Hamburg. Eine Gruppe steht an einer Tankstelle. Ein Schuss fällt und trifft zufällig einen 48-Jährigen. Seltsam: Niemand informiert die Polizei.
Die Ermittler wissen bisher nicht allzu viel. Und das wenige, das sie wissen, wirft nur noch mehr Fragen auf. Nicht nur die Frage nach dem Schützen drängt sich auf und wie eine mutmaßlich verirrte Kugel ihren Weg in einen menschlichen Körper finden konnte, sondern auch, warum der später durch einen Schuss verletzte Mann oder seine Bekannten nicht die Polizei alarmiert haben.
Von vorne: Gegen 23.45 am späten Mittwochabend steht eine größere Gruppe auf dem Gelände der bereits geschlossenen Jet-Tankstelle am Neuen Kamp auf St. Pauli, der U-Bahnhof Feldstraße befindet sich nebenan. Aus Richtung Straße sind, so die Polizei Hamburg, Knallgeräusche zu hören – und plötzlich wird einer der Männer von einem Projektil am Rücken getroffen. Bemerkenswert: Statt die Polizei und den Rettungsdienst zu alarmieren, bringen Begleiter den Verletzten selbst ins Krankenhaus. Lebensgefahr habe zu keinem Zeitpunkt bestanden, sagt Polizeisprecherin Nina Kaluza. Die Ermittler seien erst „zeitverzögert“ hinzugezogen worden. Und das nach Abendblatt-Informationen nicht durch den Verletzten oder seine Begleiter, sondern durch das Krankenhaus, das bei Behandlungen von Schusswunden dazu verpflichtet ist.
Rätselhafter Fall auf St. Pauli: Querschläger trifft 48-Jährigen
Die Leute, die zum Zeitpunkt der Schussabgabe an der Jet-Tankstelle herumstanden, sollen bisher nicht durch kriminelle Machenschaften etwa auf dem Kiez aufgefallen sein. Der Polizei sind sie nach Abendblatt-Informationen nicht bekannt. Nach allem, was die Ermittler wissen, hat ein Querschläger den Mann getroffen: Das Projektil ist also höchstwahrscheinlich von einem Gegenstand abgeprallt und dann in seinen Rücken eingedrungen. Von einem gezielten Schuss, so Kaluza weiter, gehe man nicht aus. Das würde bedeuten, dass der 48-Jährige völlig arglos war, als der Schuss ihn traf – und er zum Opfer denkbar geringer Wahrscheinlichkeiten geworden ist. So etwas passiert höchst selten. Vor einigen Jahren wurde mal ein 70-Jähriger durch einen Querschläger auf einer Schießanlage in Quickborn verletzt, und im September 2015 traf ein Jäger in Lübeck auf diese Weise versehentlich eine Radfahrerin am Oberschenkel.
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Die Ermittlungen führt das örtlich zuständige LKA 113. Um Licht ins Dunkel zu bringen, bittet die Polizei die Bevölkerung um Mithilfe: Wer hat die Tat beobachtet oder kann Hinweise auf den oder die Täter geben? Hinweise an die Polizei, Telefonnummer 040/428 65 67 89, oder an jede Polizeidienststelle.