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Die Mehrheit ist laut

15. Oktober: Gottschalk wettert gegen die Welt

Ich habe Thomas Gottschalk als Entertainer immer sehr geschätzt. Auch sein Umgang mit dem schrecklichen Unfall von Samuel Koch in seiner Show 2010 war sehr menschlich und konsequent. Warum er sich jetzt als Opfer der Gegenwart und des gesellschaftlichen Wandels stilisiert, ist mir ein Rätsel. Warum behauptet er, man dürfe nichts mehr sagen? Er schreibt ein Buch über sein gefühltes Dilemma und ist damit präsent wie nie. Er darf also alles sagen –- muss halt nur damit rechnen, dass viele Menschen (vor allem jüngere und Frauen) nicht seiner Meinung sind. Ich habe zwei Töchter und bin sehr froh darüber, dass es eben nicht mehr selbstverständlich ist, dass der Chef altväterlich deren Knie tätscheln darf. Und wenn Thomas Gottschalk von einer schweigenden Mehrheit spricht, die seinen Thesen zustimmt und sich nicht traut, diese auszusprechen, kann ich nur mit dem Kopf schütteln. Gerade diese Mehrheit ist laut wie nie. Ich kenne aus meinem Umfeld eher die schweigende Mehrheit der Frauen, die durch die immer noch recht einseitige Verteilung der Familienarbeit gar keine Zeit hat, sich an dieser öffentlichen Debatte zu beteiligen.

Katja Rosenbohm

Thomas und der Zeitgeist

Schade, dass das „letzte Lagerfeuer“ dieses Landes auf seine späteren „weißblonden“ Tage hin so zu flackern begonnen hat. Von der Draußensicht her hätte es der Entertainer überhaupt nicht nötig, derart mit der Welt zu hadern, hat er doch ein riesiges Publikum im deutschsprachigen Raum erreicht und über 36 Jahre lang, zuletzt in Offenburg, glänzend unterhalten. Natürlich haben auch solche Karrieren ihre Schattenseiten. Aber diese hätte Gottschalk im Alter nicht ausleuchten müssen. Dazu bestand keine Notwendigkeit. Mit größerer Souveränität und Distanz hätte er Anfechtungen von Influencern und Frauen, die nun mitunter zu große Nähe zu seinen ehemaligen weiblichen Gästen inkriminieren, liegen lassen können. Dass es in ihm bohrte, dass es ihm nicht gelungen war, zu den Nida-Rümelins, Sloterdijks, Schwarzers, Kehlmanns aufzuschließen, scheint seine offene Wunde zu sein. Hier entbrennt wohl seine Status-Wut, eine Kränkung, die zum Ende seines öffentlichen Wirkens u. a. diese „Generalabrechnung“, diesen „Rundumschlag“ mit veranlassten. Schade, wie gesagt. „Si tacuisses, Thomas“, möchte man ihm freundlich zurufen.

Dr. Ava Baldursdóttir

Technisch einfacher

14. Oktober: Es fehlt ein klares Bekenntnis

Danke für Ihren Kommentar zur E-Mobilität. In erster Linie scheint mir jedoch die Industrie in der Pflicht zu sein. Wenn es beispielsweise einen E-„Volkswagen“ in Massenproduktion, in angemessener Größe, ansprechendem Design und ohne Schnickschnack statt der hässlichen, tonnenschweren Dinosaurier geben würde, benötigte dieser keinerlei staatliche Subvention. Würde es wieder „Vorsprung durch Technik“ geben, hätte man längst ein System entwickelt, bei dem sich die Batterie an der „Tankstelle“ einfach tauschen lässt. Eigentlich ist ein E-Auto technisch viel einfacher als ein Verbrenner, die Motoren sind seit über 100 Jahren robust, bewährt und effizient. Preise sind künstlich hochgetrieben, auch weil der Staat Subventionen verspricht. Kein Mensch würde mehr einen Verbrenner kaufen, außer vielleicht ein paar Nostalgiker, für die man den Sound nachrüsten könnte.

Dr. Martin Schwager

Struktur fehlt

Ohne Ladeinfrastruktur wird das E Mobilität weiter nicht vorankommen. Um diese Struktur bundesweit aufzubauen, bedarf es viel Zeit. Das ist nicht von heute auf morgen zu bewerkstelligen. Man sollte das offen und ehrlich kommunizieren und nicht so tun, als ob eine Kaufprämie dieses Problem löst.

Frank Koschnick

Nicht weitreichend genug

10. Oktober: „Väter werden ungerecht behandelt“

Das Verkaufsmotto dieser geplanten Familienrechtsreform „ Väter werden ungerecht behandelt “ ist genauso wahr, wie Trumps Fake News zum Hurrikan „Milton“. Seit geraumer Zeit liegen dem Bundesjustizministerium die Stellungnahmen von Fachorganisationen, Modellberechnungen und Daten aus der Bundes-Statistik zur Reform vor, die genau das Gegenteil belegen. 40 Prozent der Alleinerziehenden (überwiegend Frauen) leben unterhalb der Armutsgrenze, und nur 25 Prozent der Väter zahlen den vollen Unterhalt. Eine partiell erweiterte Betreuung durch die Väter führt nur zu sehr geringen Entlastungen der Mütter, aber zu folgenreichen Einbußen bei den Unterhaltszahlungen. Viel schlimmer aber ist, dass mit der Reform der Schutz vor Gewalt von Kindern und Frauen im familiengerichtlichen Verfahren auch zukünftig nicht gewährleistet ist. Die schweren Menschenrechtsverletzungen in Deutschland sind in zahlreichen nationalen und internationalen Studien belegt. Sowohl der GREVIO-Bericht des Europarats , der Bericht der Sonderberichterstatterin des U-Hochkommissars für Menschenrechte, Reem Alsalem, als auch das Deutsche Institut für Menschenrechte fordern weitergehende Änderungen im Familienrecht, damit Deutschland endlich die Anforderungen der Istanbul-Konvention erfüllt. Auch das Bundesverfassungsgericht hat in seinem Beschluss vom 17.11.23 festgestellt, dass solche Eingriffe in Rechte von Kindern und Müttern grundgesetzwidrig sind. Außer Ankündigungen ist davon nichts Substanzielles im Referentenentwurf zur Reform des Familienrechts enthalten. Ich hoffe, dass das Abendblatt diesen Gesetzgebungsprozess aufmerksam verfolgt und sich nicht auf ein Interview mit Herrn Buschmann beschränkt.

Dr. Wolfgang Hammer

Zwischen zwei Welten

Die von Herrn Buschmann geplanten Änderungen beim Familienrecht können tatsächlich nur von einem bestens alimentierten und versorgten Abgeordneten bzw. Minister kommen. In der Praxis ist es überwiegend so, dass Frauen mehr Betreuung der Kinder leisten als Männer und auch normalerweise weniger verdienen. Ein Bankdirektor oder Manager muss im Verhältnis zu seinem großzügigen Salär relativ wenig Unterhalt zahlen, der nach oben gedeckelt ist, während die Mutter als evtl. kleine Angestellte trotz Unterhalt mit viel weniger Geld auskommen muss. Nun soll sie noch weniger erhalten, wenn der bestverdienende Vater sich etwas mehr kümmert. Es ist leider heute aktuelle Praxis, dass Trennungskinder vom bestverdienenden Vater zur normal oder wenig verdienenden Mutter zwischen zwei extremen Welten wechseln müssen. Für die Kinder, die in aller Regel nicht wissen, wer wie viel verdient, sind diese Unterschiede im gelebten Umgang mit Geld schwer verständlich und führen zu mancherlei Reibereien und Animositäten. Ich kann nicht erkennen, dass best- bzw. gut verdienende Väter ungerecht behandelt werden, sondern vor allem zurückbleibende Mütter und Kinder. Hier hätte schon lange nachgebessert werden müssen, statt Müttern weitere Kürzungen zuzumuten.

Andreas Kirchner

So einfach

12. Oktober: Grundsteuer-Rechner: So viel zahlen Sie exakt in Hamburg

Toller Service – der bereitgestellte Grundsteuer-Rechner. So einfach kann es gehen. Bitte stellen Sie diesen doch Herrn Dressel zur Verfügung. Dann kommen die Bescheide vielleicht früher und entlastet die Bearbeiter im Finanzamt. Das Programm lässt sich sicher auch auf die verschiedenen Modelle – Mehrfamilienhäuser, Landwirtschaft usw. – anpassen. 

Hans-Raimund Kinkel

Bedenkliches Ergebnis

14. Oktober: Was junge Hamburger über Klimaschutz denken

Die Ergebnisse dieser Umfrage haben mich erschrocken, insbesondere die hohe Prozentzahl der Boomer, die ihr Verhalten wegen der Auswirkungen auf das Klima nicht ernsthaft verändern wollen, obwohl sie die Stellschrauben kennen und sogar Veränderungen an der einen oder anderen Stelle befürworten. Wer gerne über die Politik meckert, weil diese nichts gebacken bekommt, geht laut meiner Erfahrung stets in die Rechtfertigung, sobald man diesen Leuten aufzeigt, was sie selber ganz leicht tun könnten. Die Begründungen für klimaschädliches Verhalten (Verzehr tierischer Produkte, Autonutzung, selbst für kleinste Strecken, Flug- und Schiffsreisen, hoher Konsum etc.) kenne ich gefühlt alle, und am Ende aller Argumente soll bitte erst mal der Chinese anfangen. Viele Boomer sind doch selber Eltern und Großeltern; traurig, dass sie in so großer Menge keine guten Vorbilder sind. 

Anja Maselkowski

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