Hamburg. Für ältere Menschen und Unfallopfer kann der Eingriff erlösend sein. Der Chefarzt Frank Lampe erklärt, was zu beachten ist.
Golfen ist nicht mehr möglich, Tennis schon lange nicht mehr drin. Denn schon beim Treppensteigen schmerzt das Knie nahezu unerträglich, der Alltag wird beschwerlich. „Wenn der Leidensdruck so hoch ist und die Lebensqualität zunehmend schwindet, dann ist es womöglich an der Zeit, doch mal über ein künstliches Kniegelenk nachzudenken“, sagt Professor Dr. Frank Lampe.
Zunächst sollten jedoch unbedingt die konservativen Methoden ausgeschöpft werden, sagt der Chefarzt der Orthopädie und des Zentrums für Endoprothetik von der Asklepios Klinik Barmbek in einer neuen Podcast-Folge. „Falls Physiotherapie, Bandagen oder auch Medikamente nicht den erhofften Erfolg bringen, ist ein Eingriff, gelenkerhaltend oder mit Prothese, eine Option“, sagt der Orthopäde, der in den Ärztelisten von „Stern“ und „Focus“ als „Top-Mediziner 2022“ geführt wird.
Medizin: Auch jüngere Menschen betroffen
Kann man zu jung oder zu alt sein für ein künstliches Knie? „Nein“, sagt der Chefarzt, der sich seit mehr als 15 Jahren ausschließlich um Kniegelenke kümmert und im Laufe seiner Karriere schon Tausende operiert hat. „Der durchschnittliche Patient ist zwischen 60 und 70 Jahren alt, aber es gibt auch deutlich jüngere Menschen, die beispielsweise, verursacht durch einen Unfall in der Jugend, an einer schweren Arthrose leiden und daher operiert werden müssen.“
Die Implantation eines künstlichen Kniegelenks ist in Deutschland eine sehr häufig durchgeführte Operation. Das Statistikamt registrierte im Jahr 2019 zuletzt 193.759 solcher Eingriffe, also rechnerisch rund 530 Operationen pro Tag. In rund 38.000 Fällen waren die Patientinnen und Patienten dabei noch jünger als 60 Jahre. Gleichwohl das Einsetzen des Kniegelenkes für Ärzte wie Dr. Frank Lampe eine Routine ist, will der Eingriff wohlüberlegt sein.
„Knie dauert, heißt es oft"
Die erste Frage sei immer, ob eine konservative Therapie ausreiche. Im zweiten Schritt müsse dann individuell entschieden werden, ob gelenkerhaltend operiert werden könne oder nicht. Dann stelle sich die Frage, ob eine Teilprothese ausreiche oder eine Vollprothese erforderlich sei. „Ist der Schmerz in einem klar definierten Bereich lokalisiert, dann reicht es oft aus, auch nur diesen Teil des Gelenks zu ersetzen“, sagt der Experte. Der Vorteil: Der Eingriff ist kleiner. „Und der Patient hat oft das Gefühl, dass es eben noch sein eigenes Knie ist. Eine Teilprothese fühlt sich schlicht natürlicher an.“
Grundsätzlich dauere eine solche Knie-OP rund eine Stunde, anschließend verblieben die Patienten noch rund fünf bis sieben Tage in der Klinik, ehe es in die Reha gehe. „Diese Reha-Phase, die manche auch ambulant absolvieren, dauert mindestens drei Wochen.“ Überhaupt müsse man etwas Zeit einplanen, ehe man wieder auf den Beinen sei: „Knie dauert, heißt es oft. Und das stimmt“, sagt der verheiratete Vater von zwei erwachsenen Kindern.
Meisten Patienten mit Ergebnis zufrieden
Nach vier Wochen könne man in der Regel den Alltag wieder bestreiten, Autofahren sei nach sechs Wochen wieder möglich. „Wer jetzt aber seinen Garten umgraben oder auf Weltreise gehen will, der sollte schon mit drei Monaten Genesungszeit rechnen.“ Die Mehrheit der operierten Patienten sei mit dem Ergebnis sehr zufrieden: „Viele sagen mir: Mensch, das hätte ich schon früher machen lassen sollen!“
Aber es gebe auch einen kleinen Prozentsatz, der noch Beschwerden habe. „Es gibt leider keine Garantie auf ein optimales Ergebnis“, sagt der Chefarzt. Wer nach Wochen beispielsweise noch eine Schwellung im Knie feststelle, solle ruhig den Operateur noch einmal kontaktieren. „Oft ist diese Schwellungsneigung, die bis zu sechs Monate anhalten kann, noch ein Normalbefund und kein Grund zur Sorge. Abklären lassen sollte man es aber in jedem Fall.“
Medizin: Patienten gewinnen deutlich an Lebensqualität
Prof. Lampe schätzt an seinem Fachbereich, dass er seinen Patienten im wahrsten Sinne auf die Beine hilft. „Es ist ein Erfolgserlebnis, wenn ich sehe, dass die Patienten wieder mehr Lebensqualität haben, Sport machen und mit den Enkeln toben können.“