Hamburg. Die Jungen und Mädchen gelten als Profis – vor der Tat kundschaften sie die Wohnungen aus. Wo die Tatorte meistens liegen

Die Polizei ermittelt wegen einer sechsköpfigen Kinderbande, die in Hamburg auf Einbruchstour ist. Die Jungen und Mädchen gelten als „Profis“. Der Gruppe werden mittlerweile mehr als 20 Taten zugerechnet. Erst vor wenigen Tagen waren zwei Mädchen, die der Bande mutmaßlich angehören, bei einem Einbruch überrascht und festgenommen worden.

Es sind Taten, die alle dieselbe Handschrift tragen. Vermutlich kommen die Täter zu zweit. Sie suchen immer Häuser und Wohnungen auf, bei denen die Rückseite schlecht einsehbar ist. Dort hebeln sie Fenster auf. „In einigen Fällen geschieht das auch in Verbindung mit dem Hochschieben von Rollladen“, so ein Beamter.

Vor der Tat kundschaften sie die Wohnung oder das Haus aus, in das sie einsteigen wollen. „Das geschieht eigentlich immer dadurch, dass an der Haustür geklingelt wird, um so zu prüfen, ob jemand zu Hause ist“, so der Polizist.

Einbrüche Hamburg: Täter haben es auf Schmuck und Geld abgesehen

Bislang lag der Schwerpunkt der Bande in dem Bereich um den Bahnhof Wandsbek-Gartenstadt und in Niendorf, wo die Tatorte ebenfalls im Umfeld der Bahnhöfe liegen. Dabei waren die Bande vor allem tagsüber aktiv. „Alle Einbrüche passierten in der Zeit von 9 Uhr bis 18 Uhr“, heißt es aus der Polizei. Bei den Taten haben es die Einbrecher auf Schmuck und Geld abgesehen.

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Erst am Wochenende waren zwei kleine Mädchen an der Erlenstraße in ein Einfamilienhaus bei einem Einbruchsversuch überrascht und an die Polizei übergeben worden. Die Bewohnerin (62) und ihr Lebensgefährte waren von einem Sonntagsspaziergang zurückgekehrt, als die beiden Kinder gerade über die aufgebrochene Terrassentür in das Haus einsteigen wollten. Die Mädchen versuchten zu flüchten, beide wurden noch im Garten eingeholt und festgehalten, bis die alarmierte Peterwagenbesatzung da war.

Junge Täter reisen extra zum Einbrechen nach Hamburg

Die vier Jungen und zwei Mädchen, die der Bande zugerechnet werden, stammen aus dem Landfahrermilieu und sind offenbar für die Begehung von Einbrüchen nach Hamburg gereist. Werden sie von der Polizei gefasst, versuchen sie ihre Identität zu verschleiern und geben sich als Kinder aus. Das hat System. Denn damit wären sie nicht strafmündig.

Das war auch am Sonntag so. Der Kinder- und Jugendnotdienst hatte die beiden Mädchen übernommen, nachdem es der Polizei nicht gelungen war, verlässlich die Identität und das genaue Alter der Mädchen zu ermitteln.

Einbrüche Hamburg: Unterschlupf der Bande bisher nicht entdeckt

Die Fälle, die der Einbrecherbande zugerechnet werden, bearbeitet das LKA 19, das aus der Soko„Castle“ hervorgegangen ist. Die Dienststelle ist auf professionelle, gewerbsmäßige Täter spezialisiert. Bislang ist es auch nicht gelungen, den Unterschlupf der Gruppe zu finden. Ermittler gehen davon aus, dass die Bande von älteren Kriminellen geführt wird, die ganz gezielt Minderjährige und Kinder für die eigentlichen Einbrüche einsetzt, da ihnen in der Regel keine Haft droht.

Im vergangenen Jahr hatte es in Hamburg 2506 Haus- und Wohnungseinbrüche gegeben. Das waren 302 mehr als im Vorjahr. Bei gut der Hälfte der 2022 verübten Taten blieb es beim Versuch. Die Polizei hatte diese Entwicklung erwartet, da nach den beiden Coronajahren wieder vermehrt mit „reisenden Tätern“ gerechnet wurde, die nach Hamburg kommen.