Hamburg. Mustafa D. fühlte sich von einer Frau zurückgewiesen und brachte fast ihre Mutter um. Wie er die Tat vor Gericht erklärt.

Die Familie war vollkommen ahnungslos, wusste nicht, was sich da zusammenbraute: dass da ein Mann voller Groll war, voller Hass. Und auch zu allem bereit? Dass er sich eine Schusswaffe besorgt hatte und seinen Opfern auflauerte. Schließlich peitschten Kugeln durch die Luft und verletzten eine 53-Jährige schwer. Ihr 13 Jahre alter Sohn stand direkt daneben und musste das Unheil mitansehen.

Mustafa D., der sich für diese Tat vom 11. März unter anderem wegen versuchten Mordes vor dem Schwurgericht verantworten muss, beteuert, dass er es nicht zum Äußersten habe kommen lassen wollen. Er bereue das, was geschehen sei, „zutiefst“, ist der Tenor der Aussage des Angeklagten.

53-Jährige erlitt potenziell tödliche Verletzungen

Ja, er habe vor dem Haus der späteren Opfer gewartet und mit einer Beretta geschossen, räumt der 23-Jährige über seinen Verteidiger ein. Doch er habe weder die Frau noch deren Sohn treffen oder gar umbringen wollen. Dabei hätte der Angriff doch beinahe tödliche Folgen gehabt. Betoul S. erlitt so schwere Verletzungen, dass diese laut Anklage potenziell tödlich gewesen sind.

Die Schüsse auf Mutter und Sohn waren der dramatische Höhepunkt einer Aktion, bei der ein junger Mann über längere Zeit einer Frau nachstellte. Über soziale Medien schrieb er etliche Nachrichten an die 18-Jährige. Als Minu S. (Name geändert) auf keine seiner Mitteilungen reagierte, soll der Mann sie unter anderem als „Schlampe“ beleidigt und ihre Familie bedroht haben.

Angeklagter deutete Schweigen als Missachtung

Laut Anklage teilte er ihr mit, dass sie fortan ihr Leben gelähmt und ohne ihre Familie verbringen werde. Einige Tage später schrieb er, dass er sich „gerade nur schwer aufhalten“ könne, nicht der ganzen Familie „in den Kopf zu schießen“. Ihren Angehörigen drohte er Misshandlungen an, die als Vergewaltigung zu verstehen sind.

Doch weil Mustafa D. die Adresse der Hamburgerin in den sozialen Medien mit der einer anderen, vollkommen unbeteiligten Frau verwechselt hatte, erfuhr Minu S. nicht, was sich da an Hass und Bedrohung zusammenbraute. Sie konnte also gar nicht reagieren. Diese mangelnde Reaktionen interpretierte der Angeklagte laut Ermittlungen als Missachtung und feuerte auf die Mutter und den Bruder der jungen Frau. Allerdings habe er bewusst an den Opfern vorbeischießen wollen, beteuerte er am zweiten Verhandlungstag. Er habe der Mutter lediglich „Angst machen“ wollen. Der Prozess wird fortgesetzt.