Donnerstagabend in die Schulaula an der Ernst-Henning-Straße ein. Von 18.30 Uhr an geht es um die architektonische Schatzkammer des Bezirks und deren denkmalgerechte Erhaltung – trotz Modernisierungswünschen.
Einerseits besteht vielfach der Wunsch nach An- und Umbauten, zugleich sollen die großen Grundstücke erhalten bleiben, um den Charakter des Villengebietes zu wahren. Auch bleibt die Frage, wie sich eine gründerzeitliche Villa wirtschaftlich nutzen lässt: Schließlich besagt die Landhausverordnung, dass in den mächtigen Bauwerken maximal zwei Wohnungen erlaubt sind. „Und das ist nicht mehr marktgemäß. Daher überlegt die Bezirksversammlung, eine Wohnung pro 180 Quadratmeter Wohnfläche zuzulassen“, sagt Bezirksamtsleiter Christoph Krupp, der das Thema behutsam angehen will. Denn: Wo es mehr Wohnungen gibt, werden auch mehr Stellplätze gebraucht. Und so laufen die Gärten Gefahr, mit Carports zugestellt zu werden.
„Ein solch hässlicher Anblick schädigt die Nachbarn. Das sieht man beim Neubau am Reinbeker Weg, wo der ganze Garten voller Carports ist“, kritisiert Dr.Ralf Lange. Der aus Glinde stammende Kunsthistoriker, der beim Speicherstadtmuseum arbeitet, wird Donnerstagabend den Vortrag halten. Der 48-Jährige plädiert für ein maßvolles Nachverdichten, um die Exklusivität des Villenviertels nicht zu gefährden: „Eine anspruchsvolle Immobilie braucht eine adäquate, hochrangige Nutzung. Es ist ein mittelbürgerliches Viertel etwa für stilbewusste Ladenbesitzer, Rechtsanwälte und Professoren“, sagt Lange und appelliert an den Idealismus der Besitzer: „Statt viele kleine Wohnungen zu bauen, sollte man lieber etwas länger auf den Interessenten warten, der 280 Quadratmeter sucht. Das klappt in den Villenvierteln von Volksdorf und Großflottbek schließlich auch.“
Und so hofft Lange, die Politik opfere diesen „einzigartigen, kulturhistorischen Schatz“ nicht kurzfristigen wirtschaftlichen Interessen: „Nur Exklusivität sichert den Erhalt des Villenviertels.“
- Lesen Sie in der Mittwoch-Ausgabe der Bergedorfer Zeitung/Lauenburgische Landeszeitung mehr über dieses Thema am Beispiel der alten Penndorf-Villa, Baujahr 1908.