Hamburg. Im Juni erscheint ein Bildband mit Fotos aus den Jahren 1895 bis 1904. Auch die Bildunterschriften stammen aus der damaligen Zeit.
Es war ein Zufallsfund des Hamburger Fotografen Thomas Metelmann (64). Bei seinem langjährigen Nachbarn Werner Hummel entdeckte er während eines Abendessens einen Holzschuber, in dem 170 historische Fotografien aus der Arbeitswelt des Hamburger Hafens lagen. Hummels Urgroßvater, der Chemiker Prof. Franz Schmidt (1861–1950), und dessen Freund Otto Kofahl (1862– 1940) hatten diese aufwendigen Aufnahmen zwischen 1895 und 1904 gemacht.
Metelmann hat aus diesem Fundus einen Bildband zusammengestellt, der jetzt vom Verlag Dölling und Galitz herausgebracht wird. Alle Abbildungen des Hafens wurden von den beiden Fotografen mit vielen Hintergrundinformationen beschrieben, in einer für heute ungewohnten Sprache. Fasziniert haben Metelmann die Bilder und deren Herstellung. „Die technischen Voraussetzungen für diese Fotos existierten zu dem damaligen Zeitpunkt gerade 60 Jahre“, schreibt er im Vorwort des Buches. Die Aufnahmen wurden in der aufwendigen Technik der Daguerreotypie erstellt.
„Lichtmalerei“ mit Quecksílber
Joseph Nicéphore Niépce (1765–1833) gelang es 1826, die erste nachweisliche Fotografie zu erstellen. Louis Jacques Mandé Daguerre (1787–1851) verbesserte das Verfahren 1837, indem er die „Lichtmalereien“ auf eine mit Quecksilber bedampfte Kupferplatte mit anschließender Fixierung in heißer Kochsalzlösung bannte. Die auf diese Weise erstellten Abbildungen mussten bei der Aufnahme bis zu 20 Minuten lang belichtet werden. Sie waren allesamt Unikate, ließen sich nicht kopieren. Die große und unhandliche Plattenkamera aus Holz musste jedes Mal per Pferdefuhrwerk zu den oft schwer zugänglichen Hafenstandorten transportiert werden. Auftraggeber der Fotoarbeiten war vermutlich eine Hamburger Hafenfirma oder Reederei.