Hamburg. Die Anbindung von Hamburgs neuer U-Bahn-Linie ist aus mehreren Gründen problematisch. Die Hochbahn muss die Kurve kriegen.

Hunderttausende Hamburger im Osten und im Westen der Stadt sollen durch die neue U-Bahn-Linie 5 besser angebunden werden. Dementsprechend groß ist das Interesse am genauen Streckenverlauf. Doch im Teilabschnitt Mitte herrscht an mehreren Punkten noch Unklarheit über die genaue Linienführung. Aufgrund des großen baulichen Aufwands erwägen die Planer nun, die U5 nicht direkt an den Bahnhof Jungfernstieg anzubinden.

Wie Verkehrsplaner im Verkehrsausschuss der Bürgerschaft am Dienstagabend durchblicken ließen, bezieht die Hochbahn dafür eine Alternative in die Machbarkeitsstudie mit ein. Diese würde die U5 nicht über den Jungfernstieg, sondern weiter nördlich nur über die U1-Haltestelle Stephansplatz führen.

Größerer baulicher Aufwand am Jungfernstieg

"Die Anbindung der U5 an den Jungfernstieg birgt nach derzeitigem Stand der Untersuchung mehrere Schwierigkeiten", sagte Hochbahn-Sprecher Christoph Kreienbaum dem Abendblatt. "Für die U5 müsste unter der Binnenalster im Grunde ein komplett neuer Bahnsteig entstehen." Das würde baulich größeren Aufwand bedeuten, und Fahrgäste müssten zum nächsten Anschluss vergleichsweise weit laufen. Zumal der Bahnhof ohnehin schon ein sehr komplexes Bauwerk sei, "in dem die Orientierung nicht immer so leicht ist", sagte Kreienbaum weiter.

Um Fahrgästen dennoch einen schnellen Anschluss an den Knotenpunkt Jungfernstieg zu ermöglichen, schlagen die Planer am Stephansplatz ein bahnsteiggleiches Umsteigen vor – wie etwa am Bahnhof Kellinghusenstraße. "Man steigt aus der U5 aus und kann direkt gegenüber in die U1 steigen und weiter bis zum Jungfernstieg fahren", erläuterte Kreienbaum. Unter dieser Voraussetzung erscheine die Führung der U5 über den Stephansplatz attraktiver als die direkte Anbindung an den Jungfernstieg.

"Wir befinden uns aber noch ganz am Anfang der Planungen", mahnt Kreienbaum. "Wir stellen mehrere Möglichkeiten in der Machbarkeitsstudie gegenüber, die noch nicht endgültig sind."

Kommt die U-5-Haltestelle Siemersplatz?

Für umso größere Verwunderung hatte deshalb jüngst Hamburgs neuer Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) mit seiner Festlegung auf eine Streckenvariante in Lokstedt gesorgt, obwohl die Untersuchung für eine optimale Trasse noch läuft. Tschentscher kündigte in seiner ersten Regierungserklärung an, dass die U5 von „Bramfeld zum Hauptbahnhof und weiter über den Siemersplatz führen soll“.

Planungsstand bis dahin war aber, dass noch zwei weitere Varianten in Frage kommen. Entweder die U5 endet am Siemersplatz, führt von dort über Hagenbecks Tierpark oder hält gar nicht am Siemersplatz, sondern südlich davon am Lohkoppelweg. Bei dieser Variante würde die U5 aus der Innenstadt kommend bereits in Höhe der Gärtnerstraße (Hoheluft-West) abzweigen, um dann über Lohkoppelweg und die Haltestelle Hagenbecks Tierpark weiter in den Hamburger Westen zu fahren. Der Siemersplatz würde entfallen.

"Wir haben den Auftrag bekommen, auch den Westen mit in die Planungen miteinzubeziehen", sagt Kreienbaum. Dafür sei der südlichere Verlauf über den Lohkoppelweg womöglich besser geeignet, weil leichter zu realisieren: Die U-Bahn würde in einer sanften Kurve in Richtung Hamburger Westen geführt, bei der Option Siemersplatz hingegen müsste sie einen größeren Schlenker machen, weil eine scharfe Kurve nicht fahrbar sei.

"Ob die Linie U5 nun über den Siemersplatz oder den Lohkoppelweg führen soll, ist eine politische Entscheidung", sagte Kreienbaum weiter. Welche Variante kommt, ist aber noch nicht entschieden.

Der aktuelle Stand: So soll die U5 verlaufen

Die Hochbahn unterteilt bei den Plänen der neuen U5 in die Abschnitte Ost, Mitte und West. Beginnend in Bramfeld am Dorfplatz, führt der Abschnitt Ost über Gründgensstraße, Fuhlsbüttler Straße/Nordheimstraße, Sengelmannstraße bis in die City Nord. Die Nordvariante hatte Anfang März den Zuschlag erhalten. Dadurch sollen mehr als 100.000 Menschen in den Stadtteilen Bramfeld, Steilshoop, Barmbek-Nord und Ohlsdorf an die U-Bahn angebunden werden.

Weiter soll die Linie dann nach aktuellen Planungen vom Borgweg unter der Barmbeker Straße, der Herderstraße und dem Winterhuder Weg verlaufen. Die Haltestellen sollen entsprechend dem Trassenverlauf an den Ecken Barmbeker Straße/Jarrestraße und Winterhuder Weg/Beethovenstraße entstehen. Weiter geht es dann über den Hauptbahnhof und entweder über den Jungfernstieg und beziehungsweise oder über die Haltestelle Stephansplatz. Der Abschnitt Mitte umfasst die Strecke von der City Nord durch Winterhude und die Uhlenhorst in Richtung St. Georg und Innenstadt.

Im Abschnitt West soll die Linie dann von der Universität kommend unter Grindelallee und Hoheluftchaussee führen und entweder bereits in Höhe der Gärtnerstraße (Hoheluft-West) nach Westen über Lohkoppelweg abzweigen, oder weiter nördlich am Siemersplatz halten, um schließlich über die Haltestelle Hagenbecks Tierpark zu den Arenen im Volkspark und zum Osdorfer Born zu führen. Abgeschlossen sei die Machbarkeitsstudie aber erst im Frühsommer; die endgütige Entscheidung werde dann im Planfeststellungsverfahren getroffen, voraussichtlich 2019.