Hamburg. Bis zur zehnten Runde haben Gewerkschaft und Arbeitgeber jetzt die Tarifgespräche für die Hafenarbeiter terminiert. Bisher ist völlig offen, ob eine Einigung gelingt. Festgebissen haben sich beide Seiten in den bisher sieben Runden vor allem an einem Detail.
Im Tarifkonflikt in den Nordseehäfen beharrt die Gewerkschaft Verdi angesichts der hohen Inflation auf einer Sicherung der Reallöhne für alle Beschäftigten. «Das ist nach wie vor das, was wir wollen», sagte Verdi-Verhandlungsführerin Maya Schwiegershausen-Güth der Deutschen Presse-Agentur. «Ein Inflationsausgleich ist wichtig für alle Kollegen, insbesondere für die niedrigeren Lohngruppen, wo das einfach nochmal einen deutlichen Unterschied macht, wenn sie für die Energie jetzt 38 Prozent mehr zahlen müssen oder knapp 13 Prozent für Nahrungsmittel.»
Verdi und der Zentralverband der deutschen Seehafenbetriebe (ZDS) haben in bislang sieben Verhandlungsrunden vergeblich gerungen, um einen neuen Tarifvertrag für die rund 12 000 betroffenen Beschäftigten zu schließen. Begleitet waren die Verhandlungen von drei Warnstreiks, mit denen Verdi zuletzt die Abfertigung von Schiffen für 48 Stunden lahmgelegt hatte. Für Mittwoch (27. Juli) sowie den 10. und 22. August wurden neue Gesprächstermine vereinbart. Bis dahin sind nach einem vor dem Arbeitsgericht Hamburg geschlossenen Vergleich weitere Warnstreiks ausgeschlossen.
Der Konflikt dreht sich aus Sicht der Gewerkschaft vor allem darum, ihre Forderung nach Ausgleich der Teuerung mit einer zuletzt von Arbeitgeberseite ins Spiel gebrachten Laufzeit von 24 Monaten zu verknüpfen. «Wo wir eine Lösung brauchen, wo es hakt ist tatsächlich, wie schaffen wir, das beides zueinander zu bringen», sagte Schwiegershausen-Güth. «Wir brauchen eine Reallohnsicherung für alle Beschäftigten über die gesamte Laufzeit des Tarifvertrages. Das ist das relevante Kriterium für die Laufzeitdebatte.» Es gehe entweder darum, den Tarifvertrag vor Ablauf der Laufzeit kündigen zu können - oder vorab eine Anpassungsklausel einzubauen.
Den Vorwurf der Arbeitgeberseite, sich einem Kompromiss zu verschließen und auf Ausgangsforderungen zu beharren, will die Verdi-Verhandlungsführerin nicht stehen lassen. «Tarifverträge sind immer Kompromisse. Auch wir wollen einen Abschluss.» Einen externen Schlichter hinzuzuziehen, wie von Arbeitgeberseite und zuletzt auch aus der Politik gefordert, schließt Schwiegershausen-Güth weiter aus. «Wir wollen jetzt erstmal die drei Runden verhandeln. Das Ziel ist doch, in den drei Runden einen Abschluss zu erzielen», sagte sie. «Vielleicht wird das Thema Schlichtung irgendwann noch mal spruchreif, aber aktuell sehe ich das nicht.»
Die Gewerkschaft war mit einem Forderungspaket in die Verhandlungen gegangen, das nach Verdi-Angaben in der Spitze Lohnerhöhungen von bis zu 14 Prozent bei einer Laufzeit von 12 Monaten bedeutet. Auf dem Tisch liegt aktuell ein Angebot der Arbeitgeber - bei allerdings 24 Monaten Laufzeit - mit 12,5 Prozent für die Containerbetriebe und 9,6 Prozent für konventionelle Betriebe. Für «Beschäftigungssicherungsbetriebe» in wirtschaftlichen Schwierigkeiten taxiert der ZDS das Angebot auf 5,5 Prozent.
© dpa-infocom, dpa:220724-99-136024/2 (dpa)