Hamburg (dpa/lno). Mit schwimmenden Flüssiggas-Terminals will die Bundesregierung Deutschland unabhängig machen von russischem Gas. Auch Hamburg bietet sich als Standort an - und geht leer aus. Das Echo auf die Entscheidung ist geteilt.

Die Entscheidung der Bundesregierung, die Standorte für die letzten zwei schwimmenden Flüssiggasterminals an Stade und Lubmin zu vergeben, ist in Hamburg auf unterschiedliche Reaktionen gestoßen. Während Umweltschützer die Nichtberücksichtigung Hamburgs als Erfolg verbuchten, sprachen Oppositionspolitiker von einem Rückschlag für den Hafen der Hansestadt.

Die Bundesregierung will mit dem Bezug von Flüssiggas die Abhängigkeit Deutschlands vom russischen Erdgas verringern. Insgesamt sollen vier Terminals entstehen. Wilhelmshaven und Brunsbüttel hatten bereits als Standorte festgestanden. Dort sollen die Terminals laut Wirtschaftsministerium bereits zum Jahreswechsel zur Verfügung stehen. In Stade und Lubmin ab Mai kommenden Jahres.

Auch Hamburg hatte sich als Terminal-Standort angeboten. Es sei «im nationalen Interesse, dass alle verfügbaren Floating-Units so früh wie möglich in Betrieb genommen werden», sagte Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) am Dienstag nach der Entscheidung in Berlin. «Hamburg ist weiterhin bereit, dazu einen Beitrag zu leisten.» Zunächst müsse jedoch ein Gutachten zur Machbarkeit abgewartet werden. «Aus Sicherheitsgründen kann vorher keine Entscheidung über die Errichtung eines LNG-Terminals in Moorburg getroffen werden.»

Zwar hätte ein LNG-Terminal in Innenstadt- und Hafennähe in Hamburg aus Sicherheitsgründen besondere Herausforderungen mit sich gebracht, sagte der Wirtschaftsexperte der CDU-Bürgerschaftsfraktion, Götz Wiese, am Mittwoch. «Aber letztlich ist dies ein Rückschlag für den künftigen Energiehafen Hamburg.»

Während Hamburgs Hafen-Konkurrenz in Rotterdam und Antwerpen längst LNG-fähig sei, «hat sich der rot-grüne Senat verhakt und wertvolle Zeit verstreichen lassen», kritisierte er. «Im Markt bleibt das ungute Gefühl zurück, dass Hamburg keine Hafenstrategie hat, im Ernstfall nicht entscheidungsfähig ist und somit zur Lösung eines Energienotstands nichts verlässlich beitragen kann.»

Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland begrüßte hingegen, dass Hamburg bei der Entscheidung zumindest vorerst leer ausgegangen ist. «Die Entscheidung der Bundesebene bewahrt zwei Millionen Einwohner in Hamburg vor Sicherheitsrisiken, die bis heute von niemandem ausgeräumt werden konnten», sagte Geschäftsführer Lucas Schäfer.

Der wertvollste Beitrag für eine Energiesouveränität Deutschlands sei der konsequente Ausbau der erneuerbaren Energien. Dies gelte sowohl für den geplanten Elektrolyseur zur Erzeugung von grünem Wasserstoff in Moorburg als auch für den Ausbau naturverträglicher Windkraftanlagen im Hafen, sagte er. «Ein weiteres Festhalten am Prüfen von LNG-Optionen in Hamburg wäre nun in jeglicher Hinsicht gestrige Politik.»

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