Hamburg. Guido Bayley ist seit August für das Radisson Blu verantwortlich. Der Familienvater war zuvor noch nie in der Hansestadt.

Der Mann ist ganz oben angekommen – in jeder Beziehung: Guido Bayley sitzt in der Weinbar der 26. Etage des Radisson Blu Hotels am Bahnhof Dammtor und lässt den Blick über die Stadt schweifen. Hier, in rund 110 Metern Höhe, liegt einem Hamburg zu Füßen. Seit August ist es der Arbeitsplatz von Guido Bayley: Der 47-Jährige leitet als General Manager neuerdings Hamburgs höchstes und größtes Hotel.

Der gebürtige Bonner hat die Nachfolge von Oliver Staas angetreten, der nach neun Jahren von der Elbe an die Spree gewechselt ist und nun das Berliner Radisson Blu führt. „Dass ich jetzt die Verantwortung für dieses Hotel trage, ist natürlich eine spannende Herausforderung“, sagt Bayley. Das Radisson Blu ist insgesamt sogar 118 Meter hoch, hat 27 Etagen und 556 Zimmer. Hamburgs zweitgrößtes Hotel liegt gleich gegenüber in Rotherbaum: Das Hotel Grand Elysée an der Rothenbaumchaussee hat 510 Zimmer und Suiten.

Bayley machte eine Ausbildung zum Koch

Seit mehr als 20 Jahren ist der Rheinländer für den Radisson-Konzern tätig, zuletzt war er für zwei Häuser in Abu Dhabi verantwortlich. Dann kam der Ruf in die Hansestadt: „Es ist kaum zu glauben, aber ich war vorher noch nie in Hamburg. Aber natürlich hatte ich viel von dieser Stadt viel gehört, und ich bin wirklich begeistert, wie viel Grün und Wasser es hier gibt.“

Seine Vita ist spektakulär. Zunächst machte er eine Ausbildung zum Koch in Bonn. „Ich mochte diesen Beruf, weil man selbstständig agieren kann und danach gleich das fertige Produkt sieht.“ Aber auch die Hotellerie reizte ihn, und so machte er danach noch eine Ausbildung zum Hotelkaufmann im Königshof in Bonn, damals eine der ersten Adressen in der ehemaligen Bundeshauptstadt. Danach arbeitete er im ehemaligen Gästehaus der Bundesregierung, dem La Redoute, als Direktionsassistent: „Auch wenn der Regierungssitz bereits Berlin war, gab es in Bonn noch viele Botschaften, die in den Räumlichkeiten ihre Empfänge gaben. Da waren auch exotische Länder dabei, die dann mit eigenen Köchen kamen, und die Gäste trugen traditionelle landestypische Gewänder.“

Für Radisson Blu in der Welt unterwegs

Das sei eine spannende Zeit gewesen, sagt er. Doch Bayley zog es noch weiter weg. Als Erstes ging es ins damalige Radisson Blu Hotel im Gewandhaus in Dresden, das heute von der Hamburger Seaside-Gruppe betrieben wird. Dort war Bayley zunächst für den gastronomischen Bereich zuständig. 2001 wurde er in dem Fünf-Sterne-Haus interimsmäßig Direktor. Bayley lächelt: „Aber dann hat man mir gesagt, wenn du was werden willst, musst du ins Ausland.“ Das nahm er sich zu Herzen.

Fortan war er für Radisson Blu in der Welt unterwegs und leitete Hotels: Die erste Station war Irland. Es folgte Ungarn, danach ging es nach Port Elizabeth in Südafrika. „Die Herausforderung ist, dass die Orte, an denen ich war, so gegensätzlich sind. Und kein Hotel ist wie das andere. Das eine Haus ist auf Business ausgerichtet, aber das in Ungarn war zum Beispiel ein Ferienresort mit Golf- und Spa-Angebot.“

Nach Südafrika wurde es sehr exotisch. In Sambia – das liegt im südlichen Afrika und grenzt an Angola – sollte Bayley ein neues Hotel eröffnen. Doch dazu kam es nicht: „Da war nur eine Baustelle, und da sich die Investoren nicht einig waren, ging es nicht weiter. Die Menschen dort waren sehr herzlich und auch das Land reizvoll, aber ohne Hotel hatte ich ja auch keine echte Aufgabe.“ Die nächste Station war London und zuletzt Abu Dhabi. „Das große Privileg ist, dass ich so viele verschiedene Kulturen kennenlernen durfte. In jedem Land haben die Menschen ihre eigene Mentalität.“

In Hamburg die Gastroszene erkunden

Jetzt freut sich Bayley auf seine Zeit in Hamburg. Mit seiner Frau und den beiden zwölf- und 15-jährigen Töchtern ist der neue Direktor in eine Altbauwohnung in Bergedorf eingezogen. „Ich bin im Moment eigentlich nur damit beschäftigt, Kleiderschränke aufzubauen und natürlich nach und nach den Stadtteil zu erkunden“, sagt Bayley. Im Tennisclub wird er sich auch demnächst anmelden.

Und in Hamburg hat er genügend Gelegenheiten, sich auf kulinarische Streifzüge zu begeben: „Als gelernter Koch, weiß ich natürlich gutes Essen zu schätzen. Jetzt werden wir nach und nach die Gastroszene erkunden.“ An seiner neuen Wirkungsstätte ist Bayley für rund 160 Angestellte verantwortlich. „Erfolg haben wir nur im Team. Mir ist es wichtig, zu meinen Mitarbeitern Vertrauen aufzubauen und auch immer der erste Ansprechpartner zu sein, wenn es Probleme gibt.“ Besonders wichtig ist ihm der direkte Kontakt zu den Gästen: „In dieser Branche haben Sie nur Spaß, wenn Sie Menschen mögen. Und da das bei mir der Fall ist, mache ich meinen Job aus Leidenschaft und lege großen Wert auf das Feedback der Gäste.“

Derzeit liegt das Radisson Blu wie auf einer Insel, weil das benachbarte CCH umgebaut wird, während der Hotelbetrieb ohne Einschränkungen weiterläuft. Das Kongresszentrum soll im August 2020 wiedereröffnet werden. Wenn Bayley aus dem Fenster blickt, sieht er viel Sand. Das kennt er auch aus Abu Dhabi, da waren es allerdings Strände und keine Baustelle ...