Hamburg. Das Symbol auf dem Hochhausdach in Rothenburgsort ist über Jahrzehnte eine Art Wahrzeichen geworden. Nun kommt es weg.
Dieser Stern ist nicht nur Markenzeichen. Er gehört auch zum Stadtbild. Seit Jahrzehnten thront der Mercedes-Stern auf dem siebenstöckigen Bürogebäude an der Billhorner Brückenstraße. Bald wird er verschwinden. Das bestätigte ein Sprecher der Sprinkenhof GmbH. Man sieht es dem „Klotz“ an der Billhorner Brückenstraße, der zwischen den beiden mehrspurigen Fahrbahnen steht, die in und aus der Stadt heraus führen, nicht an.
Es ist ein richtig historisches Gebäude, über das längst nicht alles Historische bekannt ist. Denn die Baupläne für das „Mercedes-Haus“ sind verschollen. Sicher ist: Es stammt aus der Zeit kurz vor dem Ersten Weltkrieg, als Rothenburgsort und Billbrook Industriestandorte wurden. Das Gebäude selbst wurde an einem Kanal gebaut, der längst zugeschüttet ist.
Rothenburgsort: Gebäude wurde von Mercedes entdeckt
Damals wurde das heutige „Mercedes-Haus“ als eines der wenigen Gebäude in Hamburg aus einer Kontraktion aus Eisenbeton gebaut – vermutlich damit die Böden in den Etagen auch schwere Maschinen tragen können. Das rettete das Haus durch den Zweiten Weltkrieg. Die Gegend war in der Zeit schwer bombardiert worden. Sie lag in dem Gebiet, auf das 1943 während der Operation „Gomorrha“ die Bomben abgeworfen wurden. Rund um das heutige Mercedes-Haus stand bei Kriegsende kein unbeschädigtes Gebäude mehr.
Schon kurz nach dem Krieg, mit dem Bau eines überdimensionierten Zubringers für eine geplante, aber nie fertiggestellte Autobahnstrecke weiter in Richtung Innenstadt, wurde das Gebäude, das jetzt wie ein Fels in der Autobrandung steht, von Mercedes entdeckt.
Mercedes will den Stern vom Dach holen
Den alten Holzkran, der einmal auf dem Dach gestanden hatte, gab es nicht mehr. Historische Fotos von Anfang der 1960er-Jahre zeigen schon den Stern auf dem Dach, damals ein weithin strahlendes Zeichen des Wirtschaftswunders, an dem jeder vorbeifahren musste, der mit dem Auto nach oder durch Hamburg wollte. Denn den Neuen Elbtunnel gab es damals noch nicht. Er wurde erst 1975 für den Verkehr freigegeben. Aber auch heute fahren alljährlich Millionen an dem Haus Richtung City vorbei.
Dass der Stern jetzt vom Dach geholt werden soll, liegt an Mercedes. Es passe nicht mehr in die Strategie des Autobauers aus Stuttgart, hieß es. In dem Gebäude selbst war der Mercedes-Benz nie. Eigentlich hätte eher der Kranich der Lufthansa auf das „Mercedes-Haus“ gehört. Denn nach dem Krieg zogen dort Mitarbeiter der Fluglinie ein. In den Gebäude war eine Lehrwerkstatt des Unternehmens, an dem junge Mechaniker an Düsentriebwerken ausgebildet wurden.
Gebäude von kreativen Unternehmen genutzt
Das Haus beherbergte später einen Hersteller für Angel- und Zauberzubehör. Heute finden sich in dem Gebäude, in dem vor einem Jahr noch Büroflächen für deutlich unter zehn Euro pro Quadratmeter angeboten wurden, kreative Unternehmen, so etwa ein Designer und eine Firma, die Streetart anbietet.