Themen: Parkplätze fallen weg +++ Vom Verhältnis zwischen Patient und Arzt +++ Passagierzahlen steigen
Angsteinflößend
21. November: Die Dramaqueen der deutschen Politik
Es heißt gemeinhin, dass insbesondere die sozialen Medien die politische Debatte übermäßig anheizen und teilweise hysterisch werden lassen. Hajo Schumacher mischt da jetzt auch mit. Was ist „Dramatisches“ geschehen? Die SPD muss sich für den Wahlkampf auf die Schnelle in Stellung bringen. Und da gibt es in dieser Partei mit ihren ca. 370.000 Mitgliedern tatsächlich Gliederungen und Personen, die fragen, ob Olaf Scholz der richtige Kandidat sei oder eher Pistorius. Man könnte, wenn man diesen Vorgang mit Nüchternheit betrachtet, auf die Idee kommen, es handelt sich dabei um eine übliche demokratische, parteiinterne Debatte um den besten Weg zum Erfolg. Natürlich ist dieses Geschehen spannend und berichtenswert. Liest man den Text von Schumacher, könnte man aber annehmen, hier ginge es um die Beschreibung des Verhaltens eines Monsters, welches sich Partei nennt. Er berichtet von leeren Augen, politischer Hinrichtung, ekstatischer Selbstbesoffenheit, Eiseskälte und, als wäre das alles noch nicht genug, von heulenden, zickenden und brüllenden Parteimenschen. Man könnte es mit der Angst bekommen!
Klaus Steffen
Es schadet
Vielen Dank für den Artikel von Hajo Schumacher „Die Dramaqueen der deutschen Politik“. Er trifft den Nagel auf den Kopf. Plötzlich melden sich jene sogenannten Genossen zu Wort, die (und ich sage das als Mitglied der SPD nach 54 Jahren) sicher in der Partei mal eine Rolle spielten, aber – wie sie annehmen – letztlich nie wirklich zum Zuge gekommen sind. Schumacher spricht vom „Heißen Herzen“ der SPD. Sicher findet man auch einige hoch anständige Mitglieder, denen es um die Sache geht. Doch es gibt auch jene Zu-kurz-Gekommenen, die nur darauf warten, ihre Fahne in alle möglichen Richtungen drehen. In Ihrer Zeitung haben Sie mehrfach über verbale und körperliche Angriffe auf Politiker hingewiesen. Das war gut und richtig so, ist aber nur ein Teil der Wahrheit; in den Parteien wird noch ganz anders zur Sache gegangen. Ich erinnere mich noch gut an Willy Brandts Zeiten, als das Motto bei Genossen vorherrschte: „Willy wählen. Willy quälen“. In einer Demokratie hat jeder das Recht, seine Meinung frei zu äußern, aber die ständige Beschädigung des Kandidaten – Schumacher rollte ja die Altfälle auf – hilft weder der Partei noch dem Land. Und auch Scholz (wie W. Brandt) vertritt den Grundsatz: zuerst das Land dann die Partei. Dies zu verstehen, kann doch eigentlich so schwer nun auch wieder nicht sein.
Gerold Coldewey
Freie Entscheidung
21. November: „Für meinen Mann war mein Amt eine Belastung“
Wenn das alles zu viel war: Herr Spahn ist nicht gezwungen, a) erneut für den Deutschen Bundestag zu kandidieren und b) dort eventuell auch wieder ein Ministeramt anzustreben. Aber wie war das damals: Hatte das Gesundheitsministerium 2021 nicht eine halbe Million FFP2-Masken von jener Firma gekauft, wo Spahns Ehemann Lobbyist war? Auch vor einem solchen Hintergrund ist die Aussage von Herrn Spahn einfach nur peinlich und zeigt eine larmoyante Ignoranz gegenüber all denen, die von der Corona-Krise wirklich existentiell betroffen waren.
Dr. Joachim Brügge
Abbau hat begonnen
21. November: Die Abwicklerin der amerikanischen Bildung
Was passiert als Erstes, wenn Diktatoren an die Macht gelangen? Das wissen wir aus der Geschichte vieler Diktaturen bereits zu berichten: Sie bauen die Frauenrechte ab und sorgen dafür, dass Frauen wieder für die „3K“ zuständig werden. Sie reglementieren die Sexualität der Menschen und ächten Abweichungen. Sie lenken frei werdende Aggression auf ein Feindbild. Sie reduzieren die Bildung, insbesondere Bildungs-Chancen für den armen Teil der Bevölkerung; ungebildete Menschen lassen sich leichter manipulieren. Sie reduzieren die öffentliche Daseinsvorsorge und Sicherheit. Alle Maßnahmen aktuell leider auch zu erkennen in den Vereinigten Staaten.
Hannelore Buls, Frauen-Bündnis gegen Altersarmut
Ahnungslos
21. November: Für AfD-Abgeordnete wird es eng
Es ist ein Schlag ins Gesicht für jeden Bürger, der täglich seiner Verantwortung als Unternehmer, Arbeitnehmer oder Bezieher von Sozialleistungen nachkommt. Wie kann es sein, dass jemand, der als gewählter Vertreter in der Bürgerschaft und Bezirksversammlung seine geforderte Leistung nicht erbringt, jeden Monat mehr als 5000 Euro überwiesen bekommt. Jedem Bezieher von Sozialleistungen werden die Mittel gekürzt oder gestrichen, wenn auch nur ein Termin versäumt oder ein Antrag nicht rechtzeitig gestellt wird. Frau Petersen wurden also in den vergangenen Monaten schon mehr als 25.000 Euro für nichts überwiesen. Ich bekomme als Busfahrer im privaten Omnibusgewerbe im Jahr ca. 36.000 Euro brutto. Dafür habe ich die Verantwortung für meine Fahrgäste und trage die Mitverantwortung für die anderen Verkehrsteilnehmer. Ich unterstelle unseren Politikern, dass sie keine Ahnung vom Leben eines Bürgers mit einem Einkommen von monatlich 2500 Euro brutto haben. Es interessiert sie wohl auch nicht.
Robert Häger
Es gibt eine andere Lösung
21. November: 142 Parkplätze in Hamburg weg: CDU spricht von einem Skandal
Dass wegen der Überliege-Haltestellen der neuen Linie X27 Parkplätze im Poppenbütteler Bogen wegfallen, ließe sich ganz einfach vermeiden: Die Busse können problemlos in der Kehre der Haltestelle Heimgarten kehren. Dies könnte allerdings etwas eng werden, wenn die Linie 178 auch dort überliegt, also die Fahrer Pause machen – diese Pause wäre aber auch am Wentzelplatz in Poppenbüttel möglich und für die Fahrer auch effektiver wegen der umliegenden Versorgung (Bäckerei etc.). Dass an der Kehre Heimgarten Bäume gefällt werden müssen, ist eine falsche Behauptung, es ist genug Platz derzeit vorhanden. Es wäre auch intelligent, die Linie X27 gleich bis Glashütte fahren zu lassen, um dort Anschlüsse u. a. an die Linie 192 und die weiteren Linien (u. a. nach Norderstedt Mitte und Bad Segeberg) herzustellen.
Ulrich Flamme
Fragwürdig
20. November: Passagierzahl soll sich bis 2050 verdoppeln
Die Prognose eines sich verdoppelnden Passagieraufkommens steht unter etlichen dicken Fragezeichen. Hierzu gehören die auf Jahrzehnte hinaus nicht entscheidend reduzierbaren Emissionen des Klimakillers Flugverkehrs, die wachsenden Widerstände gegen Massentourismus in vielen bisher nachgefragten Urlaubsgebieten, der Wegfall von Flügen in aufgrund steigender Temperaturen künftig nicht mehr vertretbare Reiseziele im Süden, der um sich greifende Protektionismus mit entsprechend sinkendem Verkehrsbedarf und die Lärmbelastung von Starts und Landungen in Stadtflughäfen wie Hamburg, die bereits jetzt zu hoch ist; die Liste ließe sich fortsetzen. Alle diese Aspekte fehlen in dem Artikel. Mit dem Wegblenden unangenehmer Fakten gerade im Umweltbereich mag man aktuell Wahlen gewinnen; die Zukunft sicherlich nicht. Und was Hamburg betrifft: Bereits die Prognosen für ein starkes Wachstum des Hafens haben sich als Luftschloss entpuppt. Es bleibt zu hoffen, dass derart fragwürdige Prognosen für den Luftverkehr nicht zu Investitionen in Infrastrukturen führen, die dann als Bauruinen enden.
Holger Mossakowski
Für alle unerträglich
20. November: „Viele Patienten behandeln uns wie Kellner“
Der Artikel geht an vielen Ursachen vorbei. Ja, das gesellschaftliche Klima hat sich deutlich verändert, und die Anspruchshaltung – bei gleichzeitiger Hilflosigkeit – ist in einem schwer erträglichen Maß gestiegen. Aber das Beispiel des Patienten mit den Herzbeschwerden zeigt sehr deutlich, woran es mangelt: Dieser arme Mensch ist eindeutig krank, nur die Medizin kann ihm nicht helfen. Und hier kommt auch die Politik ins Spiel. Mit der Gesundheitsreform der 90er-Jahre wurde das System gewinnorientiert und vordergründig kostensparend umgebaut. Die Folge waren Rationalisierung und viele Fehlanreize. In der Medizin entwickelte sich das leitlinienorientierte Denken, das viele Patienten durch die Maschen rutschen lässt und dazu führt, nur noch schemahaft Checklisten abzuarbeiten. Ich nenne das die Selbstdigitalisierung des Arztes, haben wir dafür jahrelang studiert? Moderne Beschäftigte im Gesundheitswesen verbringen die meiste Zeit am Computer, auch durch eine sich immer stärker ausweitende Dokumentationsflut. Gleichzeitig werden aber digitale Organisationshilfen, mit denen Patienten ihre Wartezeit freundlicher gestalten könnten, in keiner Weise genutzt. So entstehen dann stundenlange Wartezeiten in fensterlosen Räumen, um dann womöglich ein Fünf-Minuten-Gespräch zu bekommen, in dem der Arzt die eigentlichen Probleme unmöglich erfassen kann. Das ist für alle Beteiligten, ob Patienten oder Beschäftigte, ein unerträglicher Zustand.
Dr. med. Martin Schwager
Früher war nicht alles besser
16. November: Sagen wir den Weltuntergang lieber ab
Auch ich bin ein Kind des Weltuntergangs, und ich kann Herrn Iken gut verstehen in seiner Einschätzung der jetzigen Lage. Es war nie einfach. Die bleiernen 60er-Jahre, die ich als Teenager zwar gut überstand, aber es gab: die Berliner Mauer, die Elbeflut mit vielen Toten, den Contergan-Skandal, die Erschießung des FU-Studenten Benno Ohnesorg durch einen Polizisten, alles Ereignisse, die es mit „heute“ aufnehmen können in ihrer Ereignisvielfalt. Dann die 70er-Jahre mit der RAF, die uns alle völlig aus der Bahn warfen. Es war fürchterlich, bis die Terroristen endlich hinter Schloss und Riegel bzw. nicht mehr da waren. Die Ölkrise und immer irgendwo Krieg. Ich glaube, das, was uns heute manchmal sprachlos macht, ist die Schnelllebigkeit der Ereignisse – und das Nicht-Erlangen von fundierten Erkenntnissen, was uns erkennen lässt, dass das alles gelebte Normalität ist. Wir sollten nicht glauben: „Früher war alles besser!“ War es eben nicht. Ich gehe voll mit Herrn Iken, dass der Ampelärger auch was Gutes haben kann und wir zuversichtlich sein sollten, denn „Irgendwas ist immer‘. In der Politik wie auch im Privaten.
Gisela Seib
Zielsicher
16. November: Nicht meckern. Anpacken und wählen!
Mit seiner Kolumne trifft Hajo Schumacher zielsicher wie so oft den Kern. Statt Weihnachtsgedicht sollten alle Wahlberechtigten seinen Text bis Heiligabend auswendig lernen und frei aufsagen können. Intellektuelles Verständnis natürlich vorausgesetzt. Allein das sorgt ja aber leider schon für diverse Ausfälle … Merke: Man bekommt die Welt nicht besser gemeckert.
Bernd A. Sutter
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