Hamburg. Ein breites Bündnis hatte zu der Kundgebung aufgerufen. Vor dem russischen Konsulat protestierten auch Putins Landsleute.
Mehrere Tausend Menschen haben sich am Freitagnachmittag am Hamburger Hauptbahnhof zu einer Friedensdemonstration versammelt. Zu der Kundgebung unter dem Motto „Frieden mit der Ukraine“ hatten neben Vertretern der ukrainischen Diaspora in Hamburg auch die Jugendorganisationen von SPD, Union, Grünen und FDP aufgerufen. Die Polizei sprach von mindestens 4500 Teilnehmenden.
Bei der Auftaktkundgebung am Hachmannplatz sprach die sichtlich bewegte Generalkonsulin der Ukraine in Hamburg, Iryna Tybinka. Sie forderte eine unverzügliche Verschärfung der bereits beschlossenen Sanktionen. An die Teilnehmenden gewandt sagte sie: „Gewöhnliche Menschen können in jedem Land Europas handeln. Gehen Sie auf die Plätze Ihrer Städte, und fordern Sie Frieden für Europa, Frieden für die Ukraine. Alle Europäer und Europäerinnen können in ihren Hauptstädten in die ukrainische Botschaft kommen und ihre Hilfe anbieten. Fordern Sie auch von Ihren Regierungen, dass die Ukraine mehr finanzielle, mehr humanitäre, mehr militärische Hilfe erhält.“
Protest gegen Angriff auf Ukraine in Hamburg: Vergleich Hitler/Putin
Alex, ein Mitorganisator der Demonstration mit ukrainischen Wurzeln, berichtete zunächst von einem Video, das ihm eine ukrainische Freundin am Morgen geschickt habe: „Jugendliche in einem Keller in Kiew singen Lieder von Frieden und Hoffnung und vergessen dabei für einen Augenblick, dass über ihnen Bomben fliegen.“ Seine ukrainischen Freunde, so der Student, sähen sich „mit leeren Händen der russischen Invasion ausgeliefert. Damit, dass niemand zu ihrem Schutz kommt, haben sie sich abgefunden, aber dass sie sich nicht einmal selbst schützen können, das können sie nicht verstehen.“ Er forderte die deutsche Regierung auf, dem Ausschluss Russlands aus dem Zahlungssystem SWIFT zuzustimmen und die Lieferung von Defensivwaffen freizugeben.
In weiteren kurzen Ansprachen drückten Vertreter von Grünen, Jusos, Jungen Liberalen und der Jungen Union ihre Anteilnahme und Unterstützung aus. Unter den Demonstrierenden war auch Justizsenatorin Anna Gallina von den Grünen.
Der Protestzug bewegte sich anschließend bis zum Rathausplatz, wo am Abend eine abschließende Kundgebung stattfand. In dem Demonstrationszug waren Plakate mit der Aufschrift „Heute Ukraine, morgen EU“ oder „Lieber frieren als Gas von Putin“ zu lesen. Auch gab es Hitler-Vergleiche mit dem russischen Präsidenten. „Stop this war criminal“ (Stopp diesen Kriegsverbrecher) stand auf einem Bild, das Wladimir Putin mit Seitenscheitel und Bürstenbart zeigte.
Russischer Protest vor russischem Konsulat
Bereits am Mittag versammelte sich vor dem russischen Generalkonsulat am Feenteich eine Gruppe von 20 Menschen, die mit Plakaten ihre Ablehnung des russischen Angriffskriegs zum Ausdruck brachten. „Ich bin auf eigene Initiative hier, weil ich nicht anders konnte“, erzählt Vadim Bekichev, ein russischer Familienvater. „Eigentlich müsste ich in 15 Minuten meinen Sohn von der Kita abholen, jetzt rufe ich meine Frau an und bitte sie, dass sie das für mich erledigt. Ich musste einfach hierher kommen und das kundtun, dass ich gegen den Krieg bin.“
Auch Hans-Jürgen Benedickt verspürte den Drang, sich solidarisch zu zeigen. Der 80-Jährige verwies auf die historische Dimension: „Ich bin geboren im Jahr des Angriffs auf die Sowjetunion und habe das immer als eine ungeheure Schuld empfunden. Dass Putin jetzt umgekehrt so ein wehrloses Land angreift wie die Ukraine, das empfinde ich am Ende meines Lebens als ein schreckliches Ereignis.“