Hamburg. Die Zahlen steigen in der Vorweihnachtszeit stark an. Einige Bezirke und Stadtteile sind besonders häufig betroffen.
Diese Zahl ist alarmierend: 63-mal sind am Wochenende Hamburger Opfer von Einbrechern geworden. Vor allem der Norden der Stadt ist betroffen. Solche hohe Zahlen in einem so kurzen Zeitraum hatte es lange nicht mehr gegeben. Zuletzt 2019, also vor der Corona-Pandemie, hatte die Kripo ähnlich viele Fälle registriert. Die Vorweihnachtszeit ist in der Regel die absolute Hochzeit für Einbrecher. Die Polizei geht davon aus, dass nach sechs Jahren, in denen die Zahl der Einbrüche gesunken war, nun eine Trendumkehr erfolgen könnte.
„Vor Weihnachten haben viele Menschen bereits Geschenke gekauft, die in der Wohnung aufbewahrt werden“, sagt Polizeisprecher Holger Vehren. Die Leute haben viel gekauft, oft auch Bargeld im Haus. Das wissen auch die Einbrecher. Sie sind deshalb besonders aktiv.
Polizei Hamburg: 63 Taten an einem Wochenende
Von Freitag bis Sonntag kam es so zu 63 Taten. Sonst sind über die Wochenenden um die zehn Taten pro Tag angezeigt worden. 22 der 63 Einbrüche passierten tagsüber, als es noch hell war. Ungewöhnlich: In lediglich 22 Fällen blieb es beim Versuch. An den anderen 41 Tatorten gelangten die Einbrecher auch in die Wohnung oder das Haus. „Dieser niedrige Anteil von Versuchen ist ungewöhnlich“, so ein Beamter.
Über das Jahr gesehen gelingt mittlerweile nur an jedem zweiten Tatort auch ein vollendeter Einbruch. Im November lag die Quote mit 45 Prozent etwas unter dem Schnitt. Warum an dem vergangenen Wochenende so viele vollendete Einbrüche bei den Taten dabei waren, ist unklar. Vielleicht ist es ein zufälliger Ausreißer.
Bezirke Nord, Eimsbüttel und Wandsbek besonders betroffen
Betroffen waren vor allem die Bezirke Nord, Eimsbüttel und Wandsbek. Dort noch einmal besonders die in Richtung Stadtrand liegenden Stadtteile. Andere Bereiche wie Harburg oder die Innenstadt sind dagegen weitgehend verschont geblieben. Bei der Polizei wird nicht ausgeschlossen, dass eine oder mehrere Tätergruppen, die jeweils mehrere Einbrüche begingen, für die ungewöhnlich hohe Zahl der Fälle in so kurzer Zeit verantwortlich sind.
Insgesamt rechnet man damit, dass es über das Jahr gesehen eine Steigerung zu 2021 geben wird, da das Jahr noch von der Corona-Pandemie geprägt war. Die Polizei hatte vergangenes Jahr 2204 Verfahren wegen Wohnungseinbruchs eingeleitet. Es wird aber damit gerechnet, dass die Zahl der Wohnungseinbrüche unter dem Niveau von 2019, dem Jahr vor Corona, bleiben wird. Damals hatte es in Hamburg 4313 Einbrüche in Häuser und Wohnungen gegeben.
Kripo registriert den „Badewannen-Effekt“
Auf diesem Niveau sind die Daten aktuell noch nicht, wie auch der November zeigt. 2019 wurden in dem Monat 564 Einbruchstaten angezeigt. In diesem November waren es 323. Bereits im September hatte eine interne Erhebung ergeben, dass in den ersten drei Quartalen in diesem Jahr rund 37 Prozent weniger Einbruchstaten angezeigt wurden, als im gleichen Zeitraum 2019 – allerdings mehr als im vergangenen Jahr.
Die Hamburger müssen sich noch einige Wochen auf höhere Einbruchszahlen einstellen. Jedes Jahr registriert die Kripo den „Badewannen-Effekt“. Der Begriff leitet sich aus der Kurve ab, die bei der monatlichen Erfassung der Taten in der Statistik entsteht, da in den Sommermonaten, in denen es lange hell ist, deutlich weniger Taten passieren als in den dunklen Herbst- und Wintermonaten.
Hamburg bleibt für Einbrecher interessant
Konstant war und bleibt, dass Hamburg für Einbrecher, die oft für ihre Taten anreisen, interessant ist. Die Stadt gilt als „reich“. Hier leben viele wohlhabende Menschen. Mit einem durchschnittlichen Einkommen von 5209 Euro brutto im Monat, erhoben für 2021, liegt Hamburg im Vergleich der 16 Bundesländer an der Spitze.
2015 hatte es noch 9006 Einbrüche in der Hansestadt gegeben. Das war ein jahrelanger Spitzenwert, der nur in den 1990er-Jahren getoppt worden war. Die hohe Belastung durch Einbrüche hatte noch 2015 zur Einrichtung der Sonderkommission „Castle“ geführt, die seit 2018 eine feste Dienststelle im Landeskriminalamt ist und sich mit der organisierten Einbruchskriminalität beschäftigt, hinter der oft Banden aus Südosteuropa oder Chile stecken.
Polizei Hamburg gibt Tipps für eine gute Sicherung
Der beste Schutz vor einem Einbruch ist eine gute Sicherung. „Ein auf Kipp stehendes Fenster ist wie ein offenes Fenster“, sagt ein Beamter. Für Einbrecher stellt es kein Hindernis, vielmehr eine Einladung dar. Denn Täter, egal ob Profi oder „Gelegenheitseinbrecher“, sind auf den schnelle Einbruch aus. Stoßen sie auf zu schwer überwindbare Hindernisse, suchen sie sich eine andere Tatgelegenheit. Deshalb ist die richtige Sicherungstechnik wichtig. Sie sollte „DIN 1627 mit der Widerstandsklasse 2“ entsprechen. Das bedeutet, dass ein Fenster beispielsweise aus „durchwurfhemmendem Glas“ besteht, die Fenster und Türen richtig verankert sind.
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Wer sich beraten lassen möchte, um sein Haus oder seine Wohnung sinnvoll vor Einbrechern zu schützen, dem greift die Hamburger Polizei unter die Arme. Die Kriminalpolizeilichen Berater des Landeskriminalamts, die ihren Sitz im Gebäude der Wache 14 an der Caffamacherreihe in der Innenstadt haben und dort über eine große Anzahl von Exponaten verfügen, an denen sinnvoller Einbruchsschutz demonstriert wird, bieten kostenlos Termine an. Selbst eine Beratung im eigenen Heim durch die Spezialisten der Kripo ist möglich.