Hamburg. Anfang Mai war der ehemalige Boxer an einem Nierenversagen erlegen. Nun nahmen Freunde, Familie und Weggefährten Abschied.
„Das Herz eines Boxers kennt nur eine Liebe: Den Kampf um den Sieg ganz allein.“ So hat es Max Schmeling, der größte aller deutschen Boxer, einst 1930 im Refrain des Boxerlieds gesungen, dem Titelsong des Films „Liebe im Ring“.
In den frühen 1970er-Jahren war Jürgen Blin der beste Boxer aus Deutschland. Der Boberger gewann, anders als der im Februar 2005 verstorbene Schmeling, zwar nie den Weltmeistertitel im Schwergewicht, dafür kämpfte er neben Karl Mildenberger als einer von nur zwei Deutschen gegen den großen Muhammad Ali. Sieben Runden hielt Blin durch, ehe er k. o. ging – das war am 26. Dezember 1971. Am 7. Mai dieses Jahres ist Blin im Alter von 79 Jahren an den Folgen eines Nierenleidens gestorben. Am Donnerstagnachmittag wurde er beigesetzt.
Pastor erinnerte sich an den Kampf gegen Ali
Rund 60 Familienangehörige, Freunde und Weggefährten gaben ihm im Ewigforst Sachsenwald bei Kröppelshagen das letzte Geleit. Darunter der frühere deutsche Mittelgewichtsmeister Heini Meinhardt und Helmut Mistol, ein weiterer ehemaliger Boxgefährte. Auch Alexandra Kottysch, Tochter des im April 2017 verstorbenen, einzigen Hamburger Box-Olympiasiegers Dieter Kottysch, war unter den Trauergästen.
Auch Pastor Thies Hagge von der Friedenskirche in Jenfeld erinnerte bei seiner Rede natürlich an den Ali-Kampf, und dass sich Blin manchmal ärgerte, auf diesen einen Tag reduziert zu werden. Andererseits kokettierte er auch damit. „Das Bild von ihm im Kampf mit Ali hat er gern weitergegeben und wie eine Visitenkarte benutzt.“ Als Hagge dies sagte, huschte so manch Anwesendem ein Lächeln übers Gesicht.
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Hagge lernte Blin 2006 kennen, als der Verein Arche für hilfsbedürftige Kinder gegründet wurde. „Er rief mich an und sagte, dass er gerne Boxtraining mit den Kindern machen möchte“, erzählte Hagge, den sich Blin als Trauerredner gewünscht hatte, obwohl er selbst nicht Mitglied der Kirche war. Noch bis 2021 gab Blin Kindern Boxtraining. Dass unter seiner harten Schale ein weicher Kern steckte, bewies er, als er zu Corona-Zeiten 500 Euro für die Arche-Kinder spendete.
Bevor sich der Trauerzug auf den Weg zur Urnenbeisetzung machte, hatte Alexandra Kottysch noch einen letzten Auftrag an Jürgen Blin. „Grüß meinen Papa, wenn du oben ankommst“, hatte sie ihm ins Kondolenzbuch geschrieben.