Hamburg. Viele Online-Angebote wie Live-Streams und Podcasts. Präsenzgottesdienste setzen auf Abstand, Masken und Schnelltests. Ein Überblick.

Selten zuvor dürften die Kirchen die Erfindung des Internets so sehr als Segen empfunden haben wie jetzt – eine Woche vor dem Osterfest. Denn aus Furcht vor der grassierenden Pandemie verzichten zahlreiche evangelische Kirchengemeinden auf die traditionellen Ostergottesdienste. Statt dessen werden vielerorts Feiern und Aktionen digital angeboten. Selbst das gute, alte Telefon erlebt dabei ein Comeback. Zudem gibt es moderne Formate wie Livestreams und Podcasts.

„Ostern findet statt, und Gottesdienste werden vorrangig digital durchgeführt“, sagt Isa Lübbers, Pröpstin im Kirchenkreis Hamburg-Ost und Vorsitzende des Kirchenkreisrats. Doch österliche Vorfreude mag sich nicht wirklich entfalten. „Ich spüre eine große Traurigkeit, dass sich angesichts der rasant zunehmenden Infektionszahlen die Hoffnung nicht erfüllen wird, in vertrauter Gemeinschaft Gottesdienste zu feiern“, sagt Karl-Heinrich Melzer, Propst im Kirchenkreis Hamburg-West/Südholstein.

Oster-Gottesdienste in Hamburg: digital oder analog

Die Gemeinden werden nun selbst entscheiden, ob sie zu Karfreitag und Ostern lieber digital oder analog ihre Gläubigen erreichen wollen. Die Kirchenleitung wird neue Empfehlungen herausgeben. Demnach sollen die Gemeinden in Gebieten mit einer Inzidenz von über 100 Neuinfektionen je 100.000 Einwohner in sieben Tagen prüfen, ob Alternativen zum Präsenzgottesdienst möglich sind. Ab einer Inzidenz von 200 sollen Gottesdienste mit Besuchern abgesagt werden.

Zuvor hatte die Bundesregierung ihre „Bitte“ an die Religionsgemeinschaften zurückgenommen, auf Präsenz-Gottesdienste zu verzichten. So hat die evangelisch-lutherische Kirchengemeinde Nienstedten jetzt entschieden, dass die Gottesdienste in der Karwoche und zu Ostern wie geplant in der Kirche stattfinden. „Uns ist es wichtig, in der Eintönigkeit der Pandemie Menschen einen Lichtblick zu bieten“, sagt der Nienstedtener Pastor Christoph Schroeder.

Die wichtigsten Corona-Themen im Überblick

Und verweist auf das Hygienekonzept: „1,50 Meter Abstand zwischen den Plätzen, jede zweite Reihe gesperrt, Mund-Nasen-Schutz. Bis zu 100 Menschen finden mit Wahrung der Abstandsregeln in der Kirche Platz.“ Karfreitag und Ostersonntag wird der Gottesdienst zusätzlich nach draußen übertragen. Zudem haben Interessenten die Möglichkeit, per Telefon (0345/ 483 41 80 04) am Gottesdienst teilzunehmen,

 Katholisches Erzbistum Hamburg setzt auf Präsenzgottesdienste

In Blankenese wird auf dem Platz vor der Kirche am Markt ab Karfreitag ein Familiengottesdienst-Kreuz stehen, wo Gemeindeglieder Sorgensteine ablegen können, berichtet Kirchenkreissprecherin Monika Rulfs. Ostersonntag, 10 Uhr, werde das Kreuz mit selbst gebastelten Blumen geschmückt.

In der Hauptkirche St. Trinitatis Altona wurden unterdessen Osternacht und Ostermontagsgottesdienst abgesagt. Karfreitag gibt es um 15 Uhr einen Wortgottesdienst mit Pastor Torsten Morche, begleitet von einem kleinen Vokalensemble. Ostersonntag feiert die Gemeinde um 10 Uhr die Evangelische Messe. Pastor Morche predigt, und es spielt ein kleines Bläserensemble unter Leitung von Doris Möller. Beide Gottesdienste würden im Rahmen des seit vielen Monaten bewährten Hygienekonzeptes abgehalten, hieß es.

Das katholische Erzbistum Hamburg setzt derweil wie schon zu Weihnachten auf Präsenzgottesdienste. In den Gemeinden soll es möglich sein, mit einer begrenzten Zahl von Menschen und unter strenger Einhaltung der Abstands- und Hygieneregeln Gottesdienste in den Kirchen und im Freien zu feiern.

Kirchen empfehlen Teilnehmern Antigen-Tests

Zu den wichtigsten Regeln gehören neben der Begrenzung der Teilnehmerzahl das Tragen einer medizinischen Mund-Nase-Bedeckung, der Verzicht auf Gemeindegesang und die Dokumentation der Anwesenden. Außerdem wird allen Teilnehmenden ein vorheriger Antigen-Schnelltest empfohlen, sagte ein Sprecher des Erzbistums.

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Karfreitag wird im St. Marien-Dom um 15 Uhr die Liturgie vom Leiden und Sterben Christi gefeiert. Die Feier der Osternacht beginnt am Sonntag, 6 Uhr. Das österliche Festhochamt um 10 Uhr mit Weihbischof Horst Eberlein wird auch auf www.erzbistum-hamburg.de im Livestream übertragen.

Im Kirchenkreis Hamburg-Ost werden zahlreiche Gottesdienste ausschließlich digital stattfinden und übertragen. So verzichtet die Kirchengemeinde Winterhude-Uhlenhorst auf Präsenzgottesdienste und bietet digitale Formate an: Ostermontag um 11 Uhr gibt es einen Ostergruß via Zoom. Österliches zum Reinhören vermittelt der Podcast „Angedacht“.

ARD überträgt Gottesdienst aus Wilhelmsburg

Zur Verbreitung der österlichen Stimmung trägt in diesem Jahr auch das öffentlich-rechtliche Fernsehen bei. Ostermontag sendet Das Erste um 10 Uhr live einen Fernsehgottesdienst aus der Wilhelmsburger Kreuzkirche. Modern und hygienisch perfekt stellt sich zudem die Hauptkirche St. Katharinen dar: Sie überträgt ihre Gottesdienste per Livestream, zum Beispiel Karfreitag, 11 Uhr, und Ostersonntag, ebenfalls 11 Uhr (www.katharinen-hamburg.de).

Eine Umfrage des Markt- und Sozialforschungsinstituts INSA-Consulere hat unterdessen ergeben, dass nur jeder 20. Deutsche in diesem Jahr den Besuch eines Ostergottesdienstes vor Ort plant.

Einen ausführlichen Überblick über die einzelnen Gottesdienst-Angebote in Hamburg finden Sie in unserer Mittwochausgabe.