Hamburg. Um die Erderwärmung auf 1,5 Grad zu begrenzen, müssen Firmen den Ausstoß schädlicher Gase jährlich um 4,2 Prozent senken.

Im Pariser Klimaabkommen hat sich die Weltgemeinschaft verpflichtet, die Erderwärmung bis Ende des Jahrhunderts deutlich unter 2 Grad und möglichst unter 1,5 Grad zu halten. Um das zu erreichen, haben viele Länder mittlerweile Klimaschutzpläne auf den Weg gebracht. Da es aber Unternehmen sind, die den Löwenanteil der Treibhausgase verursachen, muss insbesondere die Wirtschaft einen beträchtlichen Beitrag leisten, um den Klimawandel in Grenzen zu halten. Viele Unternehmen sind sich ihrer Verantwortung erfreulicherweise bewusst und möchten in Zukunft klimaneutral wirtschaften – doch wie können sie das in der Praxis schaffen? Diese Frage erforsche ich in meiner Doktorarbeit am Exzellenzcluster für Klimaforschung CLICCS an der Universität Hamburg.

Der erste Schritt auf dem Weg zu einer klimaneutralen Wirtschaftsweise sind wirkungsvolle Klimaziele. Dazu muss das globale Klimaziel zunächst auf die Unternehmensebene übersetzt werden. Dieser Schritt ist für Unternehmen aber häufig eine große Hürde, weil sie nicht wissen, wie passende Ziele entwickelt werden können. Also orientieren sich Unternehmen daran, was ihnen an Emissionseinsparungen möglich erscheint. Ob diese Klimaziele dann auch ambitioniert genug ausfallen, um das Klima zu schützen, bleibt ungewiss.

Für die meisten Unternehmen bleibt nur eine Methode

Wie also kann die Wissenschaft Unternehmen dabei unterstützen, diese Hürde zu überwinden? Um diese Frage zu beantworten, habe ich vier gängige Methoden untersucht, die auf wissenschaftlich fundierten Klimaszenarien basieren und mit deren Hilfe sich berechnen lässt, welchen Beitrag jedes einzelne Unternehmen zur Erreichung des globalen Klimaziels leisten muss. Dazu habe ich Rechenmodelle mit Unternehmensdaten gefüttert und die Methoden verglichen.

Die Analyse zeigt, dass drei der vier Methoden für Unternehmen mit einem breiten Produktportfolio – und somit für die meisten Wirtschaftssektoren wie den Handel oder den Chemiesektor – ungeeignet sind, weil sie in der Anwendung beispielsweise nicht flexibel genug oder zu kompliziert sind. Mein Fazit: Letztlich eignet sich für die meisten Unternehmen nur eine Methode. Diese ist vergleichsweise simpel in der Anwendung: Eine pauschale Reduktionsrate legt dabei fest, in welchem Umfang und in welcher Geschwindigkeit jedes einzelne Unternehmen seine Emissionen senken muss.

Brigitte Frank
forscht am
Exzellenzcluster
Klima, Klimawandel
und Gesellschaft
(CLICCS)
Brigitte Frank forscht am Exzellenzcluster Klima, Klimawandel und Gesellschaft (CLICCS) © privat | Unbekannt

Konkret bedeutet das: Wenn ein Unternehmen wirkungsvoll dazu beitragen möchte, die Erderwärmung auf deutlich unter 2 Grad zu begrenzen, muss es den Ausstoß klimaschädlicher Gase ab dem Zeitpunkt der Zielsetzung jährlich um 2,5 Prozent reduzieren. Zur Erreichung des 1,5-Grad-Ziels müssen die Emissionen natürlich schneller sinken, nämlich um 4,2 Prozent jährlich. Entscheidend ist, dass dies nicht nur für die Emissionen gilt, die im Unternehmen verursacht werden, sondern auch für die Emissionen, die in der vor- und nachgelagerten Lieferkette sowie in der Nutzungsphase der Produkte entstehen.

Gewiss, diese Methode bietet noch Raum für Verbesserungen – so lässt sich ein Handelsunternehmen wohl nur schwer mit einem Chemieunternehmen vergleichen. Es gibt für die Forschung also noch viel zu tun. Gleichwohl gelingt es mit dieser Methode sehr schnell und einfach, wirkungsvolle Klimaziele für Unternehmen zu entwickeln und somit auch einzuordnen, ob die Bemühungen eines Unternehmens für den Klimaschutz bislang ambitioniert genug ausfallen.

Brigitte Frank forscht am Exzellenzcluster Klima, Klimawandel und Gesellschaft (CLICCS) der Universität Hamburg. Sie erforscht Strategien für eine kohlenstoffarme Wirtschaft.