Hamburg. Weniger Flüge, weniger Passagiere, ein hoher Verlust: Der Chef des Hamburger Flughafens bezeichnet 2020 als das schwierigste Jahr der Nachkriegsgeschichte. Doch er hofft auf eine Wende im Sommer.
Wegen der Corona-Pandemie hat der Hamburger Flughafen 2020 lediglich 4,56 Millionen Passagiere abgefertigt. Das sei für den Airport das schwierigste Jahr der Nachkriegsgeschichte gewesen, sagte Flughafen-Chef Michael Eggenschwiler am Freitag. Es wurden seinen Angaben zufolge lediglich 26,3 Prozent der Fluggäste des Jahres 2019 begrüßt. Die Zahl entspreche dem Niveau von 1984. Die Corona-Krise habe zeitweise für einen fast kompletten Stillstand gesorgt. "Wir sind echt gelähmt im Moment." Trotz aller Einschränkungen hätten die Fluggesellschaften bis zu 70 Direktziele von Hamburg aus im Angebot behalten.
Im November hatte Eggenschwiler erklärt, er schätze den Verlust für die Flughafen Hamburg GmbH im Jahr 2020 auf 130 Millionen Euro. Nun gehe er davon aus, dass man etwas darunter bleibe, betonte der Vorsitzende der Geschäftsführung am Hamburg Airport. "Wir haben die Kosten sehr, sehr weit gesenkt." Der Jahresabschluss werde aber erst Ende März vorliegen.
Mit rund 66 300 Starts und Landungen ist die Zahl der Flugbewegungen 2020 laut Airport um 56,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahr gesunken (2019: 155 200 Flüge). Im Vergleich zu 2019 ging die Auslastung der Maschinen am Hamburger Flughafen um 18,2 Prozentpunkte auf 59,6 Prozent zurück.
"Viele Fluggesellschaften planen in den nächsten Wochen, ihre Flugpläne vorübergehend weiter runterzufahren", sagte Eggenschwiler. "Aber mit dem Sommerflugplan erwarten wir eine leichte Erholung." Tests und Impfungen würden Hoffnung geben, dass eine Sommerreise mit dem Flugzeug 2021 wieder möglich sein werde. Belastbare Prognosen seien schwierig. "Wir rechnen zurzeit für das Gesamtjahr 2021 mit rund 48 Prozent des Passagieraufkommens von 2019", sagte Eggenschwiler. "Aber das ist weiterhin nur eine vorsichtige Annahme." Er gehe davon aus, dass sich der touristische Bereich schneller erhole als die Sparte Geschäftsreisen. "Es gibt einen Nachholbedarf."
Eggenschwiler hatte im vergangenen Jahr angekündigt, bis 2023 wolle der Flughafen 200 Vollzeitstellen abbauen. Stellen würden beispielsweise nicht nachbesetzt, auch ein Altersteilzeit-Programm sei kürzlich aufgelegt worden, berichtete er nun. "Wir stehen aber weiterhin zu der Aussage, dass wir auf betriebsbedingte Kündigungen verzichten." Zurzeit zählt das zu 51 Prozent in städtischem Besitz befindliche Unternehmen rund 2000 Mitarbeiter, von denen nach Angaben von Eggenschwiler derzeit 84 Prozent in Kurzarbeit sind. "Sie arbeiten durchschnittlich rund 31 Prozent ihrer vertraglich festgelegten Arbeitszeit", berichtete er.
Wichtige Projekte wie die Erneuerung des Vorfelds 1, die Dachsanierung im Terminal 2 sowie Modernisierungen in der Gepäckförderanlage und an der Zentralen Sicherheitskontrolle wurden nach Angaben des Flughafens im vorigen Jahr abgeschlossen.
Der Flughafen der Hansestadt feiert am Sonntag seinen 110. Geburtstag. Er ist den Angaben zufolge einer der ältesten Verkehrsflughäfen weltweit und der dienstälteste internationale Flughafen in Deutschland.