Hamburg/Bochum. Der Wohnungskonzern drosselt nachts die Heizungen. Warmwasser ist nicht betroffen – doch der Mieterverein warnt.
Wegen der befürchteten Energieengpässe wird der Wohnungskonzern Vonovia in den Wohnungen mit Gasheizung nachts die Heiztemperatur auf 17 Grad herunterdrehen. Davon sind vermutlich auch Zehntausende Hamburger Wohnungen betroffen. Deutschlandweit verfügt Vonovia über mehr als 550.000 Wohnungen, mehr als die Hälfte davon wird mit Gas geheizt. Auch die SAGA regelt, wie berichtet, die Temperatur herunter.
Wie das Unternehmen mitteilte, solle jetzt möglichst viel Gas eingespart werden. Die Vorstufe zu einer „Gasnotlage“ in Deutschland sei erreicht. Die Temperatur soll nun von 23 bis 6 Uhr abgesenkt werden – aber nicht die des Wassers. Somit gebe es beim Duschen oder Baden in der Zeit keine Einschränkungen.
Hohe Gaspreise: Vonovia senkt Heiztemperatur in Wohnungen
Vonovia erklärte, diese Maßnahme bringe eine Ersparnis von acht Prozent beim Heizaufwand. Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) ist wegen des Ukrainekrieges besorgt, ob die deutschen Gasspeicher bis zum November auf die gesetzlich vorgeschriebene Füllmenge von 90 Prozent kommen. Man müsse und werde alles daran setzen, bis zum Winter so zu sparen, dass ausreichend Gas in den Reserven sei. Gleichzeitig rechnete Habeck, dass ein Haushalt im Winter einen „vierstelligen Betrag“ zusätzlich für Energie aufwenden müsse, wie er im ZDF sagte.
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Vonovia erklärte, die steigenden Energiepreise beträfen alle Mieterinnen und Mieter. Eine Nachzahlung sei absehbar. Das mache man den Kunden „auf allen Informationskanälen“ klar. Schon jetzt könnten Mieter die Vorauszahlungen anpassen – also erhöhen.
Hamburger Mieterverein warnt vor Schimmelbildung
Der Hamburger Mieterverein hält das nicht für sinnvoll, wie dessen Vorsitzender Rolf Bosse dem Abendblatt sagte. Eine Temperaturabsenkung führe nur dazu, dass „die Vonovia ihre veraltete Anlagentechnik behalten kann und nicht modernisieren muss“. Bosse sagte weiter: Zu Beginn der Heizsaison fielen die Anlagen bei der Vonovia regelmäßig aus. „Wir haben entsprechende Erfahrungen aus verschiedenen Liegenschaften. Zum Teil sind die Heizungsanlagen modernisiert, das ist der richtige Weg. Da muss die Vonovia und jeder Hamburger Vermieter unverzüglich aktiv werden und Leitungen dämmen, hydraulischen Abgleich machen und die Anlagentechnik modernisieren.“
Was in einer Anlage verbraucht werde und was bei Mietern ankomme, das sei eine zum Teil extreme Spreizung. In Wohnungen aus den 50er- und 60er-Jahren komme es bei einer Temperaturabsenkung zu Schimmelbildung.
Der Bundesverband deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen (GdW) forderte sogar staatliche Hilfen angesichts der Energiepreise, die seit dem Ukrainekrieg um 37 Prozent gestiegen seien. Der soziale Frieden sei massiv in Gefahr. GdW-Präsident Axel Gedaschko, früher CDU-Senator in Hamburg, hält eine Absenkung der Heiztemperatur nachts auf 16 bis 18 Grad für sinnvoll.