Hamburg. „Hinz&Kunzt“-Sozialarbeiter Stephan Karrenbauer fordert: Notprogramm verlängern, bis alle geimpft sind.

Die niedrigen Temperaturen stellen Obdachlose und Helfer weiter vor Herausforderungen. Die Sozialbehörde reagierte mit verlängerten Öffnungszeiten des Winternotprogramms: Seit Freitag sind die Unterkünfte an der Friesenstraße, Eiffestraße, Kollaustraße und Schmiedekoppel auch tagsüber geöffnet. Angesichts des anhaltenden Frosts sollen die geänderten Öffnungszeiten bis zum kommenden Dienstag beibehalten werden, wie Sozialbehörde und der Betreiber Fördern und Wohnen (F&W) auf Anfrage mitteilten.

Alle Einrichtungen verfügen über Hygienekonzepte zur Eindämmung des Coronavirus, tagsüber werden sie gelüftet und gereinigt. Die verlängerte Öffnung habe dabei kaum Auswirkung auf die Hygienemaßnahmen, so F&W-Sprecherin Susanne Schwendtke. Denn viele Nutzer würden die Unterkünfte tagsüber verlassen, um Angebote der Obdachlosenhilfe zu nutzen.

Dauerhafte Ausweitung der Öffnungszeiten gefordert

Auch der Kältebus, der in den Wintermonaten jede Nacht zwischen 19 und 24 Uhr obdachlose Personen in die Unterkünfte der Stadt bringt, hatte am Wochenende seine Fahrtzeiten ausgeweitet. Am Sonnabend und Sonntag war der Bus zusätzlich am Nachmittag unter-wegs, wie der Träger CaFeé mit Herz mitteilt. Unter der Woche sei dies aber nicht zu gewährleisten, da das Fahrerteam ehrenamtlich arbeitet.

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Der „Hinz&Kunzt“-Sozialarbeiter Stephan Karrenbauer fordert eine dauerhafte Ausweitung der Öffnungszeiten und Laufzeiten der Unterkünfte: „Ich würde es begrüßen, wenn die Sozialbehörde das Notprogramm mindestens so lange laufen lassen würde, bis alle die Möglichkeit haben, sich impfen zu lassen. Und in der Zeit natürlich auch immer wieder versuchen, weitere Möglichkeiten für Einzelunterbringungen zu schaffen.“ Gemeinsam mit anderen Hilfsorganisationen bringen „Hinz Kunzt“ und die Diakonie aktuell 125 obdachlose Personen mithilfe von Spenden in Hotels unter.

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Mit der Öffnung des Standortes an der Eiffestraße hatte die Stadt Anfang Februar auf die Forderungen von Hilfs-organisationen und Opposition nach Einzelunterbringung reagiert: Dort können 35 Personen im eigenen Zimmern schlafen. In der Nacht zum Montag haben nach Angaben der Sozialbehörde 738 Personen die Übernachtungsmöglichkeiten der Stadt genutzt. Keine Personen mussten aus Kapazitätsgründen abgewiesen werden, die Behörde weiß von keinem Todesfall im öffentlichen Raum in den vergangenen Tagen. Laut Senat starben in diesem Jahr bereits sieben Obdachlose auf Hamburgs Straßen.