Harvestehude. Die PR-Unternehmerin fokussierte sich auch auf den Job, ihre vier Kinder wurden von Nannys betreut. Rückblickend bereut sie nichts.

Imagemäßig, da habe sie sich damals entscheiden können: Rabenmutter oder Latte-macchiato-Mum. „Nach außen hin war ich wohl eher das Erste“, sagt Alexandra von Rehlingen im aktuellen Familienpodcast über ihre Mutterrolle. Denn sie habe einfach immer gearbeitet und die Kinder von Nannys oder andersprachlichen Au-pairs betreuen lassen. Vollzeit gab sie als Selbstständige Gas. Angesiedelt in der PR-Branche, die als schnelllebig und wechselhaft gilt.

Seit 1986 gibt es ihre Agentur Schoeller & von Rehlingen. Darauf ist die Mutter von Fidelius, Antonia, Theresa und Donatus stolz – alle Kinder der erfolgreichen Unternehmerin sind mittlerweile erwachsen.

Berufstätige Mütter bekommen oft Gegenwind

Und ebenso darauf, sich selbst, ihren Überzeugungen treu geblieben zu sein. „Nein, ich war nie die passionierte Spielplatz-Mutter. Aber ich hatte immer das Glück, physisch nah bei meinen Kindern zu sein, da ich ganz nah an zu Hause gearbeitet habe und bei den wichtigen Momenten der Kinder dabei sein konnte.“ Krankheit, Kindergeburtstag, Examen, andere Nöte. Für die Familien-Wochenenden im schleswig-holsteinischen Landhaus haben sie und ihr Mann Matthias Prinz sich freigeschaufelt, Zeit für Fahrradtouren und die Hühner und Lämmer genommen.

Gegenwind für diesen Stil des Familienlebens? Den habe es gegeben. „Übrigens kamen die Anfeindungen nur und ausschließlich von Frauen. Und da gab es dann diesen typischen Satz: ,Wieso hast du denn überhaupt Kinder bekommen, wenn du dich nicht kümmern kannst?‘“ Doch mitgenommen habe sie das nie: „Das war mir wirklich völlig wurscht.“ Kontakte finden und fanden im Minutentakt bei von Rehlingens Arbeit statt. „Ich war nie drauf angewiesen, Leute an der Sandkiste kennenzulernen.“

Von Rehlingen will Vorbild sein

Die Agentur, soziales Leben, die Haustiere und alle Termine zu managen, das habe sie komplett ausgefüllt. „Vorwürfe kriegst du eh immer, da dachte ich, du machst jetzt mal.“ Auch gegen Widerstände in den eigenen Reihen: „Vor 20 Jahren war es natürlich meinen Kindern peinlich, wenn die Mutter in Thailand mit der Plastiktüte am Strand herumgelaufen ist und Müll eingesammelt hat“, sagt Alexandra von Rehlingen, „aber mir war es einfach immer schon wichtig, konsequent meine Werte zu vermitteln.“

Dazu gehören Tier- und Naturschutz, vegane Lebensweise, christliche Grundwerte. „Und als Rollenmodell da zu sein, gerade für meine Töchter, da wollte ich zeigen, dass ich eine unabhängige Frau bin, die ihr eigenes Geld verdient.“ Für Alexandra von Rehlingen selbst stand ihre Großmutter als Vorbild. „Sie war eine starke und sehr anpackende Frau, hatte in den Dreißigerjahren ein Studio für Mensendieck-Gymnastik in Düsseldorf, hat als selbstständige Frau mit zwei Kindern mehr verdient als ihr Anwaltsmann“, so die Unternehmerin.

„Unabhängigkeit, Unabhängigkeit, Unabhängigkeit“

Sie habe ihr gepredigt: Unabhängigkeit, Unabhängigkeit, Unabhängigkeit. „Keine Versorgungsmentalität zu entwickeln, nicht vom Staat, nicht vom Ehemann. Und für sich selbst zu sorgen, wie jeden Tag Gymnastik zu machen.“

Auch, wenn es nicht immer gut ankam, von Rehlingen trat schon als Kleinkind-Mutter für ihre Überzeugungen ein. „Es gab Situationen, die mir heute noch von meinen Kindern vorgeworfen werden“, sagt von Rehlingen. Dazu zählen ihre legendären Anrufe bei den Gastgeberinnen anderer Kindergeburtstage. „Ja, da habe ich angerufen und gesagt: ,Bitte nicht meine Kinder mit diesen ekelhaften Würstchen füttern, die aus Augen, Knorpel und Hirn bestehen‘“, erzählt sie.

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„Da waren die Kinder schon genervt, aber ich habe eben als Waldorfschülerin wirklich zu Hause Demeter-Ernährung vermittelt.“ Heute gäbe es einen schönen Austausch mit ihren vier Sprösslingen, geprägt von gegenseitigem Respekt. „Ich werde von meinen Kindern für voll genommen“, sagt sie. und auch die Mutter fragt die Kinder oft nach Rat: „Ich traue mich kaum noch, ein Instagram-Posting abzusetzen, ohne mich vorher abzustimmen.“

In der Familien-WhatsApp-Gruppe von Rehlingen-Prinz sei übrigens recht viel los, „darin wird kritisiert und diskutiert, es ist ein gutes Regulativ und alles ist dokumentiert – so eine Familiengruppe ist Gold wert.“