Hamburg. Der Eichbaumsee bleibt auch 2022 gesperrt. Trotz vieler erfolgloser Rettungsversuche fließt weiter Geld in das Gewässer.
Mit einer Freigabe des Eichbaumsees als Badegewässer dürfte auch in diesem Sommer wegen der Gesundheitsgefährdung durch die Blüte von Blaualgen (Cyanobakterien) nicht zu rechnen sein. Das ehemals beliebteste Badegewässer der Stadt ist seit den 1990er-Jahren zeitweise und seit 2007 Jahr für Jahr wegen Blaualgen für den Badebetrieb gesperrt – bis heute. Eine Änderung des schlechten Zustands des Sees ist nicht in Sicht.
Deshalb forderten Bergedorfer Politiker aus CDU, SPD und von den Grünen schon vor Jahren, den See aus der Liste der EU-Badegewässer zu nehmen. Dadurch würden Kosten gespart und könnte den Menschen reiner Wein eingeschenkt werden. Doch die Umweltbehörde lehnt diese Forderung ab und unterzieht den See weiterhin einem Monitoring, entnimmt also regelmäßig Wasserproben, um dessen Qualität zu untersuchen. Dies stößt bei der Politik auf Unverständnis.
In die Rettung des Eichbaumsees flossen schon mehr als 1,6 Millionen Euro
Es sei ein Verlust für Hamburg, den Eichbaumsee als Badegewässer ganz aufzugeben, betonte die Umweltbehörde in der Vergangenheit. Folge einer Abmeldung wäre, dass der Eichbaumsee nicht mehr den entsprechenden Vorschriften unterläge. Heißt: nicht mehr den Mindestanforderungen an die Qualität des Wassers, der Überwachung und Bewirtschaftung. Seit 1990 wurde immer wieder versucht, den See zu retten: Weder Umwälzpumpe, Hecht-Besatz, Aluminiumsulfatlösung noch Tiefenwasserbelüftungsanlagen oder mehr als 200 Tonnen phosphorbindendes Bentophos konnten die hohe Algenkonzentration verhindern. Kosten: mehr als 1,6 Millionen Euro.
Studierende der Universität Kiel hatten den Phosphatgehalt des Sees zwischen Moorfleeter Deich und Dove-Elbe untersucht. Die Ergebnisse, die Anfang 2020 vorlagen, zeigen, dass der hohe Phosphatgehalt mit dem Grundwasser in den See eingetragen wird, Phosphat also kontinuierlich nachströmt. Dadurch bilden sich die Blaualgen. Die Phosphatgehalte im Grundwasser seien auf die natürliche Zusammensetzung des Marschbodens (Klei) zurückzuführen.
Stadt will See als Badegewässer erhalten
Die Entscheidung, den Eichbaumsee nicht von der Liste der Badegewässer zu streichen, sei zwischen Umweltbehörde und Bezirksamt abgestimmt, teilt Renate Pinzke mit. „Der Eichbaumsee ist für uns weiterhin ein potenzielles Badegewässer. Nach wie vor möchten wir es den Bürgern und Bürgerinnen ermöglichen, in möglichst vielen offiziellen Badegewässern zu baden, in denen die Qualität regelmäßig untersucht wird“, sagt die Sprecherin.
Wegen der „guten bakteriologischen Ergebnisse im Eichbaumsee, die für eine Einstufung als Badegewässer entscheidend sind“, werde in der Umweltbehörde davon ausgegangen, dass das Baden im Eichbaumsee in einigen Jahren wieder möglich ist. Diese geringen Bakterien-Vorkommen hätten aber mit der Blaualgen-Problematik nichts zu tun.
Kosten von 1500 Euro im Jahr
Dabei hätten sich die Werte, die im Zusammenhang mit Belastungen durch Blaualgen stehen, nicht verbessert, teilt die Sprecherin mit. Durch steigende Wassertemperaturen im Sommer und hohe Nährstoffgehalte sei die Wahrscheinlichkeit einer Blaualgenblüte immer gegeben. Es würden weiterhin Untersuchungen durchgeführt, um die Dynamik der Konzentration der Cyanotoxine einzuordnen und abzuschätzen. „Von Mai bis September wird das Wasser alle drei Wochen untersucht“, informiert Renate Pinzke. Diese Kontrollen würden jährliche Kosten von rund 1500 Euro verursachen.
„Wir Grünen freuen uns über jede Möglichkeit, Naherholung gerade auch im Landgebiet attraktiv zu machen. Dazu gehören natürlich Badeseen. Wir haben während der Pandemie gesehen, wie wichtig stadtnahe Erholung ist“, sagt Heribert Krönker von den Grünen. Der Eichbaumsee sollte auf der Liste der EU-Badegewässer bleiben, „weil dann gewährleistet ist, dass vor den Gefahren des Badens dort offiziell und behördlich gewarnt werden kann“.
FDP regt temporäre Sperrungen des Sees an
Stephan Meyns (FDP) verweist ebenfalls auf die große Bedeutung der Badeseen in der Corona-Krise. Ein Freigeben des Eichbaumsees zum Baden „könnte die Situation an den verschiedenen Seen entzerren“. Weniger Verkehrschaos an den anderen beliebten Badeseen könnte eine positive Folge sein. Die Bergedorfer FDP sei dafür, dass der See auf der Liste der Badegewässer bleibt.
Meyns regt temporäre Sperrungen an. In der warmen Jahreszeit sollte der See von Woche zu Woche zum Baden freigegeben werden, sofern die gemessene Blaualgen-Konzentration dies erlaube. „Natürlich müsste der See dann während der Badesaison besonders gründlich beprobt werden, damit schnell reagiert und gegebenenfalls kurzfristig gesperrt werden kann.“
Umweltbehörde prüft Möglichkeiten, um den See zu öffnen
Doch die Dynamik des Blaualgenauftretens könne bislang von den Fachleuten noch nicht richtig eingeschätzt werden, wie Renate Pinzke betont. „Wir können erst eine zeitweise Öffnung des Sees anstreben, wenn wir ausreichend Zeitspannen im Jahr feststellen, in denen das Auftreten der Blaualgen als sehr gering bewertet wird.“
Die Realisierung entsprechender Bewirtschaftungsmaßnahmen – etwa eine engmaschige Überwachung während der Badesaison –, um den See generell für das Baden zu öffnen, sei aber weiter in Prüfung, sagt die Sprecherin der Umweltbehörde.
Phosphat im See durch Bau der A 25
Jörg Froh (CDU) will einen Referenten der Umweltbehörde in den Regionalausschuss einladen, „um zu klären, wie das weitere Vorgehen ist und ob weitere Tausende Euro in den See investiert werden sollen“. Es gehe grundsätzlich darum, ob der See gerettet werden soll oder nicht. „Wenn man das will, dann muss man ein paar Millionen in die Hand nehmen und einige Tausend Kubikmeter sauberen Sand reinschütten.“
Denn das Phosphat ströme mit dem Grundwasser ein, weil einst für den Bau der Autobahn 25 zu viel Sand ausgebaggert worden sei – „und das nicht rund, denn er hat seitdem Riefe“. Dadurch könne sich der See nicht regenerieren.
Alternativ sei der Eichbaumsee von der Gewässerliste zu streichen. Froh: „Dann sollte man den See zur Dove-Elbe hin öffnen“, sagt Froh. Dann käme Bewegung rein, könnten sich dort wenigstens Surfer und Paddler vergnügen. Das Phosphat würde ausgespült und sich in der Dove-Elbe verteilen. Froh: „Wir wollen endlich Nägel mit Köpfen machen.“