Hamburg. Ausschreitungen erreichen vor allem im Süden Hamburgs neue Dimension. Teenager gehen gezielt auf Polizisten los. Die Polizei-Bilanz.
Am Montagabend hieß es auch in Hamburg wieder: „Süßes oder Saures!“ Doch nicht immer blieb es bei harmlosen Kinderstreichen zu Halloween. Nachdem es vor allem im Hamburger Süden in den vergangenen Jahren am 31. Oktober immer wieder zu heftigen Polizeieinsätzen mit Festnahmen und Verletzen gekommen war, hatte die Polizei Hamburg in diesem Jahr kräftig nachgerüstet. Offenbar zu Recht.
Denn auch in diesem Jahr randalierten wieder Dutzende Jugendliche vor allem im Süden der Stadt. Die Ausschreitungen haben dabei im Stadtteil Harburg einen neuen Höhepunkt erreicht. „Was wir da erlebt haben, hatte eine neue Qualität“, sagt ein Beamter der Polizei am Dienstag.
Polizei Hamburg zu Halloween: Krawalle und Steinwürfe auf Polizisten
In den Vorjahren waren vornehmlich Eier und Kartoffeln auf Linienbusse geworfen worden. Nun seien erstmals vermehrt auch Steine und Flaschen auf Polizisten geworfen worden. Im Gegensatz zu den Vorjahren sei bewusst die Auseinandersetzung mit den Einsatzkräfte gesucht worden. Drei Polizisten wurden leicht verletzt – allerdings nicht durch Stein- oder Flaschenwürfen. Sie waren bei der Verfolgung von Tätern umgeknickt.
Vor allem rund um den Harburger Ring versammelten sich bereits seit dem frühen Abend immer wieder größere Jugendgruppen. Rund 150 Personen waren es in der Spitze. Gegen 17.45 Uhr gab es laut der Polizei erste Eierwürfe, sie zerschellten auf der Fahrbahn. Beamtinnen und Beamte der Wache 46 aus Harburg standen an strategischen Punkten des Harburger Rings mit mehreren Fahrzeugen und sprachen immer wieder Jugendgruppen an.
Polizei Hamburg: Jugendliche randalieren an Halloween
Gegen 18.15 Uhr wurden erstmals Eier und sogenannte Polenböller auf Einsatzfahrzeuge der Polizei geworfen. Auch Flaschen seien auf die Beamten geworfen worden. Meist zerstreuten sich die Gruppen der Jugendlichen relativ schnell wieder.
Kurz darauf zog die Polizei Kräfte aus ganz Hamburg zusammen. Ein größerer Einsatzzug mit Hamburger Bereitschaftspolizisten rückte nach, um die zunächst kleineren Scharmützel im Keim zu ersticken. Die Beamten räumten Teile der Straße und versuchten, die Lage unter Kontrolle zu bekommen.
Halloween in Hamburg: Ausschreitungen erreichen neuen Höhepunkt
Einsatzkräfte nahmen zehn Personen in Gewahrsam. Ein als Sträfling kostümiert Mann wurde zudem festgenommen.„Wir haben um die 20 Ermittlungsverfahren eingeleitet“, so ein Beamter. Es gehe dabei um Landfriedensbruch, gefährliche Körperverletzung und Verstoß gegen das Waffengesetz. Einige der Böller- und Flaschenwerfer hatten aus der Deckung der Zugänge zur S-Bahn agiert und waren dabei von Überwachungskameras gefilmt worden.
Vor dem S-Bahneingang am Harburger Ring, Ecke Neue Straße, wurde eine junge Frau verletzt. In ihrer unmittelbaren Nähe war einer der sogenannten Polenböller explodiert. Die Frau erlitt einen Schock und kam mit dem Rettungswagen ins Krankenhaus. Bereitschaftspolizisten gingen als Polizeikette vor und zerstreuten die Krawallmacher. Erst gegen 22 Uhr war der „Spuk“ vorbei.
Bereits um 16 Uhr am Nachmittag gab es in Neuwiedenthal auf Höhe der Francoper Straße einen ersten Halloween-Einsatz. Jugendliche warfen Böller und hantierten mit täuschend echt aussehenden Softairwaffen herum.
Auch in Wilhelmsburg kam es zu Ausschreitungen. Dort rotteten sich am Lunacenter mehrere Krawallmacher zusammen. Auch hier griff Bereitschaftspolizei ein.
Niendorfer Gehege: Jugendliche hantierten mit "Schusswaffen"
Auch in anderen Stadtteilen sorgten Jugendliche für Polizeieinsätze. Bereits am Nachmittag alarmierten Passanten die Polizei, weil sie im Niendorfer Gehege Jugendliche gesehen hatten, die anscheinend mit Schusswaffen hantierten.
Als Beamte daraufhin die Gruppe überprüften, fanden sie bei einem 19-Jährigen einen Schlagstock, Reizgas und eine Softairwaffe. Ein 22-Jähriger hatte eine Waffenattrappe und eine geringe Menge Marihuana bei sich. Auf Nachfrage gaben die Jugendlichen an, dass sie ein Video für die Schule drehen wollten.
Halloween in Hamburg: Polizei zieht Bilanz
In anderen Stadtteilen, wie zum Beispiel Osdorf und Billstedt, wurden Müllcontainer angezündet, berichtete die Polizei in einer Bilanz der Ereignisse an Halloween am Dienstagvormittag.
„Vor dem Hintergrund der Erfahrungen der letzten Jahre ist die Polizei Hamburg auch in diesem Jahr wieder mit einem verstärkten Kräfteansatz in den Halloween-Einsatz gegangen“, so Polizeisprecher Florian Abbenseth. So habe man auf eine „satte Reserve“ zugreifen können.