Themen: Goldbekkanal durch Bau der U5 beeinträchtigt +++ Mittagstisch unter 15 Euro +++ Ungewisse Zukunft für Notfall-Praxen

Siegt noch die Einsicht?

26. August: „,Lebensader abgeschnitten‘: Goldbekkanal wird jahrelang gesperrt. Das grüne Herz Hamburgs ist massiv durch den Bau der neuen U-Bahn beeinträchtigt. Auch eine Sperrung ist geplant. Kritiker sind entsetzt“

Beim Lesen kommen mir unwillkürlich die Äußerungen von Herrn Scholz als Erster Bürgermeister in einem Abendblatt-Gespräch vor knapp zehn Jahren in Erinnerung. Er versuchte uns Hamburger davon zu überzeugen, dass im Gegensatz zum Bau einer Stadtbahn der Bau der U-Bahn nur geringe Einschränkungen und Belastungen für die Anwohner und Verkehrsteilnehmer zur Folge hat. Dass bereits damals seine Aussagen frei jedweder Sach- und Fachkenntnis waren, war vielen bewusst. Sein Ziel, die Hamburger SPD so von der Idee einer Stadtbahn wegzubringen, hatte leider Erfolg. Nun soll eine Brücke verschoben und der Goldbekkanal auf Jahre unpassierbar werden. Ingenieurtechnisch herausfordernd, aber teuer. Aber das scheint keine Unruhe unter den Genossen zu erzeugen. Doch davor stehen das Planfeststellungsverfahren und die Bürgerschaftswahl. Vielleicht siegt doch noch die Einsicht, dass die Verkehrswende ohne U5 und mit einer Stadtbahn geht. Gesichtswahrende Ansätze zum Ausstieg aus dem Projekt bietet nahezu jede Bau-Meldung zur U5. 

Lutz Achilles

Über alles wird gemeckert

Um die Kleingärten am Ufer des Goldbekkanals wäre es in der Tat schade. Andererseits gibt es wohl heute kein Verkehrs- oder sonstiges Straßenbauvorhaben, gegen das nicht gemeckert oder geklagt wird. Im Ergebnis werden die Maßnahmen nur verzögert und die Beeinträchtigungen dauern für alle nur noch länger. Hätten unsere Urgroßeltern vor über 100 Jahren genauso gemeckert, hätte Hamburg bis heute keine Hochbahn!

Bernd F. Schwarze

Am Ende sind alle froh

Und wenn die U5 in den 30er-Jahren dann auch zum Hauptbahnhof fährt, sind alle froh und denken nicht mehr daran, dass sie auf dem Goldbekkanal „vor Jahren“ nicht paddeln konnten.

Wolfgang Alps

Zurück zur Realität!

Ich hoffe ja, dass der neu zu wählende Senat diesen Wahnsinn noch stoppt. In ihrem Artikel über die Streckenführung vor ein paar Tagen war gut zu sehen, wie die naheliegende Strecke verlaufen müsste, nämlich von Sengelmannstraße rüber nach Niendorf usw. In die Innenstadt führen bekanntlich schon die U1 und U2 und an der Sengelmannstraße kann man wunderbar umsteigen von der neuen Linie. Also bitte mal wieder auf den Boden der Realität des Bezahlbaren zurückkommen!

Thomas Schendel

Altbauten in Gefahr?

Hamburg ist am Wasser gebaut. Darüber wird viel geschrieben, die Praxis, auch beim Bauen, ist größtenteils vergessen. Geschichte, es geht doch auch anders. Aber zur Gründerzeit um 1890, als Hamburg gebaut wurde, gab es noch keinen Beton für die Gründung der vielen fünfgeschossigen Wohnhäuser, die in dieser Bauboom-Zeit entstanden. Diese Häuser lieben wir heute, wir wohnen gern in Barmbek-Süd/Winterhude und Umgebung. Die Häuser erhielten damals in dem Feuchtgebiet um die Goldbek lange Holzpfähle, die zehn Meter und tiefer in den feuchten Wiesenboden bis ins Wasser gerammt wurden. Das Wasser konservierte das Holz bis heute, die Häuser stehen noch auf diesem Feuchtgebiet des heutigen Goldbekkanals und drum herum. Wenn jetzt für den U-Bahn-Bau der Goldbekkanal zum Arbeiten in der offenen Baugrube trockengelegt werden soll, wird der Grundwasserspiegel über die lange Bauzeit von über eineinhalb Jahren in dieser Gegend großflächig absinken. Die Rammpfahl-Köpfe erhalten Luft und faulen ab. Das Mauerwerk der Häuser zeigt dann Risse, die Häuser sind einsturzgefährdet. Wir haben dann mit der Wasserbrücke oberhalb der Baugrube, von der die Hochbahn spricht, zwar etwas für das Überleben von Fisch und Otter getan, aber nichts für das Überleben der Rammpfahl-Köpfe in dem großen Umfeld der Baustelle. Das Grundwasser ist nicht strikt auf die Linienführung der U5 begrenzt. Der Grundwasser-Einzugsbereich dieser großen Baugrube, deren Boden bis auf zehn Meter und mehr abgesenkt und durch Abpumpen trocken gehalten werden muss, wird von dem großflächigen Erdaufbau in diesem Stadtteilbereich bestimmt. Es wird nicht nur der Goldbekkanal trockengelegt, sondern große Flächen rundherum. Diese Gefahr muss von dem Bauträger Hochbahn erfasst und ihr begegnet werden.

Dipl.-Ing. Uwe Holler

Förderung kommt nicht an

26. August: „Hamburg reißt Ziele bei Wärmepumpen. ,Armutszeugnis für Senat‘: Neue Daten zeigen, wie schleppend Umstellung in Hamburg läuft. Förderung noch möglich“

Die Fördermittel kommen beim Verbraucher nicht an. Wir selbst beschäftigen uns seit 2022 mit dem Austausch unserer Gasheizung gegen eine Wärmepumpe für unsere Doppelhaushälfte (Baujahr 2000). Sowohl die damaligen Angebote als auch die nach den neuen Förderrichtlinien sind für Normalverdiener oder Pensionäre wie uns nicht akzeptabel und annehmbar, weil sich die Installationsbetriebe ohne jede Ausnahme die Förderung mit völlig überhöhten Angeboten komplett in die eigene Kasse ziehen. Die Förderungen laufen ins Leere. Identische Wärmepumpen aus den Angeboten kosten im Internet weniger als die Hälfte, nur kein einziger Betrieb möchte nur den Einbau machen. Warum wohl? Darüber berichtet niemand, und auch Herrn Habeck scheint das nicht zu wissen, wenn er jetzt zur schnellen Entscheidung rät. Grundsätzlich unterstützen wir die Initiative von Herrn Habeck, nur so kann es nicht klappen. Es braucht eine kluge Förderung, in der nicht nur die Installationsbetriebe profitieren, sondern auch der Kunde.

Michael Meißner, Hamburg

Rathauspassage vergessen

26. August: „Unter 15 Euro: Mittagstisch rund ums Rathaus. Wo findet man in der Innenstadt Gericht plus Getränk für nicht zu viel Geld? Zum Beispiel in diesen vier Restaurants“

Schade, dass Sie die Rathauspassage nicht erwähnt haben. Betrieben von der Diakonie bietet sie sehr leckeren Mittagstisch ab acht Euro – und außerdem Menschen eine Chance zu arbeiten, die anderswo vielleicht keine hätten. Man kann dort bei einem atemberaubenden Blick auf das Alsterfleet mit den Schwänen die ruhige Atmosphäre genießen. Wir sind oft und sehr gerne dort.

Monika und Peter Rondthaler

Verschiedene Interessen

23. August: „Ungewisse Zukunft für Notfall-Praxen. Die Reform bei Krankenhäusern und Ärzten wird Hamburg verändern. Drei Häuser sind gesetzt“

Mal ab von allen schicken Begriffen und den ganzen hochkomplexen Regularien, die (wie überall im Gesundheitswesen) auch bei der ambulanten Notfallversorgung sprunghaft zunehmen, hilft es zu verstehen, wer hier welche Interessen hat. Die Krankenkassen möchten den Beitragssatz stabil halten, und um das zu erreichen, möchten sie auf keinen Fall sowohl das ambulante System (über die Kassenärztliche Vereinigung) als auch das stationäre Versorgungssystem (über die Krankenhäuser) für die gleichen Notfallpatienten doppelt bezahlen. Die Kassenärztliche Vereinigung hat einen gedeckelten Gesamttopf an Geld von den Krankenkassen bekommen, den sie an ihre Mitgliedsärzte verteilt. Je mehr die behandeln, desto weniger Geld gibt es für den einzelnen Kontakt. Daher möchten ihre Mitgliedsärzte Kontakte vermeiden, und das insbesondere zu Unzeiten, wie z. B. nachts. Die Krankenhäuser sind zwar nachts sowieso in gewissem Maße besetzt, kriegen aber nur für die stationären Patienten halbwegs auskömmlich Geld. Sie wollen also ihr Personal nicht in der Nacht überlasten, und das nur, um den Job der KV zu machen. Worauf sich alle drei Parteien einigen können, ist daher: Rationierung! Je schwerer es Patienten gemacht wird, diese Leistung zu erlangen, desto besser für alle Parteien. Okay, bis auf den Patienten … der würde gerne behandelt werden.

Dr. med. Philip Düwel

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