Hamburg. Aufruf zu Rundgang mit Taschenlampen am Mittwoch. Gefordert werden Teststrecken mit besseren Lichtanlagen.

Die Gehwege in Eppendorf sind dunkel. „Viele Laternen wurden zu einer Zeit gebaut, in der es noch nicht so viele Autos gab wie heute“, sagt Petra Sellenschlo (68), die Vorsitzende des Seniorenbeirats im Bezirk Hamburg-Nord. Sie beleuchten die Straße, parkende Autos und Baumkronen fangen das Licht der Laternen oft aber ab. Sobald die Dämmerung anbricht, sind Stolperfallen auf den Gehwegen nicht mehr zu erkennen. Der Seniorenbeirat, der Eppendorfer Bürgerverein und der Arbeitskreis „martinierleben“ rufen deshalb zu einem demonstrativen Rundgang auf. Am morgigen Mittwoch um 18.30 Uhr wollen sich die Senioren an der Martinistraße 44 treffen, um für eine bessere Beleuchtung zu demonstrieren.

Die Demonstration führt durch die dunkelsten Straßen Eppendorfs: Frickestraße, Schedestraße, Tarpenbekstraße und die Geschwister-Scholl-Straße. Die Teilnehmer sollen Taschenlampen und Handys dabei haben, um den Weg zu erleuchten.

„Es ist an der Zeit, dass jetzt auch an die Fußgänger gedacht und Licht ins Dunkel gebracht wird“, erklärt Hans Loose (66), Mitglied im Bürgerverein Eppendorf. Allein durch dunkle Straßen gehen ist für niemanden ein schönes Gefühl. Angst und Unsicherheit sind in diesen Fällen keine Seltenheit – nicht nur für Senioren. Aufgrund der mangelnden Beleuchtung auf den Gehwegen werden Stolperfallen in den meisten Fällen nicht wahrgenommen. „Wir hören immer wieder von Unfällen“, erzählt Hans Loose. Offizielle Zahlen dazu gebe es aber nicht.

Früher alle 300 Meter eine Laterne

Dass es auch anders geht, zeigt das benachbarte Norderstedt. Hier gibt es einen Fußgänger-Verbindungsweg, an dem alle 20 Meter eine Laterne steht. In den frühen 50er-Jahren stand auch in Eppendorf noch alle 30 Meter eine Laterne. Heute gibt es nur noch alle 60 Meter einen Lichtmast. Grund dafür sind die zu hohen Kosten der Beleuchtung. Nun wachsen dort, wo früher noch Laternen standen, Bäume. Diese heben mit ihren Wurzeln die Pflastersteine an. So entstehen für Senioren und auch für jüngere Menschen Gefahren.

Im Januar hatten die Organisatoren eine Umfrage in der Eppendorfer Stadtteilzeitung gestartet, um die dunklen Stellen im Stadtteil ausfindig zu machen. Innerhalb weniger Tage schlugen die Bürger 20 Straßen vor, die in ihren Augen zu dunkel sind.

„Als Bürger müssen wir die Initiative ergreifen“, so Petra Sellenschlo. Vorschläge zur Verbesserung der Beleuchtung an Gehwegen habe es viele gegeben, aber keiner sei umgesetzt worden. „Auf Anfrage bei der zuständigen Behörde hieß es, es würden die Bäume zwischen den Laternen beschnitten, damit das Licht besser auf die Gehwege scheinen könne“, sagt Sellenschlo. Nach Informationen des Eppendorfer Bürgervereins entspricht die Beleuchtung in Hamburg den geltenden Richtlinien. „Die Lampen in Hamburg sorgen angeblich für eine gleichmäßige Helligkeit“, erzählt Petra Sellenschlo. Die Eppendorfer fordern, dass die Standards verbessert werden.

Pilotfläche mit neuem Beleuchtungssystem

„Jeder redet darüber, dass die Gesellschaft älter wird, aber es wird nichts angepasst“, sagt Heidemarie Lange (75) vom Arbeitskreis „martinierleben“. Eine mögliche Verbesserung wäre zum Beispiel die Einrichtung einer Pilotfläche in einer dunklen Straßen, wo viele Senioren wohnen. Dort könnten die neuen Beleuchtungssysteme getestet und bei Erfolg nach und nach eingeführt werden.

Das Problem zu dunkler Straßen ist nicht nur in Eppendorf bekannt. In ganz Hamburg gibt es einen Mangel an Licht. Aus diesem Grund planen die Organisatoren weitere Rundgänge in Langenhorn und Barmbek im Herbst diesen Jahres – wenn es wieder dunkler wird. Für die demonstrativen Rundgänge am morgigen Mittwoch erhalten die Organisatoren Unterstützung vom Sozialverband Deutschland, dem Verein Barrierefreies Hamburg und der Kirchengemeinde St. Martinus Eppendorf.

Doch die Eppendorfer Lichtkritiker meckern nicht nur. Sie sprechen auch Lob aus. In den vergangenen Jahren, sagen sie, habe sich schon einiges auf den Gehwegen getan, viele Unebenheiten seien beseitigt worden. Nur am Licht, da scheitert es noch.

Heutzutage kann man sich kaum noch vorstellen, dass es mal Fackeln waren, die die Straßen und Wege beleuchtet haben. Die erste Straßenlaterne in Hamburg war eine Öllampe, die 1382 am Rathaus angebracht wurde. Während im Jahre 1845 noch Gasleuchten die Straßen Hamburgs beleuchteten, waren es 1882 schon elektrische Leuchten. Im Jahre 1908 eröffnete der Prachtboulevard in der Mönckebergstraße. Dort gab es zusätzliche Gaslaternen, die den Fußgängerweg beleuchteten. Diese war die einzige Straße in Hamburg mit Fußgängerbeleuchtung.

Die Laternen in Eppendorf stammen aus den 50er- und 60er-Jahren. Damals ging es nicht so sehr um die Beleuchtung der Fußwege. Sie erhellten die Straße und schützten vor Verkehrsunfällen, denn die Autos hatten damals nicht so helle Scheinwerfer wie heute.