Hamburg. Eigentlich sollte er 2023 wiedereröffnet werden. Doch bis heute liegt kein Zeitplan für die geplante Sanierung vor. Woran es hakt.
Der Fernsehturm ist eines der Wahrzeichen der Hansestadt – und doch schon seit mehr als 20 Jahren nicht mehr für die Öffentlichkeit zugänglich. Eigentlich sollte er Ende 2023 wiedereröffnet werden. Das daraus nichts wird, ist inzwischen wohl allen Beteiligten klar. Das Abendblatt hatte über die Verzögerungen bereits im Oktober vergangenen Jahres berichtet.
Doch bis heute – es sind seitdem wieder neun Monate vergangen – kann die DFMG (Deutsche Funkturm GmbH) als Bauherrin immer noch keinen aktuellen Zeitplan für die geplante Sanierung vorlegen. Eine Sprecherin sagte auf Abendblatt-Anfrage. „Die Auswirkungen der Pandemie und des Ukrainekrieges belasten natürlich unseren 2018 aufgestellten Zeitplan.“ Auf die Frage nach einem neuen Termin für die Wiedereröffnung – wenn Ende 2023 nicht gehalten werden kann – geht die Sprecherin nicht ein.
Fernsehturm: Bauantrag soll bis Ende 2022 eingereicht werden
Fakt ist allerdings: Auch den künftigen Betreibern der Aussichtsplattform in rund 120 Metern Höhe samt Gastronomie und Veranstaltungsfläche – das sind die Unternehmen Hamburg Messe und Congress GmbH (HMC), Online Marketing Rockstars (OMR) und die Home United GmbH – wurde nach Abendblatt-Informationen bislang kein Eröffnungstermin mitgeteilt.
Wie es jetzt weitergeht, dazu sagte die DFMG-Sprecherin: „Wir planen, den Bauantrag bis Ende des Jahres bei der Stadt Hamburg einzureichen. Die Sanierungsarbeiten im Turm können nach Erteilung der Baugenehmigung starten.“ Dafür ist das Bezirksamt Mitte verantwortlich. Dem Vernehmen nach sollen jetzt die Gespräche mit dem Bezirksamt zur Vorbereitung des Baugenehmigungsverfahrens aufgenommen werden. Die Erteilung einer Baugenehmigung – bei dem Fernsehturm handelt es sich um ein komplexes Verfahren – kann ein halbes Jahr oder sogar länger dauern.
Detailfragen müssen noch geklärt werden
Hinzu kommt bei dem 1968 eröffneten rund 280 Meter hohen Heinrich-Hertz-Turm das Thema Denkmalschutz. „Detailfragen über die Sanierung des Turmes selber stehen noch im Raum. Zeitnah soll es hierüber weitere Gespräche geben“, sagte Enno Isermann, Sprecher der Kulturbehörde, zu der auch das Denkmalschutzamt gehört.
Immerhin hat sich die Telekomtochter DFMG inzwischen wohl mit Oberbaudirektor Franz-Josef Höing und dem renommierten Düsseldorfer Büro Ingenhoven Architects auf einen finalen Entwurf für das neue Empfangsgebäude am Fuße des Turms geeinigt. Die DFMG-Sprecherin bestätigte, das ein „Konzept für das Eingangsgebäude“ erstellt wurde.
Bauen ist deutlich teurer geworden
Wie berichtet, musste das Empfangsgebäude aus Kostengründen abgespeckt werden. Denn bereits im November 2016 – also vor nunmehr bald sechs Jahren – hatte der Haushaltsausschuss des Deutschen Bundestages einen Zuschuss in Höhe von 18,5 Millionen Euro für die Sanierung des Fernsehturms zur Verfügung gestellt. Weitere 18,5 Millionen Euro gibt die Stadt dazu. Es stehen demnach 37 Millionen Euro zur Verfügung, die vor allem in den Brandschutz, moderne Aufzüge und eben in das neues Empfangsgebäude fließen sollen.
Seit 2016 ist bauen deutlich teurer geworden, aber es gibt nicht mehr Geld, und selber möchte die DFMG keinen Cent in die Hand nehmen. „Wir halten trotz gestiegener Materialkosten am ursprünglich geplanten Budgetrahmen von 37 Millionen Euro fest“, sagte die DFMG-Sprecherin.
Kritik aus der Opposition
Allerdings werden nach Abendblatt-Informationen die im Bebauungsplan vorgegeben Baugrenzen bei dem geplanten Eingangsgebäude nicht eingehalten. Deshalb muss der Bauausschuss der Bezirksversammlung Mitte dafür eine Befreiung erteilen. Aus diesem Grund soll es nach den Sommerferien auch ein Gespräch, das noch nicht terminiert ist, zwischen der DFMG und der Bezirkspolitik geben.
Unterdessen kommt Kritik aus der Opposition: „Es ist sehr bedauerlich, dass es offensichtlich erneut zu Verzögerungen bei der Revitalisierung des Fernsehturms kommt. Der Heinrich-Hertz-Turm gehört zu unserem Stadtbild, und seine Wiedereröffnung für die Öffentlichkeit wäre eine Bereicherung für Hamburg“, sagte CDU-Fraktionschef Dennis Thering dem Abendblatt.
Fernsehturm: Erkalp will Kleine Anfrage stellen
Der CDU-Bürgerschaftsabgeordnete und Tourismusexperte David Erkalp wird im Zusammenhang mit den Verzögerungen bei der geplanten Sanierung zeitnah eine Kleine Anfrage an den Senat stellen.
Es steht übrigens noch nicht fest, was der Besuch der Aussichtsplattform kosten wird. Aber die künftigen Betreiber haben ja auch noch ausreichend Zeit, um sich darüber Gedanken zu machen. Selbst eine Wiedereröffnung im Jahr 2024 dürfte inzwischen für die DFMG eine Herausforderung sein.