Hamburg. Hamburger Sportbund fordert neue Regelungen für Clubs und Jugendliche. Was den Kindern bisher droht.
Der Hamburger Sportbund (HSB) und die Hamburger Sportjugend (HSJ) beklagen einen Rückgang der Anmeldungen für ihre Aktion „Kids in die Clubs“, die seit ihrem Start vor 19 Jahren mehreren Zehntausend Kindern und Jugendlichen aus einkommensschwachen Familien die kostenlose Mitgliedschaft in einem Sportverein ermöglichte.
Die Sportredaktion des Abendblatts gehörte 2004 zu den Mitbegründern dieser bundesweit beachteten Initiative. Die Errungenschaften von „Kids in die Clubs“ flossen später in das Bildungs- und Teilhabepaket (BuT) der Bundesregierung ein. Der Übergang lief reibungslos.
Weniger Kinder aus einkommensschwachen Familien in Vereinen
Seit anderthalb Jahren aber treten Probleme auf. Die Verfahrensumstellung von der zentralen, niedrigschwelligen Abwicklung der Kosten über die HSJ zur für die Betroffenen komplizierteren Umsetzung über das Bezirksamt Eimsbüttel zum 1. Januar 2022, das mutmaßt der HSB, könnte im vergangenen Jahr zu einer geringeren Inanspruchnahme der soziokulturellen Teilhabe im Rahmen des Starke-Familien-Gesetzes im Allgemeinen (minus 0,66 Prozent gegenüber 2021) und im Sport (minus 3,05 Prozent) geführt haben.
314 weniger Kinder und Jugendliche als 2021 fanden 2022 über das BuT den Weg in einen Hamburger Sportverein, obwohl der Anteil dieser Altersgruppe im HSB in diesem Zeitraum trotz oder wegen der Nachwehen der Corona-Pandemie um 17.035 Anmeldungen (plus 13,34 Prozent) stieg. Kinder und Jugendliche machen 27,45 Prozent der 527.295 Mitgliedschaften im HSB aus (Stand: 1. Oktober 2022). Hinzu kommt: Die Zahl der für das BuT potenziell Leistungsberechtigten erhöhte sich 2022 nach der Wohngeldreform in Hamburg um 3644 Personen.
Wann Kindern und Jugendlichen ein Inkassoverfahren droht
Ein weiteres Problem: Die Zahl der Inkassoverfahren gegen leistungsberechtigte Kinder und Jugendliche wuchs, weil ihre Eltern die soziokulturelle Teilhabeleistung beim Bezirksamt Eimsbüttel direkt beantragt, von dort auch ausbezahlt bekommen, aber damit nicht den Mitgliedsbeitrag im Verein beglichen hatten.
Schuldner bei den Vereinen sind jedoch die Mitglieder, hier die Jugendlichen. Das führte in Einzelfällen in Hamburg bereits zu Schufa-Einträgen bei den unter-18-jährigen, die nun mit dieser Hypothek für künftige Vertragsabschlüsse ins Erwachsenenleben gehen. Schwierigkeiten drohen dann etwa bei Abschluss eines Handy- oder Mietvertrages.
Hamburger Sportbund fordert jetzt bundesweit neue Regelungen
Der HSB und ihr Vorstandsvorsitzender Daniel Knoblich (43) fordern deshalb in der laufenden Diskussion um die Kindergrundsicherung, dass „Sportvereine, die nicht abrufbaren Mitgliedsbeiträge von leistungsberechtigten Kindern und Jugendlichen beziehungsweise von ihren Erziehungsberechtigten vom Staat ersetzt bekommen, damit die Clubs von Inkassoverfahren absehen können“. Dies ist ihnen wegen ihrer Gemeinnützigkeit in Verbindung mit dem Gleichbehandlungsgrundsatz bisher nicht gestattet. Sie müssen die Gelder eintreiben.
HSB und HSJ setzten sich zudem dafür ein, dass in Zukunft ein soziokulturelles Budget im Rahmen der geplanten Kindergrundsicherung abgesichert und fortgeschrieben wird. Bisher besteht ein Anspruch von mindestens 15 Euro im Monat.