Hamburg. Zwar trägt die Corona-Pandemie ihren Teil zum deutlich gestiegenen Stresslevel im Norden bei – doch der Hauptgrund liegt woanders.
Immer mehr Menschen in Norddeutschland fühlen sich gestresst. Das geht aus einer repäsentativen Umfrage hervor, die das Meinungsforschungsinstitut Forsa für die Techniker-Krankenkasse durchgeführt hat.
Erst fünf Jahre ist es her, dass nur 54 Prozent der Norddeutschen angaben, unter Druck zu stehen. Das hat sich jetzt deutlich geändert: "Die Stressstudien der vergangenen Jahre zeigen, dass das Stresslevel im Norden kontinuierlich angestiegen ist. Im Vergleich zu 2016 ist es auf der Skala sogar um ganze 11 Prozentpunkte auf 65 Prozent nach oben geklettert", sagt Maren Puttfarcken, Leiterin der TK-Landesvertretung Hamburg. Ein Grund hierfür könnte die Veränderung der Arbeitswelt sein. Die Beschäftigten müssten häufig ein höheres Arbeitspensum in weniger Zeit erledigen und flexibler sein. Auch die Coronapandemie habe ihren Teil dazu beigetragen.
Umfrage: Mehr Stress durch Corona-Pandemie im Norden
Das ist im Auf und Ab der Corona-Pandemie durchaus nachvollziehbar. 43 Prozent der befragten Noddeutschen beantworteten die Frage, ob ihr Leben seit Beginn der Pandemie stressiger geworden ist, mit "Ja". Das war im März dieses Jahres, als Deutschland mitten im zweiten Lockdown war. Zu diesem Zeitpunkt hatten die Menschen mit vielen neuen Belastungen wie Homeoffice, Homeschooling, Kontaktbeschränkungen und Ängsten vor einer Infektion zu kämpfen.
Stressfaktor Nr. 1: Arbeit, Schule oder Studium
Stressfaktor Nummer 1 sind mit 55 Prozent Anforderungen im Job, im Studoium und in der Schule. Auf Platz zwei stehen die hohen Ansprüche an sich selbst, die 46 Prozent der Befragten das Leben schwer machen. An dritter Stelle steht die Sorge um erkrankte nahestehende Menschen (27 Prozent). Weitere Stressfaktoren sind Konflikte im Privatleben (25 Prozent), viele Termine und Verpflichtungen in der Freizeit (24 Prozent) sowie die ständige Erreichbarkeit durch Smartphone, Social Media und Co. (22 Prozent).
Immer mehr Stress: Wie sich die Norddeutschen davon erholen
Um sich vom Stress zu erholen und den Kopf wieder frei zu bekommen, widmen sich die meisten Norddeutschen (84 Prozent) einem Hobby. Danach folgen faulenzen (78 Prozent), spazierengehen oder Gartenarbeit (76 Prozent), Treffen mit Familie und Freunden (72 Prozent), musizieren oder Musik hören (66 Prozent) sowie lesen (64 Prozent). Sport als Ausgleich zum stressigen Alltag steht nicht so hoch im Kurs (58 Prozent). Dabei ist er die gesündeste Methode, um die Stresshormone wieder auf Normalmaß zu bringen.
"Stress zu haben, ist ganz normal und gehört im Alltag dazu. Wichtig ist nur, dass er sich nicht zum negativen Dauerstress entwickelt und chronisch wird. Hier sollte man auf seinen Körper hören und rechtzeitig reagieren. Bewegung ist nicht nur die beste Vorsorge gegen Zivilisationskrankheiten wie Herz-Kreislauf-Beschwerden, Diabetes und Rückenschmerzen, sondern auch ideal, um Stress abzubauen", so Maren Puttfarcken.
Aber auch die Rahmenbedingungen seien entscheidend. Nicht immer reiche die Freizeitgestaltung aus, um die Akkus wieder aufzuladen. Deshalb seien auch die Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber gefragt, eine gesundheitsförderliche Arbeitsumgebung zu schaffen, damit ihre Mitarbeitenden langfristig gesund blieben.