Themen: Streit um Weihnachtsbaum +++ Geplante Bahnstrecke Geesthacht–Bergedorf +++ Familienarbeit
Gut gemeint
20. November: Weihnachtsbaum vor Kita – verurteilt
Da hatte ein Gärtner eine tolle Idee und stellte einen Weihnachtsbaum bei einer Nacht-und-Nebel-Aktion auf das Gelände einer Kindertagesstätte. Die Kita stellte aber ganz schnell eine Strafanzeige wegen Hausfriedensbruch, weil sich zuvor Eltern und Kinder im Sinne der Religionsfreiheit gegen einen Weihnachtsbaum entschieden hatten. Wieso die Kitaleitung in einem heimlich aufgestellten Weihnachtsbaum, geschmückt mit Geschenken und noch kostenlos, eine Einschränkung der Religionsfreiheit sieht, bleibt mir schleierhaft. Durch diese spontane und gut gemeinte Aktion des Gärtners hätte die Kita eine Beitrag zu einer gesunden Integration leisten können und nicht gleich die Staatsanwaltschaft einschalten müssen.
Sieghard Bogumil
Überzogene Reaktion
Kaum zu glauben, was in diesem Land so alles geschieht! Der sogenannte Weihnachtsbaum ist überhaupt kein christliches Symbol. Wenn der Gärtner ohne böse Absicht nachts auf dem Grundstück den Wichtel spielt, dann sollte doch ein Anruf bei ihm genügen, damit er das in Zukunft unterlässt oder die milde Gabe wieder abholt. Anzeige wegen Hausfriedensbruch zu erstatten, mag zwar legitim sein, aber menschlich ist das nicht. Der Beschluss der Kita-Angestellten war doch am Tor auch nicht öffentlich gemacht. Ich würde diesen Gärtner gern finanziell unterstützen, wenn er tatsächlich 3000 Euro zahlen müsste.
Bärbel Kahlert
Nicht nachzuvollziehen
Ich finde es erschütternd, dass wir in unserem Land schon so weit sind, eine jahrhundertealte Tradition durch Einwanderung, nicht mehr ausleben zu dürfen. Warum hat man nicht das Gespräch mit dem Gärtner gesucht? Stattdessen erstattet die Kita Anzeige wegen Hausfriedensbruch – als wenn die Gerichte nicht Wichtigeres zu tun hätten. Dazu kommt noch die Inkonsequenz des Kitavorstandes, da ja Weihnachtskränze und andere vorweihnachtliche Deko gewünscht war. Ich hoffe, dass diese Vorgehensweise keine Schule macht.
Fred Mordhorst
Das Verbindende sehen
Ich möchte mich an die Leiterinnen und Leiter von Kindergärten wenden, um eine Perspektive einzubringen, die vielleicht zur Diskussion über religiöse Symbole, wie Weihnachtsbäume, in unseren Kindergärten beitragen kann. Im Koran wird Jesus als ein hochgelehrter Prophet angesehen, der von Gott selbst mit besonderen Zeichen und Würden ausgestattet wurde. Für viele Muslime ist er nach dem Propheten Muhamad der zweithöchste Prophet. Eine zentrale Stellen aus dem Koran dazu: Sure 3:45: „(Gedenke,) als die Engel sprachen: Oh Maria, Gott verkündet dir ein Wort von ihm: Sein Name ist der Messias, Jesus, der Sohn der Maria, angesehen im Diesseits und im Jenseits und einer der (Gott) Nahestehenden.“ Wäre es nicht ein schöner Ansatz, das Verbindende statt das Trennende der unterschiedlichen Glaubensrichtungen gemeinsam mit den Kindern in Liedern, Gedichten, Geschichten, mit Basteln und traditionellen Symbolen fröhlich zu feiern? Mögen nicht alle Kinder den Tannenbaum gern? In arabischen Ländern habe ich viele Tannenbäume gesehen. Ich fände es sehr schade, wenn wir in Deutschland unsere Traditionen aufgeben würden, wo es doch gar nicht nötig ist.
Claus Kopf
Neubau wäre sinnvoller
20. November: „Wärmedämmung ist ein Risiko für Hamburg“
Das Gespräch mit Kristina Sassenscheidt habe ich aufmerksam und mit Interesse gelesen. Dennoch möchte ich einige Aussagen kritisch hinterfragen. Warum verschweigt Frau Sassenscheidt die verfehlte Stadtplanung der ersten Nachkriegsjahrzehnte? Das Konzept der aufgelockerten, einseitig in Funktionsräume getrennten und autogerechten Stadtlandschaft ist gescheitert und nicht nachhaltig – vgl. „Gegen Wegwerfarchitekur“ V. M. Lampugnani, Wagenbach Berlin 2023. Ein Erhalt dieser Ideale ist das Gegenteil von Ökologie und Klimaschutz. Das Karstadt-Haus an der Osterstraße ist meiner Meinung nach nicht „unbedingt erhaltenswert“. Hier könnte durch eine Neubebauung ein zusätzliches Angebot an – möglichst bezahlbaren – Wohn- und Gewerberäumen realisiert werden. Ein möglicher Umbau des Bestandsgebäudes wäre nicht einfach, kostenintensiv und sicher auch nicht CO2- neutral.
Katrinka Delattre
Untersuchung abwarten
20. November: Russlands hybrider Krieg
Zwei Unterseedatenkabel sind durchtrennt worden – etwas, was in der Vergangenheit schon immer mal vorgekommen ist. Jetzt aber wird dieses von unserem Verteidigungsminister und anderen politischen Kräften ungeprüft als Sabotageakt bezeichnet und unausgesprochen den Russen in die Schuhe geschoben. Auch Ihr Kommentator Michael Backfisch sieht darin „Russlands hybriden Krieg“. Mit keiner Silbe wird das Statement von Hans Liwång, Schwedische Hochschule für Verteidigung, erwähnt, der einen Unfall als Auslöser für die Beschädigung z. B. durch Schleppnetze für wahrscheinlich hält. Ist dieses mantrahafte „Russland-Bashing“ nicht auch eine Form verbaler hybrider Kriegsführung?? Erst wenn feststeht, dass es ein Sabotageakt war und von wem er verübt wurde, sollte man auf den Übeltäter eindreschen.
Michael Pistorius
Falscher Ansatz
19. November: Sander Damm: Warum eine neue Kreuzung noch Jahre dauern wird
So langsam wird deutlich, was da auf Bergedorf zukommt. Mit der Reaktivierung der Bahnverbindung Geesthacht–Bergedorf für den Personenverkehr wird sich der Stadtteil dramatisch verändern. Leider nicht zum Vorteil. Letztlich muss hier alles neu geplant und neu gebaut werden, hat mit einem intelligenten ÖPNV nichts zu tun und entspricht einem Neubau der Trasse. Es gibt eine Bahnverbindung nach Schleswig-Holstein. Die endet in Aumühle (S2) und muss hier vernünftigerweise nach Geesthacht weitergeführt werden, um auch die Neubaugebiete auf dem Geesthang mit einem zukunftsfähigen ÖPNV zu versorgen. Solange einige Idealisten an dieser irrsinnigen Idee festhalten, wird Geesthacht niemals die Chance auf einen ernst zu nehmenden Bahnanschluss bekommen, und die wichtigen Bauvorhaben in Bergedorf werden behindert, bzw. verhindert.
Nicole Stößel
Kaltherzig
19. November: Familienarbeit: So viel ist Ihre Fürsorge wert
Die Meinung der Anthropologin Johanna Fröhlich Zapata, sich jede Tätigkeit in Care-Arbeit auszahlen zu lassen, ist kaltherzig, realitätsfern und unbarmherzig. Unbezahlte Tätigkeiten gehören nun einmal zum Leben dazu. Und mal ehrlich: Die wenigsten Frauen machen doch Karriere, die meisten arbeiten schlichtweg für den Lebensunterhalt und haben doch Sinn und Freude an Arbeit und Kollegen. Kinder brauchen ihre Eltern und zugewandte Zeit. Wenn Paare, die zusammenleben wollen, erst mal vertraglich ans Geld denken, hat das mit Liebe wenig zu tun.
Antje Netz
Verplant
19. November: Am Ende zahlt der Steuerbürger
Es ist wirklich schade, dass im Paloma-Viertel die engagierte Kopfarbeit im Rahmen der „Planbude“ zu nichts geführt hat. Aber die Nachricht, dass die Stadt am Ende zahlt, wenn das Monopoly-Spiel der privaten Investoren nicht aufgeht, ist nicht besonders originell. Die reale Kostenmiete monatlich dürfte unter heutigen Bedingungen bei 20 Euro und mehr pro Quadratmeter Wohnfläche liegen. Und die erzielbare Miete? Zurzeit werden im 1. Förderweg 7,10 Euro/qm aufgerufen. Die Differenz zahlt am Ende auch wieder die Stadt bzw. der Steuerbürger. Zum Glück sollen wenigstens 164 Sozialwohnungen dabei herauskommen. Dennoch bleibt die Frage berechtigt: Brauchen wir bei ca. 40 qm Wohnfläche pro Kopf in Hamburg noch mehr an „Steinen“? Ist der vorhandene Wohnraum vielleicht nur nicht bedarfsgerecht verteilt? Im Übrigen ist dem Autor zuzustimmen, dass das knappe Geld vielleicht doch besser in neue Köpfe statt neue Steine fließen sollte.
Helgo Klatt
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