Hamburg. Hamburger Unternehmer kämpft auf kreative Weise ums Überleben. In der HafenCity wird Sport in Eventzelten getrieben.
Es sieht schon etwas verrückt aus. Aber was ist in Corona-Zeiten schon noch normal? In der Hamburger HafenCity hat Nils Kuprat die Corona-Auflagen sportlich genommen und einen Weg gefunden, seinen Kunden Fitnesstraining vor Ort anzubieten. Vier Zelte stehen vor der Tür, vier auf der Dachterrasse. Darin stehen verschiedene Geräte parat, mit deren Hilfe die Mitglieder zusammen mit einem Personaltrainer ihren Körper ertüchtigen können. Damit ist das Fitnessstudio eines der wenigen, wenn nicht sogar das einzige in Hamburg, das solch ein Training anbieten kann.
Denn die Corona-Auflagen in Hamburg untersagen den Fitnessstudios in der Hansestadt den Betrieb. Doch es gibt eine Lücke. Und die hat Nils Kuprat genutzt und mithilfe seines Anwalts auch dafür vor dem Verwaltungsgericht gestritten. Denn Sport an der frischen Luft unter Hygieneauflagen ist nicht verboten. Die Zelte stehen zudem am Überseeboulevard auf dem Quartiersgelände, also auf nicht öffentlichem Grund. Der Trainer gilt als ein weiterer Haushalt und trägt zudem eine Maske.
Fitnessstudio: Bezirksamt Mitte bezieht Stellung
Trotzdem stand die Polizei vor einigen Wochen vor der Tür. Nach einigem Hin und Her ging der Fall vor Gericht. In einem Schreiben, das dem Abendblatt vorliegt, bezieht das Bezirksamt Mitte Stellung und sieht derzeit keinen Anlass für ein "ordnungsbehördliches Einschreiten". Das Personaltraining bewege sich im Rahmen, wie es durch die Verordnung zur Eindämmung der Ausbreitung des Coronavirus (6.11.2020.) vorgegeben wurde.
Schon während des ersten Lockdowns hatte Kuprat als Inhaber des Fitnessstudios Prime Time in der HafenCity das Training an der frischen Luft unter einem Zeltdach angeboten. Auch mit dem zweiten Lockdown im November wollte er wieder Fitnessgeräte in einem Zelt unterbringen. Dann kam der Besuch der Polizei und das juristische Zwischenspiel, das Kuprat im Eilverfahren für sich entscheiden konnte.
Es blieb beim großen Zelt – bis zum Besuch der Hamburger Gesundheitsbehörde. Laut Kuprat beurteilte diese die Situation wieder etwas anders. Dabei ging es vor allem um die Frage beziehungsweise Formulierung Fläche. Ein Zelt, eine Fläche, ein Sportler mit Trainer. Deshalb baute Kuprat vor zehn Tagen um. Anstatt eines großen Zeltes sind es nun eben vier kleinere Zelte vor dem Fitnessstudio sowie vier weitere auf der Dachterrasse. "Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg", sagt der Unternehmer. Sich hinsetzen und zusehen, wie all das, was er in rund drei Jahren aufgebaut habe, kaputt gehe, könne er nicht. Deshalb versuche er alles, den Betrieb am Laufen zu halten.
Kuprat: Weiteres Fitnessstudio in Winterhude
Die Mitglieder würden es ihm danken. "Wir sind eines der einzigen Studios, die diese Dienstleistung noch erbringen können. Darüber spricht man. Das hilft", sagt er. Natürlich verzeichne auch er einen Rückgang, allerdings nicht so stark wie branchenweit. Die Einnahmen würden für die laufenden Kosten reichen und einige seiner Trainer, die auch auf das Gehalt angewiesen seien, bräuchten so nicht in Kurzarbeit gehen. Außer dem Training in den Zelten werden zudem Onlineangebote gemacht und weitere Fitnessgeräte sowie weiteres derzeit nicht genutztes Equipment habe er verliehen. Da spiele ihm in die Karten, dass derzeit Hometrainer vergriffen seien. "Es gibt Lieferzeiten von sechs Monaten", so Kuprat, der seit 15 Jahren in der Branche tätig ist.
Dass es wieder bergauf geht, davon ist der Hamburger überzeugt. So überzeugt, dass er mitten in der Krise den Mietvertrag für ein weiteres Fitnessstudio in Winterhude unterzeichnet hat. "Es gibt zwei Wege, sich wegducken oder handeln. Ich sehe die Krise als Chance", sagt Kuprat.
Einkaufen im Container in der HafenCity
Eine Krise kreativ angehen: Das lässt sich in der HafenCity gleich noch ein paar Meter weiter entdecken. Denn wer bei Edeka auf dem Überseeboulevard einkaufen möchte, kann dies derzeit in Containern tun. In der vergangenen Woche wurde sie für Kunden geöffnet. Grund für die PopUp-Boxen, wie die Edeka-Leiter sie nennen, ist eigentlich auch nicht gerade schön. Die Filiale steht unter Wasser und muss aufwendig saniert werden. Letzter Verkaufstag war am 31. Dezember. Bis voraussichtlich April werden die Arbeiten andauern.
Um die Versorgung sicherzustellen und weiter den Kunden ein reduziertes Angebot zu unterbreiten, entstand die Idee mit den Boxen. Weitere Infos und Eindrücke dazu finden sich auf der eigens eingerichteten Internetseite unter popup-market-hafencity.de.