Ein Mann hat im Hamburger Rathaus eine Pistole gezogen. Er wollte zu Hamburgs Bürgermeister Peter Tschentscher.

  • Ein Mann zieht im Hamburger Rathaus eine Pistole
  • Er fragte nach Bürgermeister Peter Tschentscher
  • Fahndung nach dem Unbekannten bislang erfolglos

Ein mit einer Pistole bewaffneter Mann hat versucht, im Rathaus zu Hamburgs Erstem Bürgermeister Peter Tschentscher vorzudringen. Jetzt sucht die Polizei fieberhaft nach dem Unbekannten. Es wird nicht ausgeschlossen, dass er den Bürgermeister erschießen wollte. Die Staatsschutzabteilung des Landeskriminalamtes ist eingeschaltet.

Am Freitag war der seriös wirkende Mann in der frei zugänglichen Rathausdiele aufgetaucht. Dort wandte er sich an eine Mitarbeiterin und fragte nach dem Bürgermeister. Doch der war zu dem Zeitpunkt, an dem ein Ausschuss im Rathaus tagte, nicht da. Erst am Montag, so bekam der Mann die Auskunft, sei Bürgermeister Tschentscher wieder im Rathaus.

Polizei Hamburg: Versuchter Anschlag auf Bürgermeister Tschentscher

Was die Frau dann erlebte, rief die Polizei auf den Plan. Der Unbekannte zückte eine Pistole und fuchtelte mit der Waffe herum. Als alarmierte Polizisten der Rathauswache vor Ort waren, war der Mann aber bereits verschwunden. Eine sofort eingeleitete Fahndung nach dem Pistolenmann blieb erfolglos.

Die Polizei leitete umfangreiche Ermittlungen und operative Maßnahmen ein. Federführend ist die Staatsschutzabteilung. Mit Hilfe der Angaben der Mitarbeiterin wurde eine Phantomskizze des Mannes angefertigt.

Die Rathausdiele in Hamburg – hier fuchtelte der Unbekannte mit einer Waffe herum.
Die Rathausdiele in Hamburg – hier fuchtelte der Unbekannte mit einer Waffe herum. © Unbekannt | Klaus Bodig

Sie wurde zunächst intern für Fahndungszwecke eingesetzt. Inzwischen wird aber auch an eine zeitnahe Öffentlichkeitsfahndung gedacht. Videobilder gibt es keine. Zwar sind im Rathaus Kameras installiert. Sie zeichnen aber nicht auf.

Polizei Hamburg legte sich im Rathaus in Zivil auf die Lauer

Am Montag waren zivile Beamte im Rathaus, da nicht ausgeschlossen wurde, dass der Mann tatsächlich wiederkommen würde. Das passierte nicht. Zudem laufen kriminaltaktische Maßnahmen, die die Polizei geheim hält.

Am Dienstag wurde die Mitarbeiterin, die den Vorfall gemeldet hatte, durch Beamte des Landeskriminalamtes nochmals vernommen. Zuvor waren Mitglieder des Senats über den Vorfall unterrichtet worden. Ob die Schutzmaßnahmen für den Ersten Bürgermeister oder das Rathaus erhöht worden sind, wurde nicht bekannt.

Bürgermeister Tschentscher wird besonders geschützt

Hamburgs Erster Bürgermeister gilt als gefährdete Person. Für ihn gelten besondere Schutzmaßnahmen, die aufgrund einer Analyse der Staatsschutzabteilung des Landeskriminalamtes geplant werden. So hat Tschentscher unter anderem Personenschützer, die ihn bei Terminen begleiten. Einen vergleichbaren Schutz hat sonst nur Innensenator Andy Grote.

Für das Rathaus selbst gilt ebenso eine umfangreiche Schutzmaßnahme. Dort befindet sich die Rathauswache, die rund um die Uhr mit mehreren Beamten besetzt ist. Das Personal wird von der Wache 14 gestellt, die ihren Sitz an der Caffamacherreihe hat. Geschützt werden neben zahlreichen Senatsmitgliedern auch Staatsräte und sogar Polizisten. Dabei geht es in der Regel um die Überwachung ihrer Wohnungen. Auch Einrichtungen, vor allem jüdische und Konsulate, werden bewacht.

Mehrfach Anschläge auf Wohnungen von Innensenatoren

Der Grund für die Schutzmaßnahmen für Politiker und Amtsträger liegt auf der Hand. In Hamburg gab es in der Vergangenheit zahlreiche Anschläge, bei denen sie Ziel waren. Die Täter werden in der Regel der linksextremen Szene zugeordnet. Sie haben aber nicht die Personen selbst, sondern ihre Wohnungen attackiert.

So wurden die Wohnorte eigentlich jedes Innensenators der vergangenen Jahrzehnte zum Ziel solcher Angriffe. Einige, wie Hartmut Wrocklage in seiner Zeit als Innensenator, waren sogar mehrfach betroffen. Die Täter hatten die Häuser, in denen sie wohnten, mit Steinen und Farbe beworfen oder Fahrzeuge angezündet.

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Bundeskanzler Olaf Scholz wurde ebenfalls Opfer so einer Tat. Allerdings in seiner Zeit als Bundesfinanzminister. Ende November 2018 wurde das Haus, in dem er eine Wohnung hat, mit Farbe beworfen, auch wurden auf der Straße Autoreifen angezündet. Die Wohnung wird auch heute noch mit größerem Aufwand bewacht. Neben Politikern wurden auch immer wieder Wirtschaftslenker oder Bedienstete der Stadt zum Ziel solcher Anschläge.

Früherer Justizsenator Roger Kusch mit Messer attackiert

Direkte Angriffe auf Hamburger Politiker gab es vereinzelt. Im Februar 2004 wurde der damalige Justizsenator Roger Kusch bei einer Wahlkampfveranstaltung von einer geistig verwirrten Frau mit einem Messer attackiert. Kusch wurde am Bein verletzt und musste ambulant im Krankenhaus behandelt werden.

2019 flogen auf St. Pauli Steine auf Andy Grote, als er mit seinem Sohn im Dienstwagen gefahren wurde. In dem Fall wurden militante Linke als Täter vermutet. Grote blieb unverletzt.

1991 war der damalige Sozialsenator und spätere Erste Bürgermeister Ortwin Runde Opfer einer dreistündigen Geiselnahme. Eine psychisch gestörte Altenpflegerin war in sein Büro an der Hamburger Straße vorgedrungen, hatte ihn mit einer Pistole bedroht und gesagt, er sei „jetzt dran“. Der Grund: Sie hatte Probleme am Arbeitsplatz. Eine Spezialeinheit der Hamburger Polizei beendete damals die Geiselnahme unblutig.