Hamburg. 33-Jähriger soll als Insasse der Vollzugsanstalt Glasmoor Deals organisiert haben. Nun muss er sich vor Gericht verantworten.

83 Kilogramm Amphetamine, ein Kilogramm Kokain und 14 Kilogramm Marihuana soll ein 33-Jähriger zwischen April 2020 und Juni 2020 über die Kommunikationssoftware EncroChat gekauft und anschließend gewinnbringend weiterverkauft haben. In der kommenden Woche muss er sich vor der Großen Strafkammer verantworten. Die Staatsanwaltschaft Hamburg wirft ihm vor, in elf Fällen mit „Betäubungsmitteln in nicht geringer Menge“, gehandelt zu haben.

Was den Fall brisant macht: Der Angeklagte war zu dem Zeitpunkt Insasse der Vollzugsanstalt Glasmoor. Dieser Umstand soll sein illegales Geschäft mit Drogen im Schwarzmarktwert von über 120.000 Euro noch begünstigt haben. Der 33-Jährige hatte nach Angaben der Staatsanwaltschaft von Ende März 2020 bis Juli 2020 „Corona-Frei“ bekommen und musste deswegen nicht einmal mehr zum Schlafen in den ohnehin offenen Vollzug.

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Auf die Spur des Mannes war die Ermittlungsbehörde – wie bei zahlreichen vergleichbaren Großdealern – durch die geknackten Chatverläufe bei EncroChat gekommen.

Mit ihm gingen weitere Männer ins Netz. Sie waren Abnehmer der Drogen. Kennengelernt hatten sie sich offenbar im Gefängnis. Dort soll der Angeklagte Kontakt zu einem Insassen hergestellt haben, der dann zusammen mit zwei weiteren Männern Rauschgift, das sie über mehrere Lieferanten bezogen, nach Dänemark schmuggelte.

Drogenbande nutzte Wohnung in Handewitt als „Stützpunkt“

Das Trio, das eine Wohnung in Handewitt als „Stützpunkt“ nutzte, hatte dafür ein Kuriersystem organisiert, das sogar während der coronabedingten Grenzschließungen funktionierte. Sie setzten Handwerker ein, die die Grenze nach Dänemark passieren durften. Dabei, so ermittelte die Polizei, wurden nicht nur Drogen im großen Stil, sondern auch mindestens zwei Maschinenpistolen vom Typ „Skorpion“ gehandelt.

Einen Teil der Drogen hatte der Angeklagte nach Angaben der Ermittler aus Spanien. Zuletzt soll er sich von dort zwei Kilo Marihuana für 3500 Euro schicken lassen. Die Drogen sollen für die Lieferung in einem Holztisch eingearbeitet worden sein.

EncroChat: Polizei verhaftet drei Drogendealer in Hamburg

Täglich laufen mit Drogen beladene Boote aus Marokko in der Provinz Cádiz im äußersten Süden Spaniens ein. Dort ist es vor allem Haschisch und Marihuana, das ankommt. Kokain aus Südamerika wird über die großen Häfen in Spanien eingeschmuggelt. Später wird das Rauschgift in ganz Europa verteilt.

Die Polizei hatte die Bande bereits im März zerschlagen. Damals waren zwei der Männer in Hamburg und einer in Handewitt verhaftet worden. Der vierte Beteiligte wurde wenig später vom SEK auf der Uhlenhorst festgenommen.