Hamburg. Politiker aus Jork und Lühe beschließen eine erneute Bewerbung. Dabei bekommen sie professionelle Hilfe.

Wer schon einmal im Frühling durch die blühende Landschaft südlich der Elbe gefahren ist, würde dem Alten Land niemals seinen universellen Wert absprechen. Nur wenige Kilometer von der Stadt entfernt, erstreckt sich ein kleines Paradies, in dem Kirschen, Äpfel und Pflaumen wachsen. Zwischen den Obstplantagen am Deich lassen sich zudem alte Fachwerkhäuser und kleine Kirchen mit besonderen Orgeln bewundern.

Doch das alles reichte nicht. Der erste Anlauf, das Alte Land als Unesco-Welterbe anerkennen zu lassen, scheiterte 2014. Sieben Jahre später und um einiges schlauer wagen die Samtgemeinde Lühe und Gemeinde Jork nun einen neuen Versuch.

Am Mittwochabend beschlossen die jeweiligen Ratsversammlungen der beiden Gemeinden im Alten Land mehrheitlich, – und schon das gilt als eine wesentliche Voraussetzung – eine Bewerbung einzureichen. Die Sitzungen fanden gleichzeitig in den jeweiligen Orten statt. Am Donnerstagmorgen sagte Jorks Bürgermeister Matthias Riel auf Abendblatt-Anfrage dazu: „Das war ein Meilenstein. Wir sind wieder auf dem Weg zum Welterbe.“

Weltkulturerbe Altes Land? So geht es weiter

Bis zum 31. März läuft die Frist für die Auswahl auf Landesebene. In der kommenden Woche soll die Bewerbung raus. Das Land Niedersachsen, mit dem die Initiatoren aber seit Jahren im engen Austausch sind, wird aus den Kandidaten zwei Projekte auswählen. Fast wie bei einer Miss-Wahl geht es erst in den Wettbewerb auf Bundesebene und dann möglicherweise in das Hauptverfahren. Es ist ein aufwendiger und sehr langwieriger Prozess, an dessen Ende aber die Anerkennung als Unesco-Welterbe stehen könnte.

Was das auch finanziell für ein Kraftakt bedeutet: Darüber mag Rathauschef Riel noch nicht im Detail reden, lieber Schritt für Schritt denken. Riel vergleicht es mit einer Fußball-WM. „Wir sind jetzt in der Qualifikation. Nun müssen wir erst einmal die Vorrunde in Hannover schaffen.“ Doch wie beim Fußball kann man doch zumindest etwas vom Titelgewinn träumen.

Von der Anerkennung der Region als Welterbestätte erhofft sich Riel sowie andere Befürworter unter anderem positive Effekte für den Tourismus. „Es könnte auch ein Vermarktungspotenzial für die Landwirtschaft sind. Ein Apfel aus der Unesco-Welterberegion“, sagt Riel. Er betont, dass die Oberbauernverbände der Region die Bewerbung unterstützen. Das war nicht immer so deutlich der Fall. Doch in den vergangenen Jahren hat sich viel getan. Aus der Enttäuschung um das Bewerbungsverfahren von 2011 bis 2014 haben die Beteiligten gelernt.

Pufferzonen im Alten Land

Seither wurde intensiv daran gearbeitet, dass ein erneuter Vorstoß mit einem besseren Ergebnis endet. „Wir sind einen riesigen Schritt weiter als vor sieben Jahren“, erklärt Kerstin Hintz als Vorsitzende des Vereins für die Anerkennung des Alten Landes zum Welterbe der Unesco. Denn anders als beim vorherigen Anlauf bewirbt sich diesmal nicht die ganze Region um die Anerkennung. Sondern man konzentriert sich auf einzelne Traditionskerne.

Diese 13 ausgewählten (Natur-)Denk­mäler sollen die verschiedenen Facetten der einzigartigen historischen Kulturlandschaft widerspiegeln. Darunter sind unter anderem das Rathaus in Jork, der Harmshof, der Borsteler Hafen, aber auch eine Prunkpforte und ausgewählte Beispiele für den seit 700 Jahren in der Region betriebenen Obstanbau sowie den Deichbau in der Region.

Trotzdem umfasst das Gebiet weite Teile des Alten Landes, da man sogenannte Pufferzonen zwischen den jeweiligen Traditionskernen mit in die Region aufgenommen hat, die Welterbestätte werden soll. Diese Pufferzone deckt sich mit der Kernzone des heutigen niedersächsischen Sondergebietes Obstbau sowie mit der Fläche der beiden Kommunen.

Altes Land als Welterbe: Bewerbung mit professioneller Hilfe

Das 30-seitige Konzept halten die Initiatoren noch unter Verschluss mit Verweis auf den Wettbewerb. Hintz sagt aber so viel: „In unserer Bewerbung haben wir diesmal viel spezifischer herausgearbeitet, was die holländische Besiedlung vor 700 Jahren für diese Region bedeutet hat.“ Es ginge um die Einzigartigkeit und eben um die Bedeutung in der Weltgeschichte.

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Viel auch großenteils ehrenamtliche Arbeit wurde in das neue Konzept investiert und der erneute Anlauf mühsam vorbereitet. Zudem holten sich die Gemeinden professionelle Hilfe. Eine Fachfirma wurde mit der Erstellung der Bewerbungsunterlagen beauftragt. Die eingekauften Experten halfen auch fachlich bei der Vorbereitung gemeinsamer Arbeitsgruppen und Fachvorträge.

Voraussichtlich im Herbst dieses Jahres soll die Entscheidung auf Landesebene fallen. Ein Fachbeirat wählt die beiden Kandidaten aus, die sich dann für Niedersachsen um die Aufnahme in die deutsche Vorschlagsliste zum Welterbe der Unesco bemühen.