Hamburg. Der Transport von Containern auf Schiffen erlebt wegen der Corona-Pandemie einen beispiellosen Boom. Inzwischen ist er so groß, dass sich etwa eine Reederei wie Hapag-Lloyd trotz Milliardengewinns bereits wieder ruhigere Zeiten wünscht.
Trotz eines absehbaren Milliardengewinns im Corona-Jahr 2020 hofft die Reederei Hapag-Lloyd auf eine möglichst rasche Beruhigung des überhitzten Containertransportmarkts. "Wir wollen Normalität, denn mittelfristig ist es wichtig für uns, dass jeder weiterhin so viel Ware wie möglich mit Containern transportiert", sagte Hapag-Lloyd-Chef Rolf Habben Jansen am Donnerstagabend. Dazu seien aber auch in zwei bis fünf Jahren wettbewerbsfähige und nachhaltigere Konditionen nötig. Hapag-Lloyd profitiere derzeit von der massiven Nachfrage nach Containertransporten, sagte Habben Jansen. Er wies aber auch darauf hin, dass in den vergangenen zehn Jahren auch so manche Durststrecke habe überwunden werden müssen.
Die Containerschifffahrt erlebt derzeit einen beispiellosen Boom. Wegen der Corona-Pandemie habe sich 20 Prozent der Nachfrage nach Produkten vom ersten ins zweite Halbjahr 2020 verschoben und entsprechend auch den Transport beeinflusst, sagte Habben Jansen. Grund sei, dass die Menschen ihr Geld mangels Möglichkeiten durch die Corona-Auflagen statt in Dienstleistungen nun in Waren wie Möbel, Unterhaltungsgeräte oder Heimwerkerbedarf investiert hätten. Die Folge: Die Nachfrage nach Containerkapazitäten zum Transport dieser Dinge sei durch die Decke gegangen. Habben Jansen sagte, er glaube, dass dieses Phänomen vorübergehen werde. Er wisse nur nicht genau wann. "Es wird wohl noch ein paar Monate dauern."
Für die Reederei hätten sich durch den weltweiten Ansturm auf Transportkapazitäten auch etliche Probleme ergeben. Viele Häfen und Containerterminals seien inzwischen so überlastet, dass es zu erheblichen Verspätungen bei den Schiffen komme. So lagen die Verzögerungen bei den Hapag-Lloyd-Schiffen den Angaben zufolge im Januar auf den Transpazifik- und Fernostrouten bei durchschnittlich 250 beziehungsweise 170 Stunden. Daraus wiederum habe sich eine erhebliche Knappheit bei den Containern ergeben, deren durchschnittliche Nutzungsdauer pro Turn von 26 auf 29 Tage gestiegen sei - was bei Hapag-Lloyd für jeden Extratag einen zusätzlichen Bedarf von 35 000 Standardcontainern (TEU) bedeute.
Zuletzt hatte Hapag-Lloyd mitgeteilt, dass die Reederei für das erste Quartal mit einem Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) von mindestens 1,25 Milliarden Euro rechnet - nach 160 Millionen im Vorjahreszeitraum. Für das Gesamtjahr 2020 hat Hapag-Lloyd nach vorläufigen Zahlen von Ende Januar den Gewinn vor Zinsen und Steuern um etwa 60 Prozent auf rund 1,3 Milliarden Euro gesteigert.
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