Hamburg. Ein kleiner Lagebericht aus unserer Versuchsküche zum Umgang mit Spiegeleiern und deren speziellen Aggregatzuständen.

Wie bitte? Ihr bratet Spiegeleier in Mineralwasser, um dann das schönste Bratergebnis zu bestimmen? ... Ich lach mich scheckig!“ Prustend versuchte meine Tante, ihre Tasse wieder auf die Untertasse zu manövrieren, ohne dass der Kaffee überschwappte. Hätten Sie auch so reagiert? Das kann ich ein bisschen verstehen. Aber ich versuche das einmal zu erklären:

Wir produzieren in unserer Versuchsküche Foodfotos und entwickeln Rezepte. Vom Rindergulasch bis zum gedeckten Apfelkuchen, vom Filetbraten in Calvados-Sahne bis zur Rhabarber-Baiser-Torte. Aber auch Trendiges wie peruanische Ceviche oder baskischer Käsekuchen stehen auf dem Produktionsplan. Oder aber, so das heutige Thema, Erdnussnudeln mit Spiegelei.

Beim Eierbraten tobt unter Köchen jedoch ein Glaubenskrieg.

Beim Eierbraten tobt unter Köchen jedoch ein Glaubenskrieg. Die Meisterköche der alten Schule hätten damals ein Spiegelei mit Röstspuren sofort in den Mülleimer komplimentiert. Weiß wie Schnee sollte das Eiweiß bitte schön sein. Und zwar auch von unten. Heutzutage ist es dagegen eher schick, ein Spiegelei mit knusprigem Rand zu servieren. Und das nicht als strammer Max oder Dreingabe zum Labskaus, sondern als Topping für Gemüsebowls oder den oben erwähnten Erdnussnudeln.

Da der Rand des Eiweißes aber fransig, blasig oder eher makellos gewünscht sein kann, kommt es vor, dass Kochnerds gleich eine ganze Testreihe von Spiegeleiern braten. Denn es bedeutet feine Unterschiede, ob die Eier in Öl, Butter, Sahne oder eben in Mineralwasser gebraten werden. Tut mir leid, aber wir sind nicht bekloppt, sondern eine Versuchsküche, liebe Tante Erika!