Hamburg. Bis 2025 soll eine umfassende Dokumentation zum Stintbestand entstehen. BUND: „Die Flussökologie ist aus dem Ruder gelaufen“.

Die Umweltbehörde will klären, wie es um den Stint in der Tideelbe steht – und hat dafür einen Forschungsauftrag an den Diplombiologen Sven Oesmann erteilt. Dieser soll bis 2025 eine umfassende „Dokumentation zum aktuellen Stintbestand sowie zur Lage und Qualität der Laich- und Aufwuchshabitate“ erstellen. „Zentraler Bestandteil des Auftrags ist ein Monitoring sämtlicher Entwicklungsstadien des Stintes im Süßwasserbereich der Tideelbe über vier Jahre, bei dem gleichzeitig Umweltparameter erhoben werden, die Einfluss auf den Lebenszyklus des Stintes haben könnten“, so die Umweltbehörde.

Die Kosten des Gutachtens lägen bei 750.000 Euro. Der Stint sei die dominante Fischart der Tideelbe und spiele eine zentrale Rolle im Nahrungsnetz, so die Begründung der Behörde für die umfangreicher Untersuchung. „Gibt es in der Elbe einen Rückgang der Stintpopulation? Wie groß ist dieser tatsächlich?

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Es gibt Meldungen und Anzeichen, die uns Sorge bereiten“, sagte Umweltsenator Jens Kerstan (Grüne). „Deswegen brauchen wir jetzt Aufklärung und Ursachenforschung. Mit dem von uns angestoßenen Untersuchungsprogramm wollen wir Maßnahmen entwickeln, die der Stintpopulation helfen. Das beauftragte Gutachten soll dafür die Grundlage bilden.“ Der Umweltschutzverband BUND lobt zwar den Auftrag.

„Die Flussökologie ist aus dem Ruder gelaufen"

„Vertiefte Kenntnisse zum Stint-Sterben sind immer gut. Was aber nicht passieren darf, ist, dass jetzt erst einmal fünf Jahre Untersuchungen laufen, bis ein umfassendes Stint-Gutachten vorliegt und in der Zwischenzeit nichts für die Elbe getan wird“, sagte BUND-Landeschef Manfred Braasch. „Die Flussökologie ist aus dem Ruder gelaufen, das ist schon jetzt klar.“

Hamburgs BUND-Geschäftsführer Manfred Braasch
Hamburgs BUND-Geschäftsführer Manfred Braasch © Thorsten Ahlf | Thorsten Ahlf

Der BUND befürchte, „dass auch dieses Jahr kaum Stinte in der Tideelbe zu finden sind“. Die Trübung in der Elbe habe 2020 noch einmal deutlich zugenommen, auch wegen der Elbvertiefung, so Braasch. „Die Entwicklung verursacht Schäden bei Fischlarven und -eiern, der Nachwuchs fehlt.“ CDU-Wissenschaftspolitikerin Anke Frieling hat jetzt eine Kleine Anfrage an den Senat zu Details der Untersuchung gestellt.

„Es ist wichtig, die Elbe als Lebensraum für Tiere und Pflanzen zu erforschen und für diese zu verbessern. Dazu gehört auch die Situation der Stinte. Wie bei jedem mit Steuergeldern finanzierten Forschungsauftrag stellt sich auch hier die Frage, wer diesen durchführt, ob dieser korrekt ausgeschrieben wurde, wie der genaue Auftrag lautet und ob er die verschiedenen geplanten Maßnahmen, die den Zustand der Tideelbe verändern werden, berücksichtigt“, sagte Frieling. „Diese Fragen stellen wir dem Senat, um für Transparenz zu sorgen.“ Die Umweltbehörde betonte auf Abendblatt-Anfrage, dass der Auftrag ordnungsgemäß vergeben worden sei.