Hamburg. Laut einer Umfrage gibt vor allem drei Bereiche, in denen Eltern an ihre Grenzen stoßen. Bei wem sie am häufigsten Hilfe suchen.
Streit um das Handy, stundenlange Diskussionen oder Wutanfälle – nicht immer verläuft der Familienalltag reibungslos. Wie sehr das Familienleben belastet sein kann, zeigt jetzt eine Toluna-Umfrage für das SOS-Kinderdorf. Danach fühlt sich jeder zweite Elternteil in Norddeutschland bei der Erziehung der Kinder überfordert.
Befragt wurden 317 Einwohner in Hamburg und Umgebung aus Haushalten mit mindestens einem minderjährigen Kind im August dieses Jahres. 52 Prozent gaben an, in den vergangenen fünf Jahren mit der Erziehung ihrer Kinder überfordert gewesen zu sein.
Viele Eltern überfordert: Die Corona-Krise hat die Belastung verstärkt
Wenn Eltern sich überfordert fühlten, betrifft das vor allem drei Bereiche: Ganz oben (45 Prozent) wird der Medienkonsum der Kinder genannt. „Unsere Sozialpädagogen treffen in ihren Beratungen auf Eltern, die sich wegen des Medienkonsums ihrer Kinder aufreiben und hilflos sind“, sagt Torsten Rebbe, Leiter des SOS-Kinderdorfs Hamburg. Dicht darauf folgen die Themen Schule (43 Prozent) und Sozialverhalten (38 Prozent).
In der Corona-Krise haben die Kinderbetreuung neben der Arbeit zu Hause und das Kontaktverbot die Überforderung für die Eltern noch verstärkt. „Corona war ein Brennglas, das gezeigt hat, wie schwer der Job von Eltern ist“, weiß Rebbe. „Eltern werden oft alleine gelassen, Familien stehen nicht im Fokus. Es gibt derzeit keine Lösungen, die wirklich helfen, beziehungsweise es geht schleppend.“
Viele Eltern suchen Hilfe bei Angehörigen und Freunden
In problematischen Situationen zwischen Eltern und Kindern hilft es, sich mit Angehörigen und Freunden auszutauschen und sich von ihnen Unterstützung zu holen. Von den Eltern, die sich überfordert fühlten, hatten 73 Prozent jemanden, an den sie sich wenden konnten. Hilfe suchten die befragten Eltern vor allem beim Partner oder der Partnerin (59 Prozent), bei Familienangehörigen (57 Prozent) oder im Freundeskreis (48 Prozent).
Trotzdem fühlte sich die Hälfte manchmal allein gelassen. Mehr Unterstützung wünschten sich die überforderten Eltern vor allem von der Familie, 20 Prozent auch von der Schule. „Wer sich Hilfe holt, ist smart. Denn je früher eine Belastung entdeckt oder aufgezeigt wird, umso eher können Probleme gelöst werden“, sagt Rebbe.
Wenn Eltern sich Hilfe außerhalb ihres privaten Netzwerkes holen, fragen sie meistens die Kita oder den Kinderarzt. Den Gang zum Jugendamt scheuen aber die meisten Eltern. „Beim Jugendamt oder anderen Beratungsstellungen haben viele Eltern Hemmungen oder auch Angst, dass sich zu sehr in die Erziehung des Kindes eingemischt wird“, so Rebbe. Er betont: „Dabei sind das Experten, die oftmals genau den richtigen Tipp oder einen guten Weg aufzeigen können.“